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Montag, 13. November 2017

Guatemala - eine Busfahrt die ist lustig eine Busfahrt, die ist sch...




Wir mussten uns erst einmal sortieren und herausfinden, wie die Einreise vonstatten geht. Dabei kamen wir mit Jack, einem US-Amerikaner Ende 50 und seiner mexikanischen Partnerin Anna ins Gespräch. Er war vor Jahrzehnten auf die Isla Mujeres bei Cancun  ausgewandert, vermietete einige Appartements dauerhaft an andere amerikanische Auswanderer und musste deshalb nie wieder arbeiten. Er kocht für seine Lebensgefährtin Anna, welche für den mexikanischen Staat arbeitete und sich als Hundefriseurin einen Namen auf der Insel gemacht hatte. Bei der Passkontrolle zur Ausreise einigten wir uns darauf, zusammen zu unserem Übernachtungsort zu reisen und uns in ein komfortables Taxi anstelle eines Busses zu quetschen. Er  war offensichtlich sehr froh, jemanden zum Plaudern  gefunden zu haben, denn er erzählte ohne Punkt und Komma. Anna sagte leider nicht viel, sie konnte kein Englisch, wir kein Spanisch. So verging die Fahrt relativ schnell. In Huehuetenango angekommen teilten wir den Fahrpreis und verabredeten, uns noch einmal an einem anderen Ort wiederzutreffen und tauschten Nummern. In den folgenden Tagen schafften wir das dann leider doch nicht aber während seiner Zeit in Guatemala sendete Jack uns ununterbrochen witzige Sprachnachrichten über seine Reisepläne und seine Flucht durch einen Sprung aus einem fahrenden Bus, der offensichtlich in die falsche Richtung fuhr, auch wenn der Busfahrer es nicht zugeben wollte.

Wir fanden die Adresse zu unserem Airbnb auf Anhieb, standen vor der Tür des Appartements und klopften. Niemand da. Da wir von einer langwierigen Busfahrt ausgegangen sind, waren wir 2 Stunden zu zeitig dran. Doch in Huehuetenango funktionierte der Buschfunk perfekt. Der Sicherheitsmann des Gebäudes sah uns große Ausländer den Aufzug nehmen und konnte sich denken, dass wir Carlos´ Gäste sein müssen. Ein kurzer Anruf und Carlos kam aus seinem Büro um die Ecke vorbei, um zu sehen, ob wir es seien. Da standen wir nun vor verschlossener Tür und ich (Steffi) jammerte, dass ich aufs Klo müsse und keine 3 Minuten später stand ein charismatischer  Guatemalteke vor uns und hieß uns willkommen.  Wir bezogen unser schönes Doppelzimmer und Carlos fragte nach unseren Plänen. Geld tauschen, SIM-Karte kaufen, Abendessen. Er bot uns sofort seine Hilfe an, ging mit uns zum nächsten Handygeschäft und regelte alles. Danach verabschiedete er sich kurz zurück ins Büro und wir verabredeten uns zum Abendessen mit ihm und seiner Frau Ana Paola. Wir tauschten Geld zu einem unverschämten Wechselkurs und drehten eine Runde über den nächtlichen Park Central. Ana Paola (Kaffeplantagenbesitzerin) und Carlos (Burgerrestaurantbesitzer, Airbnb -Vermieter und Bauherr einer zukünftigen Ferienlodge auf der Plantage) holten uns mit ihrem brandneuen Mazda SUV ab und wir fuhren zu einem Restaurant direkt neben unserem Apartment, welches die beiden selbst noch nicht probiert hatten. Es war eine verwinkelte Gaststube mit vollgeschriebenen Wänden und einem Wirt, der sich höchstpersönlich um die Gäste kümmert. Die beiden arrangierten 2 Platten mit guatemaltekischen Spezialitäten und einheimischem Bier. Ana Paola und ich teilten uns eine Flasche Rotwein. Die Empanadas, Tostadas und Fleischspezialitäten waren köstlich. Ana war Vegetarierin und bekam ein kleines Extra Tellerchen. Zum Bier wurden Limetten und schwarzes Salz gereicht. Der Wirt hielt einen 10-minütigen Vortrag über die Bedeutung und Entstehung Huehuetenangos (umgangssprachlich Huehue , Wewe) und über das außergewöhnliche schwarze Salz. Es kam aus dem guatemaltekischen Hochland, welches vor Jahrmillionen einmal Meeresboden gewesen war. Durch verschiedene Prozesse wurde es schwarz und ist für den Verzehr geeignet. Man bekommt es als Brocken, welcher dann abgeraspelt wird. Ein toller Hingucker. Nach einiger Zeit im Restaurant und vielen tollen Gesprächen luden uns die beiden ein, doch am nächsten Tag mit ihnen nach Quetzaltenango zu kommen. Der Unabhängigkeitstag stand an und den wollten sie mit Freunden und Familie feiern. Wir hatten keine Pläne und uns waren die beiden genauso sympathisch, also sagten wir zu.


Unsere Platte mit guatemaltekischen Spezialitäten

Findet unseren Beitrag...
Da ist er :-)

Am nächsten Morgen gab es Cornflakes und handgebrühten  köstlichen Kaffee von Ana Paola´s Plantage zum Frühstück und anschließend fuhren wir zu ihrem Elternhaus um ihre Schwester (Ärztin) abzuholen. Wir lernten außerdem ihre Mutter, ihren Bruder, die Haushälterin und den Haushund Diego kennen. Er denkt, er wäre noch ein Welpe, weshalb er auf Kommando an Unterarmen saugt wie an Mutters Zitzen.


Diego saugt sich fest

Wir hatten es hier mit sehr wohlhabenden Leuten zu tun. Nun ging es zum Familienbüro. Anas Vater (Architekt), Carlos und Ana teilen sich ein schickes Gebäude mit jeweils eigenen Büros. Wir sagten kurz Hallo und Tschüss, luden einen 40-Kilo-Sack Kaffee aus dem Mazda, packten unser Gepäck in den BMW X5 um und brausten los. Nach einem Stopp an Carlos´ Burgerschnellrestaurant gab es einen köstlichen „Guateburger“  auf die Hand und los ging die wilde Fahrt. Die beiden hatten uns gewarnt, dass die Straßen in sehr schlechtem Zustand seien und sie hatten Recht. Mal fehlten 100m Asphalt, mal eine Fahrspur  oder die Schlaglöcher glichen Mondkratern.  Zwischendurch gab es beeindruckende Vulkane und schöne grüne Landschaften zu sehen. Leider sieht man noch mehr bettelarme, vor allem indigene Bevölkerung, Müll, Dreck und heruntergekommene Städte. Die Luftverschmutzung durch alte Busse, Lkw´s und Fahrzeuge nimmt einem die Luft zum Atmen. Als wir in Quetzaltenango ankamen, trafen wir als ersten auf den „Primo“. Pablo ist Carlos Cousin,ist verheiratet und hat eine süße Tochter. Danach traf „Rojo“  (Architekt und Carlos´ bester Freund) mit Frau (Anästhesistin) und Sohn ein und es gab ein paar Pitcher Bier und Sangria zur Einstimmung. Alle waren supernett und sprachen gutes Englisch. Wir checkten im selben Hotel ein wie die anderen und fuhren dann zusammen ins nächste (für die hiesigen Verhältnisse) Edelrestaurant. Dort bestellten die Jungs flaschenweise Rum und Gin, es gab gute italienische Küche und ein Sänger führte durch den Abend. Die Preise waren trotzdem noch unter deutschem Niveau, also genossen wir den Luxus. Wir feierten bis spät in die Nacht und hatten richtig viel Spaß. Wir zwei fuhren mit dem Taxi zurück und ließen uns am nächsten Morgen erzählen, dass die Gruppe von 7 Erwachsen sturzbetrunken in einem Toyota IQ(!!!!) heimgefahren ist. Sie waren so schwer, dass die Reifen die ganze Zeit an den Radkästen schliffen. 


Süffiger Abend mit unseren neuen Freunden aus Guatemala

Am  Tag darauf hatte Basti mit einem ordentlichen Kater zu kämpfen und blieb bis mittags im Bett. Ich fuhr mit Rojo, Kind und Kegel nochmal ins Stadtzentrum und schaute mir den Park Central an. Die beiden zeigten mir wichtige Bauwerke und erklärten etwas dazu während klein Santiago Tauben fütterte. Zum Mittagessen holten wir den Rest der Truppe vom Hotel ab und düsten ins nächste Restaurant. Auf dem Dach eines 14 stöckigen Hotels gab es Begrüßungsdrinks (Konterbier für die Jungs) und noch mehr Freunde aus Guatemala City stießen zur Gruppe dazu. Am Pool (leider war es bitterkalt) gab es dann Ceviche (leckeren Fischcocktail) zu essen. Anschließend zogen wir in ein anderes Restaurant um noch mehr zu trinken. Basti und ich kauften deutsches Bier (Bitburger) im Supermarkt für die Jungs. Vorm Hotel ging es flüssig weiter. Guatemaltekischer Qualitätsrum als Einstimmung auf den Abend.  Danach fuhren in ein weniger schickes aber authentisches Lokal, in dem eine Band Salsa und andere Rythmen spielte. Carlos und  der „Primo“ bestellten für uns Cocktails aus Quetzalteca, dem klaren Nationalschnaps. Normalerweise hat er einen ähnlichen Ruf wie Korn in Deutschland, ist aber mit Aroma, Limettensaft und Zucker echt süffig. Carlos forderte mich zum Tanzen auf und zeigte mir ein paar Tanzschritte.



Da ist er, der Nationalschnaps


Quetzalteca mit Limette und Limonade - lecker!

Zum Frühstück fuhren uns Carlos und Ana Paola in ein schnuckliges Café mit Tischen im Garten, anschließend setzten sie uns an der Chickenbus-Station ab. 


Ein letztes Selfie mit Carlos, unserem Lieblings-Cerote

Dort war das schöne Leben nun vorbei und es ging zurück in die Backpacker-Realität. Es war laut, chaotisch, schmutzig, die Abgaswolken brachten einen zum Husten und man musste sich wieder mit Straßenverkäufern  und Bettlern auseinandersetzten. Sie schenkten uns noch eine Tüte mit kleinen Flaschen Quetzalteca und guatemalischen „Tortrix“  - Chips. Der Abschied fiel uns wirklich nicht leicht, da uns einfach alle Leute, die dieses Wochenende mit uns verbracht hatten, so herzlich aufgenommen und integriert hatten. Wir hoffen wir treffen uns einmal wieder. Hier oder in Deutschland.
Unsere erste „Chickenbus“-Fahrt sollte auch die letzte bleiben. Chickenbusse sind ausrangierte, amerikanische Schulbusse aus den 70er Jahren, welche neu bestuhlt werden und einen stärkeren Motor verpasst bekommen. Außerdem werden sie mit Airbrush und Chrom verziert und aufgepeppt. Je abgefahrener so ein Bus aufgemotzt ist, umso besser wird er wahrscheinlich in Stand gehalten. Die Einheimischen transportieren damit so ziemlich alles, eben auch lebende Hühner, daher der Name. Es ging von Quetzaltenango  nach Panajachel, dem Ausgangsort  zur Überfahrt in die Dörfer am „Lago Atitlan“. Die 2,5 Stunden verbrachten wir eingezwängt auf der letzten Reihe des Buses. Sitzen war nur schräg möglich, da der Sitzabstand etwa 25 cm betrug. Guatemalteken sind sehr klein und wir stechen mit 1,75 und 1,80 deutlich als Riesen heraus. Wir waren die einzigen Touristen im Bus. Ständig mussten wir das Gepäck und die Bierlieferung des Buses vorm Rutschen sichern und hofften, diese Fahrt durch die Serpentinen zu überleben. Der Busfahrer fuhr wie eine besengte Sau, es gab keinerlei Gurte und es ist ein offenes Geheimnis, dass solche Busse durch schlechte Wartung mindestens einmal pro Monat über die Klippen abgehen und viele Menschen sterben. An der Rückseite gibt es einen Ausstieg mit einer Leiter aufs Dach. Dort werden die Waren und das Gepäck der Reisesenden von einem Begleiter aufs Dach geschnallt. Da Zeit Geld ist, befestigt und lockert er alles bei voller Fahrt mit 80 Km/h und steigt auch bei voller Fahrt ein und aus. Da haben wir nicht schlecht geschaut. Nach dieser nervenaufreibenden Fahrt kamen wir zum Glück unversehrt in Panajachel an und bestiegen die nächste Fähre nach San Pedro la Laguna, dem beliebtesten Feriendorf am See.
Nach halbstündiger Überfahrt und Transfer mit dem Tuk-Tuk durch die engen Gässchen erreichten Wir unser Airbnb. Eigentlich wohnte hier der Besitzer, welcher Künstler war und alle 3 Zimmer mit seinen Kreationen verziert hatte aber wir hatten Glück. Für die Dauer unseres Aufenthaltes war er nicht da und wir hatten die ganze Etage für uns allein. Wir hatten Hunger und machten uns auf die Suche nach etwas zu essen. Wir schlenderten durch enge Gassen und steile Straßen auf und ab, fanden aber nichts, das uns so wirklich ansprach. 


San Pedro La Laguna, ein nett am Hang gelegenes Dörfchen


Unser improvisiertes (aber funktionierendes) Waschbecken


Die engen Gassen von San Pedro

Die einheimischen Frauen in ihren traditionellen Kleidern transportieren noch viele Waren auf dem Kopf.

Letztendlich entschieden wir uns für ein kleines Lokal in dem wir die einzigen Gäste waren. Wir bestellten jeweils Ceviche und Guacamole und tranken einen Tee, da wir nach so viel Party unserer Leber ein wenig Ruhe gönnen wollten. Die Guacamole war lasch aber nicht so schlimm wie das Ceviche. Die Shrimps waren tiefgekühlt und wurden in der Mikrowelle aufgetaut. Dementsprechend schwammen sie grau, labberig und in ihre Bestandteile zerfallend in einer Ketchupsoße mit Zwiebel-, und Tomatenstücken. Es war ungenießbar. Wir versuchten zunächst, die kleinen Krustentiere mit viel scharfer Soße runterzuwürgen, beschränkten uns dann aber nur auf Tomaten und Zwiebeln und sammelten die Schrimps raus. Seitdem haben wir eine neue Grundregel: niemals Meeresfrüchte fernab der Küste essen.

Für den nächsten Tag stand ein Kajakausflug auf dem Programm.  Für ca. 15€ konnte man sich für 3 Stunden ein Kajak leihen und über den See in die anderen Dörfer paddeln. Auf der Straße sprach uns ein Mann freundlich  an, ob wir nicht ein Boot leihen wollten. Ja, das wollten wir. Er nannte uns einen horrenden Preis und wurde etwas sauer, als er erfuhr, dass wir eine ungefähre Preisvorstellung hatten. Nachdem wir ihm dankten und ihm ehrlich sagten, dass wir noch ein paar Preise vergleichen möchten und gegebenenfalls auf ihn zurückkommen würden, wurde er richtig ungehalten. Sein Büro wäre gleich irgendwo hier unten und wir könnten das Kajak gleich auf der Stelle buchen. Nach einigem Diskutieren zog er schimpfend, gestikulierend und beleidigt ab. So schnell war es vorbei mit der Freundlichkeit. Wir steuerten auf ein kleines Büro zu und der nette Mitarbeiter nannte uns sofort den Preis, den wir hören wollten. Also kamen wir ins Geschäft. Wir stellten uns ein wenig an, unseren Rucksack und uns unfallfrei ins Billigkajak zu bugsieren , da uns zunächst niemand half. Nach etwa 10 Minuten hatte doch jemand Erbarmen mit uns und zeigte uns wie´s geht. Das Kajak war super flach und es gab keine wasserdichten Behälter oder Kammern. Also hofften wir, dass es dabei blieb, dass nur unser Hosenboden und nicht auch unser Rucksack mit  Kamera, Handy und Co. nass  wurde. Jede vorbeifahrende Fähre wurde zur Gefahr durch Wellen. Eigentlich wollten wir ans andere Ufer nach San Marco fahren, merkten aber bald, dass unser Kajak ständig in die falsche Richtung zog und wir Angst um unsere Sachen hatten. Also änderten wir unseren Plan und fuhren entspannt zum Nachbarort. Dort gab es allerlei Handwerkskunst und Gemälde zu kaufen. Dem ein oder anderen Einheimischen konnte man beim Weben oder Malen zusehen. Wir liefen durch die Gassen  und waren gefühlt die einzigen Touristen. 






In der Nebensaison ist das Reisen manchmal sehr angenehm. Wir kehrten in ein kleines Restaurant ein, genossen frischen Salat und Säfte und hatten einen herrlichen Blick auf die Vulkane, die ab und zu durch die Wolkendecke brachen. Wir nutzten die Zeit um ein wenig den weiteren Ablauf der Reise zu planen. 


Ausblick auf den Lake Atitlan

Wir holten unser Kajak wieder bei einem netten Opa am Ufer ab. Er wohnte dort mit Frau und Hund und passte auf unser Boot auf. Wir gaben ihm ein kleines Trinkgeld, über das er sich aufrichtig freute und fuhren zurück in den Ort. Leider war es momentan nicht empfehlenswert, die Gegend wandernd zu erkunden, da regelmäßig auf sich immer ändernden Routen Wanderer gezielt ausgeraubt werden. Sehr schade, bei dieser malerischen Landschaft und tollen Natur .Wir machten uns frisch und zogen uns trockene Kleidung an. Dann war plötzlich schon wieder Zeit fürs Abendessen und wir fuhren mit dem Tuktuk in den Ortskern. Dort fanden wir ein nettes Restaurant und blieben etwas länger, da sich gerade ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch entlud.

Wir frühstückten am nächsten Tag ausgiebig in einem tollen Cafe und kauften noch Souvenirs in einem kleinen Geschäft. Das Wetter war herrlich klar, sodass wir endlich schöne Fotos von den Vulkanen machen konnten. Wir hatten Glück und erwischten gerade rechtzeitig das nächste Touristenshuttle, das uns sicher, schnell und bequem nach Antigua brachte. 


Unser Boot für die Überfahrt nach Panajachel

Vulkan San Pedro

Vulkan de Atitlan

Wir checkten in unserem hübschen Boutique-Hostel ein und machten uns sofort auf den Weg, um noch ein paar Spanischschulen abzuklappern.  Die Dritte erschien uns sehr einladend und hatte auch noch ein tolles Preisleistungsverhältnis.
220 US-Dollar für 30h Unterricht ( 6h am Tag) und 180 US-Dollar für die Unterbringung bei einer Gastfamilie inkl. 3 Mahlzeiten am Tag. Wir konnten gleich am nächsten Tag beginnen und hatten eine sehr freundliche, geduldige und humorvolle Lehrerin namens Marisol. Gleich mittags zogen wir bei Jorge, seiner Frau Barbara, den 2 pubertären Söhnen und Oma Hilde ein. Die Familie war freundlich, wenn auch zurückhaltend und man zeigte uns unser Zimmer. Leider war es recht dunkel und schimmelig, aber für eine Woche würde es schon gehen. Wir hatten ein winziges Bad für uns allein. Normalerweise können bis zu 6 Schüler gleichzeitig dort leben, da sie noch 2 freie Zimmer hatten aber wir waren glücklicherweise die Einzigen. Vater Jorge fährt gelegentlich Shuttlebus zum Flughafen in Guatemala City und Barbara war ehemalige Sekretärin, nun aber Hausfrau. Jorge erklärte ganz genau, wie die Schließanlage der Haustür funktionierte (mit einem Schlüssel und einem Schloss, das war uns vertraut) und erklärte, man müsse am Spezialduschkopf nichts verstellen, sonst würde man sich schnell verbrühen. In Guatemala hatten wir oft Duschen, die nur kalt waren. Mit einem speziellen Duschkopf, der separat mit Strom versorgt und beheizt wird kann man wärmer duschen je weniger Wasser durchläuft. Das Ganze funktioniert wie ein kleiner Durchlauferhitzer und wirkt mit den offenen Kabeln nicht so sicher. Aber so reicht es wenigstens zu einem lauwarmen Rinnsal. 


Das war für eine Woche unsere schicke Unterkunft


Duschkopf mit eingebautem Durchlauferhitzer - elektrische Leitungen in
Wassernähe machten auf uns nicht den sichersten Eindruck

Das ganze Haus war mit Listen von Verhaltensregeln (leider auf Spanisch) versehen. Nur W-LAN sei nicht verfügbar. Man wechsle gerade den Anbieter und sei noch nicht angeschlossen. Das einzige verfügbare Netzwerk  mit dem passenden Namen wurde im Empfang leider stärker, je näher man dem Wohnbereich kam. Wir sind ja nicht blöd, aber höflich genug, nicht darauf herum zu reiten. Das Mittagessen war einfach und nicht  besonders üppig, aber auf die ganze Aufregung ausreichend. Nach der Mittagspause ging es zurück in die Schule, nochmal 2 Stunden pauken. Der erste Tag hatte ein irres Pensum und nach der Schule nahm uns ein Lehrer noch mit auf eine gratis-Stadtführung um uns wichtige Bauwerke und Restaurants, Supermärkte und Banken für unser Leben in der Stadt zu zeigen. Nach so vielen Informationen schwirrte mir im wahrsten Sinne der Kopf und ich (Steffi) musste erst einmal eine zuckerhaltige Cola trinken um meinen Schwindel in den Griff zu bekommen. 


Einer der berühmt-berüchtigten "Chickenbusse"


Die Familie passt  immer aufs Moped! Unabhängig von der Anzahl der Personen...

Spanisch Lernen an unserem freien Tag im Gartenrestaurant

Die folgenden Tage waren von einem angenehmen Alltag geprägt. Aufstehen, warten bis wir zum Frühstück gerufen wurden, Schule, Mittagessen, Schule, Hausaufgaben und Lernen, Abendessen. Schon am zweiten Tag fragte Basti, ob er einen Nachschlag vom Mittagessen haben könnte, da seine Hühnerkeule eher einer Wachtel entsprach. Barbara sagte, die Portionen seien zugeteilt, es gäbe nicht mehr. Also deckten wir uns im Supermarkt mit unverderblichen Snacks ein, die wir im Zimmer versteckten. Eine Hausregel besagte: kein Essen und keine Getränke außer Wasser im Zimmer. So konnten wir uns nach jeder kargen Mahlzeit sattessen. Eines Abends ging ich nichtsahnend auf die Toilette und entdeckte einen Teil eines ziemlich großen Insekts unter der geschlossenen Tür. Ich fand die grauenhafteste Spinne, die man sich nur vorstellen kann- eine Skorpionspinne. Die längsten Beine waren je ca. 15 cm lang und sie hatte riesige Beißwerkzeuge, die sie laut Wikipedia zum Schneiden von Fleisch verwendet, da sie auch Aas frisst. Sie ist ungiftig, kann aber Menschen schmerzhafte Wunden zufügen. Basti benutzte ein sehr großes und sehr schweres Buch, um sie zu erlegen. Wir wollten sie eigentlich fangen und aussetzen, hatten aber nichts, das groß genug für dieses Monstrum gewesen wäre. Leider konnte ich mir mit diesem Untermieter nicht das Bad teilen. Mir reichte schon die Heerschaar an Spinnen in unserem Zimmer, die hinter Gemälden und Schränken hervorkamen, sobald das Licht aus war.  Das widerliche Ergebnis könnt ihr hier bestaunen. Was für eine Sauerei…


Schaut euch nur die Beine an... Wahnsinn!

Nochmal in ganzer Pracht, inklusive Beißwerkzeuge

Der Unterricht machte großen Spaß und wir machten Fortschritte. Die Woche ging vorbei wie im Flug und so wurde es Freitagabend (das Wochenende war schulfrei). Zum Abendessen im Hause S. gab es labberigen Brokkoli, angemacht mit zu viel Sojasoße und Reisbeilage. Nach jeder Mahlzeit stellten sich nach 2 Stunden Blähungen ein. Wir wunderten uns, was sie ins Essen gemischt hatte. Ganz schlecht bekam uns die Instant-Bratensoße. Da die Familie immer separat ohne uns aß und Jorge und Barbara uns davor oder danach beim Essen zuschauten, glich jede Mahlzeit einem Interview. Wir quälten uns den überwürzten, leicht schleimigen Kohl runter und gingen in unser Zimmer, um einen Film zu sehen. Etwa 2 Stunden später wurde mir plötzlich schlecht und ich musste mich übergeben. Basti ging es kurz darauf nicht anders. Wir wechselten uns mehrmals im Bad ab und entledigten uns des Abendessens. Das Klopapier ging uns auch langsam aus und so ging ich schwach zum Gastvater und fragte nach Ersatz. Das Ganze konnte sich ja noch bis spät in die Nacht so weiterziehen. Auf Spanisch und Englisch sagte ich, dass wir krank seien und hielt mir den Bauch. Leider hatten sie kein Papier im Haus und Barbara zog im Bademantel mit Sohn als Begleitschutz im Regen zur Tienda los und kaufte Nachschub. Als sie die Rolle hinstellte sagte sie zu Basti offensichtlich angesäuert, dass ja noch welches da wäre. Er meinte, dass das richtig sei, aber wir ja noch wer weiß wie lang brechen müssten. Ohne ein Wort zog sie ab und ging ins Bett. Keine Silbe darüber, ob wir etwas bräuchten oder was los wäre. Barbara wusste ganz genau Bescheid. Wir waren etwas sprachlos. Uns war klar, dass der Brokkoli vom Vortag schuld und nicht der Frischeste war. Ich ließ meine erste Lebensmittelvergiftung in 2 Jahren Reisen mit Schüttelfrost ausklingen, hatte aber den Rest der Nacht Ruhe.

Am Morgen danach erschienen wir knülle zum Frühstück. Man fragte nach unserem Befinden. Wir sagten Barbara, dass ihr Brokkoli schlecht war. Jorge verfiel in einen verzweifelten Monolog über Gefahren beim Essen an Straßenständen. Dumm nur, dass wir ausschließlich ihr Essen und zwei Schokoriegel zu uns genommen hatten. Wir sagten das heimische Mittagessen ab und gingen in der Stadt in ein Restaurant und aßen etwas Mildes. Zum Abendessen erschienen wir aus Höflichkeit, ließen aber das Gemüse liegen. Sonntags gab es planmäßig keine Mahlzeiten in den Familien, so gönnten wir uns am Marktplatz im legendären Café Condessa ein köstliches Brunch für 8 US-Dollar pro Person und machten etwas Sightseeing und Fotos von dieser schönen Kolonialstadt. 


Arco de Santa Katalina, der das Kloster rechts mit der Bibliothek links verband, sodass die Nonnen nicht auf der Straße vom Pöbel gesehen werden.
Da schaut er aus den Wolken heraus, der Vulkan de Agua
Convento Santa Clara
Tanque la Union
Je mehr wir trinken, desto mehr sparen wir!



Kirche La Merced

Innenhof des Restaurantes del Arco

Festumzug zu ehren der heiligen Mercedes


Antigua liegt im Tal umgeben von 4 teils aktiven Vulkanen, die in der Regenzeit sehr scheu sind und sich hinter Wolken verstecken. Auf Gemälden und Fotos im Sonnenschein entfaltet sich ihre ganze Pracht. So verliebten wir uns in die Gemälde eines Künstlers, der im Innenhof des historischen Hotels „Don Rodrigo“ malte.


Der Maler unseres Bildes

Innenhofansichten des Hotels Don Rodrigo



Basti beschloss, mir als Geburtstagsgeschenk eines zu kaufen und es heimzuschicken. Montag war unser letzter Schultag und wir bedankten uns mit einem kleinen Geschenk bei Marisol, die uns ein wenig ans Herz gewachsen war. Nach dem Unterricht machten wir uns auf den Weg zu UPS, da uns Jorge und Marisol versichert hatten, die hiesige Post sei mehr als unzuverlässig. Entweder das Paket käme nie an oder es wäre beschädigt und die Hälfte würde fehlen. Die Dame bei UPS sagte uns, der Transport würde 3 Tage dauern und das 4 Kilo Paket würde 250 US-Dollar kosten. Das war uns deutlich zu teuer. Also nahmen wir es wieder mit und suchten einen Schreibwarenladen auf. Service und Freundlichkeit hat in Zentralamerika oft einen geringeren Stellenwert. Gewohnt lustlos wurden wir im Schreibwarenladen bedient und kauften Luftpolsterfolie, um das Bild für unseren Transport quer durchs Land zu schützen. Man schnitt uns den m² ab, wir fragten nach einem Stück Klebestreifen. Nein, wir müssten die ganze Rolle kaufen. Der Laden führte Postkarten aber nicht die Briefmarken, die ich auch benötigte. Damit war das Gespräch beendet. Wir verschnürten unser Bild letztendlich mit Bindfaden, den wir dabei hatten und konnten 3 Wochen später unserer Freundin Sandra endlich Bild und  Souvenirs nach Deutschland mitgeben. Wir packten unsere Koffer und freuten uns auf die Abreise am nächsten Tag. Wir hatten schnell gemerkt, dass die Familie sehr gutes Geld mit uns verdiente und es nicht aus Interesse am Austausch mit anderen Nationalitäten oder Nächstenliebe tat. Bei den einfachen Mahlzeiten, keinem W-LAN und weniger Stromverbrauch beim Duschen blieb gut was hängen.


Das Avena (Haferschleim) zum Frühstück am Abreisetag hätte nicht dünner sein können. Es war mit Milchpulver gekocht, welches auch seeehr sparsam eingesetzt wurde, Zucker fehlte gänzlich. Wir rühren dieses Zeug nie wieder an. Der Abschied war kurz und schmerzlos. Barbara war nicht im Haus. Mit 45 Minuten Verspätung holte uns der Shuttlebus nach Semuc Champey ab. Wir schauten hilflos zu, als unser Gepäck auf dem Dach verstaut wurde, was wenn möglich, zu vermeiden ist und stiegen in den Kleinbus. Wir kurvten endlos durch die Stadt und sammelten Pärchen aus verschiedenen Unterkünften ein. Dann gelangten wir an ein jüdisches Hostel, aus dem weitere 8 Passagiere zustiegen. Nun ging es hinaus aus der Stadt und wir kamen mit Enaf ins Gespräch einer 22-jährigen Israelitin. Es stellte sich heraus, dass wir durch Zufall 2 Kanadier und sonst nur (16) Israelis an Bord hatten, die sich alle irgendwo in Guatemala kennengelernt hatten. Zentral- und Südamerika sind sehr beliebt und von der Namensgebung vieler Shops, Restaurants und auch vom Nahrungsangebot auf dieses Land eingestellt. Es gibt sogar Hostels ausschließlich für jüdische Israelis, die koschere Speisen anbieten um das Reisen zu vereinfachen. Das haben wir auf der ganzen Reise noch nicht erlebt und fanden Enaf´s Erzählungen superspannend. Sie brachte uns sogar das ein oder andere Wort hebräisch bei. Asaf, einer unserer Mitreisenden, nahm es mit dem Glauben und dem Essen nicht ganz so genau und war da etwas flexibler als die anderen. Auf einem Rastplatz vor Guatemala City war dann erstmal Schluss für uns. Ohne Begründung stoppte unser Busfahrer und sagte, wir würden auf einen anderen Bus warten und müssten umsteigen. Nach einer endlosen Stunde kam ein baugleicher Bus, es wurde umgepackt und um die besten Plätze gekämpft. Wir verloren und saßen in der letzten Reihe. Was für ein Geschaukel. Beim Umladen verunglückte einer der Rucksäcke und fiel geräuschvoll vom Dach des Busses. Das blieb unbemerkt bis ich den Besitzer des Rucksacks darauf aufmerksam machen konnte, der wiederum den Busfahrer darauf aufmerksam machte, dass sein Rucksack unter und nicht auf dem Bus lag. Bei der nächsten Pinkelpause entbrach ein lautstarker Streit zwischen 2 Passagieren, da  sich ein junger Mann umgesetzt hatte, eine Frau fand das nicht fair und beschwerte sich beim Busfahrer, den ließ das kalt. Er fuhr los, während die beiden noch stritten und standen. Früher oder später würden sie sich schon hinsetzen und das taten sie auch. Nach einer 12-stündigen Reise (statt geplanter 8 Stunden) und einer einstündigen Fahrt stehend auf einer Ladefläche eines kleinen Lkws kamen wir im Hostel an. Wir waren völlig erschöpft und nach einer kalten Dusche ging es ohne Essen ins Bett.


Highway in Guatemala, es geht auch noch deutlich schlimmer

Die Gegenfahrspur bekommt bald eine Asphaltschicht...vielleicht.
Die letzte Stunde auf dem 4x4-LKW. Wir wollten nur noch ankommen. 

Am nächsten Tag starteten wir bester Laune zu den natürlichen Pools von Semuc Champey. Wir entscheiden uns, keine Tour zu nehmen. Man  wandert ca. 1 Stunde durch den Dschungel zu einem Aussichtspunkt hoch oben auf den Bergen und schaut in die Schlucht auf die türkisblauen Pools. Wir entdeckten beim Birdwatching viele neue Arten und stiegen mit der Aussicht auf ein kühles Bad wieder hinab. Wir waren die ganze Zeit über fast allein. Nur manchmal begegnet man einem Ranger des Nationalparks, der Überfälle verhindern soll. Trotzdem werden regelmäßig Touristen ausgeraubt. Wer es nicht so sportlich mag, kann einfach 10 Minuten lang ebenerdig zu den Pools laufen.


Unser kleines Hüttchen, das wir uns mit 2 anderen Parteien teilten.


Frühstück mit Blick auf den Dschungel


Auf gehts ins feuchtwarme Vergnügen

Blattwanze mal anders

Endlich am Aussichtspuntk angekommen. Wunderschöner Blick,
auf die Terrassen das Schwitzen hat sich gelohnt


Kleiner Ameisenhügel
Wahrscheinlich eine Art Pilz, aber sicher sind wir uns nicht

Semuc Champey besteht aus einem Fluss, der unterirdisch fließt und schon viele Menschen das Leben gekostet hat. Überirdisch fließt ein kleiner Teil mit wenig Strömung in Pools, die von Pediküre-Fischen bewohnt sind. Erstmal ist es komisch, wenn sie zu arbeiten beginnen. Nachdem man sich daran gewöhnt hat, kitzelt es nicht mehr so schlimm und man steigt mit streichelzarten Füßen aus den Fluten-und das gratis. Als wir uns gerade auf den Rückweg machen wollten, kamen Enaf, Asaf und die anderen mit ihrer Tour etwa 1 h nach uns an. Jetzt wurde es voll, also gingen wir zurück ins Hostel zum Mitagessen.

Gegen Mittag wurde es immer voller, wir hatten vorher die beste Tageszeit erwischt.



Blattschneideameise bei der Arbeit

Das ganze Gebiet ist ein Naturparadies und eine Wohltat für die Augen, die Lunge und die Seele. Das Einzige, das die Ruhe „stört“, ist Vogelgezwitscher. Nachts kann man Glühwürmchen zwischen den Bäumen tanzen sehen. Definitiv ein einzigartiges Highlight auf der Reise. Nach der Anstrengung legte ich einen Mittagsschlaf ein und wir ließen den Tag mit Abendessen ausklingen und gingen zeitig schlafen. Den anderen gefiel das nicht, sie hätten gern noch mit uns getrunken aber man kann es manchmal nicht erzwingen. 


Am nächsten Morgen hingen die Wolken tief in den Tälern



Rückfahrt, diesmal nicht mit LKW sondern einem echten Geländewagen.
Ich (Basti) wäre auch gern selbst gefahren :-)


Am nächsten Morgen machten sich Erkältungssymptome bemerkbar aber ich war fit für die 8-stündige Busfahrt, die diesmal auch tatsächlich nicht länger dauerte.Kurz vor unserer Ankunft sprang buchstäblich ein Mann an einer Ampel in unseren Bus. Er stellte sich als Mitarbeiter eines Touranbieters vor, wusste aus heiterem Himmel, dass der ganze Bus voll Israelis sitzt, welche gerade  Ferien hatten und "Jom Kippur" zelebrierten. Er wollte uns freundlicherweise darauf hinweisen,dass er gerade eben die Neuigkeiten erfahren hätte, dass es am nächsten Tag zu Protesten kommen würde und der direkte Weg zu den Ruinen von Tikal gesperrt wäre. Das würde bedeuten, dass die Anfahrt sehr viel länger dauern würde - wenn wir JETZT bei IHM  verbindlich buchen würden,dann könnte er uns den besten Preis und den bestmöglichsten Service anbieten, er möchte ja nur unser Bestes. Das roch 100 Meter gegen den Wind nach einer großen Lüge. Wir buchten natürlich nichts im Voraus aber einige Passagiere konnte er mit seiner Panikmache überzeugen und damit absahnen.Am nächsten Tag kam es wie erwartet natürlich nicht zu Protesten und die Welt  drehte sich ganz normal weiter. Wir trafen Asaf, der auch nach Flores gefahren war, zum Abendessen und Basti begleitete ihn noch in sein Hostel auf ein paar Drinks. Ich ging schlafen.

Am Tag darauf  liefen wir ein wenig durch den Ort, der eine kleine Insel auf einem See ist. Nur eine einzige Straße verbindet Flores mit dem Ufer. Es ist ein beschaulicher Ort mit kleinen bunten Häusern, aber leider bedroht vom steigenden Wasserspiegel des Sees. Ein kleiner Teil der Promenade war schon dauerhaft überschwemmt. Mir ging es zusehends schlechter und ich blieb im Hostel. Da sollte ich die nächsten 3 Tage auch bleiben. An meinem Geburtstag schaffte ich es abends, mich zum Geburtstagsessen aufzuraffen und gönnte mir eine mexikanische Tomaten-Suppe und einen Tee. 


Der schon überflutete Teil der Strandpromenade

Blick von Flores auf das gegenüberliegende Ufer

Am nächsten Tag stand unsere Tour nach Tikal an. Eine beeindruckende, einst vernachlässigte aber nie vergessene Mayaruine , welche durch Archäologen wiederbesucht und teilweise ausgegraben wurde. Im 3-9. Jahrhundert war sie eine bedeutende Stätte der Maya, welche nach und nach an Bedeutung verlor. Das zu besichtigende Gebiet umfasst 16km², aber eigentlich handelt es sich um 65km² mit noch ungefähr 10.000 unausgegrabenen und unerforschten Gebäuden.
Eigentlich wollten wir keinen Guide buchen, da die Zahlen, die genannt werden, immer in Vergessenheit geraten. Aber Asaf meinte, es würde sich lohnen, da die Guides einem zeigen, wo sich die zahlreichen Tiere befinden. Das überzeugte uns dann. Basti kaufte sogenannte „Sunset-Tickets“ für 12:00 Uhr. Sonnenuntergang ist erst 18:00 Uhr und ich wusste nicht, ob ich überhaupt so lange durchhalten würde oder früher abreisen und zurück ins Bett müsste.
Die Tickets für Transport und Guide kosteten 120 Quetzales (12€), der Parkeintritt am Eingang noch einmal 150 Quetzales (15€) zusätzlich.

Wir wurden 12:00 Uhr an unserem Hostel mit einem klimatisierten Kleinbus abgeholt, was meinem Kreislauf neuen Schwung gab. Unterwegs sammelten wir unseren Guide Manuel in einem Dorf ein. Er schwitze stark und wirkte ungepflegt. Er erklärte abwechselnd in Spanisch und Englisch den Ablauf der Tour.  Wir müssten den Parkeintritt selbst am Schalter entrichten (mit Vorlage des Personalausweises) und ihm noch einmal weitere 100 Quetzales (10€)  in bar geben. Aber wofür denn? Der Parkeintritt gilt nur bis 18 Uhr, die Sunset-Tour beeinhaltet aber den Blick über den Dschungel mit Ruinen im Scherenschnittpanorama in der glühenden untergehenden Sonne. Deshalb würden wir länger im Park bleiben als Besucher ohne Guide. Aber warum kosten 30 Minuten Aufenthalt so viel wie die ganze 6-Stunden-Tour mit Transport? Und warum sollten wir am offiziellen Schalter nicht gleich das Sunset-Ticket legal kaufen, sondern nur das Basic-Ticket und ihm dann die Differenz geben?
Der Guide am Vortag hatte laut Asaf 5€ verlangt mit der Option, das Geld zurück zu zahlen, falls ein Sonnenuntergang sich nicht lohne. Schließlich war Regenzeit und hinter einer grauen Wolkendecke bringt der schönste Sonnenuntergang nichts. Diese 5€ p.P. würde er im Fall der Fälle der Parkverwaltung  nachzahlen. Letztendlich gab es keinen schönen Sonnenuntergang und er zahlte den Teilnehmern das Geld zurück.
Die anderen Teilnehmer wunderten sich, zahlten aber brav. Wir weigerten uns freundlich, die Barzahlung zu leisten, verwiesen auf den Guide vom Vortag, dass der Tag grau in grau und kein Sonnenstrahl zu sehen war. Wir wollten uns die Option offen halten, die 20€ gegen 18 Uhr zu zahlen, falls es absehbar war, dass es noch einen lohnenswerten Ausblick für ein Foto gab. Geld gegen Leistung eben. Unser Guide wurde richtig sauer und sagte, damit, dass wir nicht sofort für die Verlängerung zahlen wollten, sei seine komplette Verantwortung für uns während der Tour erloschen. Er sei nicht mehr für uns zuständig. Damit war klar, dass 5€ nach 18 Uhr an die Parkverwaltung gingen und die anderen 5€ in seine eigene Tasche wanderten. Bei 18 Teilnehmern ein stolzes Sümmchen. Nicht mit uns!


Modell der bisher ausgegrabenen Tempelruinen
Wir begannen unsere 3-stündige Wandertour durch den Dschungel und es war wunderschön. Es gab verschiedene Aussichtspunkte für schöne Fotos und der Guide gab uns viele Informationen, welche wir wie immer schon wieder vergessen haben. Es gab allerhand Tiere zu sehen. Klammeraffen, Weißrüssel-Nasenbären, Schmetterlinge, Echsen und viele Spinnen und Vögel aber nichts, auf das man nicht selbst gestoßen wäre. 



Steffi macht es sich auf einem historischen Opferstein gemütlich. Fairerweise
muss man sagen, dass wir darüber erst später aufgeklärt wurden


Ausblick vom Tempel IV auf die alte Maya-Stadt


Weißkopfnasenbär auf Ameisensuche



In einem Erdloch, in das man hereinkriechen konnte,
versteckten sich unzählige Fledermäuse und eine Tarantel




Als die anderen die Tempel erklommen, blieb ich unten, um Kraft zu sparen und Vögel zu beobachten. So waren Basti und ich die einzigen, die einen wunderschönen Tucan zu Gesicht bekamen.  Unser Guide war währenddessen mit Spucken und Rauchen beschäftigt. Wir würden defintiv wieder nach Tikal kommen und diesmal ganz früh am Morgen da sein, um viel mehr Zeit dort verbringen zu können. Es gab so viel zu entdecken und erkunden, einfach einmalig!


Da haben wir ihn, den Fischer-Tukan!

Und nochmal von der anderen Seite

Das durchwachsene Wetter hielt die in der Hochsaison anrollenden Touristenmassen
fern und wir hatten die Ruinen mehr oder weniger für uns

Steffi in der Lianenschaukel


Gegen 17:30 Uhr verabschiedete sich der Guide von Basti und mir, ab jetzt mussten wir allein zurück. Er beschrieb den Weg zum Ausgang und zog mit der Gruppe ab. Die Wolkendecke riss an manchen Stellen auf aber es war trotzdem nicht mehr als ein nettes Wolken-Farbenspiel zu erwarten. Wir kamen zum Hauptplatz mit den großen beeindruckenden Pyramiden, die man mittels eines Gerüstes erklimmen konnte. Als wir oben ankamen, hatten wir unsere Ruhe, einen atemberaubenden Blick über den Regenwald und konnten Nasenbären beim Zanken und Äffchen  beim von Baum zu Baum Schwingen beobachten. Die Sonne senkte sich und es wurde dunkel. 



Anarchie!!!

Blick auf den Great Jaguar-Tempel und die Acropolis Centro

Ruinen im Abendlicht



Immer dran denken...!

Als ein Ordner uns zum Verlassen des Parks anwies, kam unsere Gruppe an der Aussichtsplattform an. Das bisschen Farbenspiel am Horizont war längst vorbei.  Es dauerte ungefähr 30 Minuten bis wir wieder am Parkplatz unseres Buses angekommen waren. Es war mittlerweile stockfinster und gruselig. Wir tranken noch eine Cola zur Erfrischung und warteten auf die anderen. Nach weiteren 30 Minuten kamen sie zurück und wir fragten, was wir verpasst hätten. Absolut nichts. Eine weitere unspektakuläre kleine Pyramide und sonst gar nichts. Es ging ohne Pause in den Bus und wieder zurück nach Flores. Der Guide verabschiedete sich kurz und knapp und verließ unterwegs den Bus in seinem Dorf, zufrieden und um einige Hundert Quetzales reicher. Wir kehrten nach einer Dusche im Hostel noch einmal ins ausgezeichnete Restaurant  „Macaw“ ein und schlemmten ordentlich.

Am nächsten Morgen ging unser Bus nach Belize-City. Der Shuttleservice war eine halbe Stunde zu zeitig und der Fahrer ließ den Rezeptionisten wissen, dass wir nun allein zum Büro kommen mussten. Wir packten noch, hatten schon Frühstück bestellt und hatten keine Ahnung. 20 Minuten vor der vereinbarten Abholzeit sagte man uns, was passiert war. Wir schlangen unser Frühstück herunter und wurden netterweise vom Rezeptionisten, der gerade Feierabend hatte, mit dem Auto mitgenommen. Am Büro warteten wir dann unnötigerweise 30 Minuten auf unseren Reisebus und dann ging es los. Ein riesiger Bus, Klimaanlage, kaum Passagiere und viiiel Platz. An der Grenze zu Belize mussten wir mitsamt Gepäck aussteigen und uns unseren Einreisestempel holen. Eigentlich hätten wir eigentlich sämtliche Alkoholika sowie Softdrinks abgegeben müssen. Wir hatten aber noch mexikanischen Wein, Indiobier  aus Mexiko und Quetzalteca von Carlos und Anapaola im Gepäck. Wir hatten noch keine Gelegenheit gehabt, das alles zu trinken. Also versteckte ich alles irgendwo in meinem Gepäck und hoffte auf eine manuelle Gepäckkontrolle und kein X-Ray. Die Motivation und der Fleiß der belizischen Beamten kannte keine Grenzen und so winkten sie die kompletten Passagiere unseres Busses ohne ein einziges kontrolliertes Gepäckstück durch. Wir stiegen wieder zurück in den Bus und weiter ging es. Belize war nach so vielen Wochen in spanischsprachigen Ländern ein kleiner Kulturschock. Viel mehr farbige Bevölkerung, ein Englisch mit starkem „jamaikanischem“ Akzent und einer Architektur, die an Australien und Neuseeland, also die britische Kolonialgeschichte, erinnerte. Man konnte hier in Belize-Dollar oder in US-Dollar zahlen. Ein Belize- Dollar entsprachen 2 US-Dollar. Kurz nach der Grenze stiegen noch einige Einheimische zu und es wurde enger im Bus.
Eine Weltreise ohne Bus-Panne wäre keine richtige Weltreise. Etwa 2 Stunden vom Ziel entfernt fuhr unser Fahrer rechts ran und schraubte kommentarlos an unserem Gefährt herum. Nach etwa einer Stunde Ungewissheit war klar, dass das Bremssystem defekt war. Wir warteten auf einen Ersatzbus, der kleiner war, dafür aber schneller. Endlich angekommen liefen wir zu unserem etwa 300 Meter entfernten Guesthouse und lernten auf dem Weg noch einen Taxifahrer kennen, der uns seine Dienste anbot und eine Karte mitgab. 


Die Jungs versuchten, die Bremse wieder flott zu machen - ohne Erfolg



Wilkommen in Belize

Unser Guesthouse sah von außen aus wie ein Gefängnis. Der Lonely Planet beschrieb es nett als „man könnte vermuten, die Besitzer bereiten sich auf die Apokalypse vor“. Unsere Gastgeberin war eine sehr merkwürdige, wortkarge, langsame und unmotivierte Frau mittleren Alters. Ein Lächeln konnte sie sich nicht abringen. Das Zimmer war klein aber sauber. Wir fragten nach einem Restaurant mit einheimischen Speisen. Das „berühmte“ Nelly´s enttäuschte geschmacklich mit einem winzigen, trockenen Stück Curry-Hühnerkeule an viel Reis und Bohnen mit einem matschigen Stück Kochbanane. Zum Glück stand auf dem Tisch noch ein magisches Essig-Habanero-Zwiebel-Gebräu, das diesem faden Mahl Leben einhauchte. Man verkaufte Kaugummis, leider war die Packung, die wir erstanden, schon zur Hälfte aufgebraucht und die nächste von der Konsistenz ungenießbar. Haltbar waren sie noch, aber sowas passiert wenn Lebensmittel dauerhaft bei über 30 Grad lagern - sie zerfallen. Nun wollten wir noch ein bisschen Sightseeing machen. Tripadvisor gibt sage und schreibe  3 Sehenswürdigkeiten für diese Hauptstadt an. Eine davon ist eine Brücke. Diese lag in Laufweite und weiterhin im touristischen Gebiet. Die Brücke bot keinen besonderen Aus- oder Anblick, so überquerten wir sie einfach. 


Eine der wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Eine Brücke. 



Blick entlang des Flusses in Richtung Meer, auch nicht wirklich spektakulär

Touristen-Shuttle

An der Strandpromenade

Aber kaum 20 Meter auf der anderen Seite angekommen, waren wir in einer völlig anderen Welt. Unser Stadtbezirk hatte schon rein gar nichts zu bieten aber hier fühlte man sich plötzlich zusätzlich noch unwohl und unsicher. Belize ist im Vergleich zur Armut und dem allgemeinen Zustand ein ziemlich teures Land. Plötzlich saßen Horden von offensichtlichen alten wie jungen Junkies auf dem Bordstein herum und baten uns um Geld. Ein junger Mann lief blutend, völlig verängstigt und verwirrt (offensichtlich auf harten Drogen) auf der Straße herum. Und diejenigen, die uns nicht ansprachen, um uns Prostitution, Drogen, oder Transportservices zu verkaufen, checkten uns ganz genau ab. Als einzige Touristen (ich ging vielleicht noch als Einheimische durch aber mit blondem Mann im Schlepptau war´s vorbei) fielen wir auf wie ein bunter Hund. Man sah genau, wie Kleidung, Schmuck und Rucksäcke ganz genau gescannt wurden. Wir fühlten uns, als würden wir jede Sekunde gewaltsam ausgeraubt werden. Da standen wir nun auf der vermeintlichen Haupteinkaufsstraße um 16:00 Uhr und kaum jemand war noch zu Fuß unterwegs. Alles leerte sich zusehends. Wir beschlossen, umgehend zurück ins vergitterte Quartier zu gehen. Auf dem Weg lag noch ein Supermarkt. Ein kleiner Junge verlangte einen Dollar fürs Tür Aufhalten. Im Supermarkt herrschte ebenso gähnende Leere. Nur zwei Halbstarke, die auf einer Kühltruhe herumlungerten. Einer trug  einen für diese Temperaturen viel zu dicken und langen Mantel und vergrub seine rechte Hand darunter, so als würde er wie im Ghetto-Gangsterfilm eine Waffe darunter verbergen. Sobald er uns sah kam er in dieser Pose auf uns zugeschlendert.  Wir versuchten, ihn zu ignorieren, zahlten unsere Wasserflaschen und gingen. Das Zimmer verließen wir an diesem Tag nicht mehr. Zu unsicher war es uns nachts auf den menschenleeren Straßen. Morgens machten wir uns zeitig auf den Weg zum Café „Spooners“. Ein sehr schönes Café mit krassen Preisen für sehr kleine Portionen, aber klimatisiert, freundlich und ohne komische Gestalten. Wir wollten uns noch den Hafen ansehen, an dem heute auch ein Kreuzfahrtschiff angelegt hatte. Die Einheimischen belagerten uns wieder mit Angeboten für Rastas, Transport, Schmuck, Drogen usw. Am Meer angekommen war endlich mal Ruhe. Es gab eine eigentlich hübsch angelegte Strandpromenda und ein paar in die Jahre gekommene  Hotels. Wir machten kehrt, da wir noch packen und zum Flughafen fahren mussten. 
Auf dem Rückweg kam uns ein alter Mann mit einem Eimer und Schirm in der Hand entgegen. Er hieß uns überschwänglich in seinem schönen Land willkommen und fragte, wie viel wir denn darüber wüssten. Nicht viel, war die ehrliche Antwort. Das war ein folgenschwerer Fehler!
 Er stellte sich als King William der Zweite vor, der seine Brötchen mit manuellen Autowäschen verdiente, setzte sich auf sein umgedrehtes Eimerchen und begann eine Geschichtsstunde mit abgefahrenen Geschichten über Göttinnen , Liebe und Intrigen. Zu spät erkannten wir die Masche und versuchten, uns zwecks Zeitmangel  aus der Sache zu herauszuwinden. Kein Problem, er kenne unsere Unterkunft und käme mit. Auf der Abkürzung, die er uns zeigte und die uns komisch vorkam plapperte er munter drauf los. Wir einigten uns per Zeichensprache  auf 5 US-Dollar, um ihn abzuschütteln. Vor unserem Quartier schnitt Basti ihm das Wort ab, bedankte sich und überreichte den Lohn für die ungefragt erbrachte Dienstleistung. Da war es vorbei mit der Kumpelhaftigkeit. Er schaute uns an und sagte „2,5 Belize? Ist das euer Ernst?!“ Er sei arm. Ja, wir seien leider auch nicht reich, schließlich würden wir schon 2 Jahre reisen und seien keine wohlhabenden Kreuzfahrttouristen. Da zog er beleidigt ab. Bei Geld hört eben die Freundschaft, …ähh Entschuldigung, Freundlichkeit auf. Daran hatten wir uns ja nun mittlerweile schon gewöhnt. So ging es dann auch gleich weiter im Programm. Unser vermeintlich netter Fahrer Emanuel vom Vortag holte uns zu früh ab, da er offensichtlich verwirrt war. Kaum im Wagen fing er an zu jammern, der Preis von 20 US-Dollar zum Flughafen würde sich nicht mehr lohnen, da sich der Benzinpreis über Nacht verdoppelt hätte. Natürlich wieder völliger Käse – wir zahlten den vereinbarten Preis und er zog angefressen ab.
Am Flughafen gönnten wir uns noch eine labberige Mikrowellenpizza, bevor wir den Flieger in Richtung Panama bestiegen. 


Ein Bier steht kalt, wenn wir zurück kommen? Ok, wir denken drüber nach!


Auf geht´s mit der Embraer-190. Kleiner sollten die Flugzeuge nach
Steffis Vorstellungen dann möglichst nicht mehr werden.

Blick auf einen Teil des zweitgrößten Barriereriffs der Welt nach dem Great Barrier Reef in Australien. Da das ja gerade in großen Teilen stirbt steigt Belize eventuell bald um einen Rang auf.



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