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Sonntag, 19. November 2017

Panama - unser karibischer Traum


Das San Blas-Archipel befindet sich im Nordosten (oben rechts)

Einstimmung im Flugzeug


Der Ausblick auf das zweitgrößte Barriereriff der Welt vor der Küste von Belize war fantastisch. Wir hatten einige leichtere Turbulenzen, bevor wir in Panama City landeten. Vom Flugzeug aus konnten wir den Panama - Kanal und die wartenden Schiffe davor sowie die Skyline der Stadt sehen. Schon das Bild von oben passte irgendwie nicht so richtig mit unserem bisherigen Eindruck von Lateinamerika zusammen.



Wir nahmen uns ein Uber zum Hostel, das im historischen Stadtteil Casco Viejo lag. Auf der Fahrt dorthin durchquerten wir das Hochhausviertel und staunten nicht schlecht über die moderne Architektur, die im Vergleich zu Guatemala saubere Luft und die vielen neuen Autos. Am Hostel angekommen wurden wir freundlich begrüßt, checkten in unser geräumiges, klimatisiertes 10-Mann-Zimmer ein und machten uns auf die Suche nach etwas Essbarem. An der Rezeption gab man uns einige Empfehlungen und sagte uns auch, welche Gegenden wir besser meiden sollten. Wir machten uns auf zum Coca-Cola Café (das nichts mit dem gleichnamigen Softdrink zu tun hatte) und waren begeistert von der schönen Kolonial-Architektur.


Bauarbeiten vor unserem Hostel - Arbeitssicherheit wird groß geschrieben!


Am Abend trafen wir noch Laura aus Deutschland im Hostel und beschlossen, am nächsten Morgen gemeinsam mit einem Uber zu den Miraflores Locks zu fahren. Das sind die meistbesuchten Schleusen des Panama - Kanals, da es dort Aussichtsplattformen und ein Besucherzentrum gibt.

Wir nahmen uns ein Uber, das zu dritt sehr günstig war und ließen uns morgens halb 9 an den Schleusen absetzen. Wir zahlten 15€ Eintritt pro Person und konnten 3 Schiffe bei der Passage beobachten. Beeindruckend, wie diese Riesenkähne mitten durchs Land fahren. Frühes Kommen ist übrigens unerlässlich, da die Schiffe nur früh morgens oder am Nachmittag passieren. Wir machten Fotos und schauten uns danach das Museum zur Geschichte des Kanals an. Erst 2016 wurde nach 9 Jahren Bauzeit dessen Erweiterung eröffnet, die es Riesenfrachtern mit bis zu 14.000 Containern ermöglicht, Mittelamerika zu queren und damit die zeitintensive Fahrt um die Südspitze Südamerikas (Kap Horn) einzusparen.
Die Passage kostet übrigens ca. 80 US-Dollar pro Container. Bei einem Schiff mit 14.000 Containern macht das nach Adam Ries 1.120.000$.











Danach fuhren wir gemeinsam zurück ins Hostel und verabschiedeten uns von Laura, die sich auf den Weg zum Flughafen und dann zurück nach Deutschland machen musste. Sie war Ende 20 und machte sich gerade einen Namen als Modefotografin, die jeweils ein halbes Jahr in Deutschland und ein halbes Jahr in Südafrika lebte, wo die Aufnahmen für die europäischen Winterkollektionen geschossen werden.

Nach einem superleckeren Ceviche auf dem Fischmarkt am Meer liefen wir bei großer Hitze einige Kilometer die ziemlich pompöse Strandpromenade entlang bis zum Yachthafen, an dem wir uns dann zum Umkehren entschlossen. 


Casco Viejo, die historische Altstadt Panama Citys





Am Abend gab es noch einen leckerenSangria an einer Open-Air-Bar mit Blick auf die Skyline.



Am nächsten Tag standen wir wieder zeitig auf, um in den Nationalpark Soberanía zu fahren, wo wir ein bisschen wandern und Tiere beobachten wollten. Wir ließen uns von unserem Uber-Fahrer absetzen und liefen einen breiten Fahrweg bergauf in Richtung eines auf der Karte eingezeichneten Vogelbeobachtungsturmes. Es war morgens um 9:00 Uhr und wir waren die einzigen Menschen weit und breit. Überall im Unterholz knackte und raschelte es, richtiger Dschungel eben. Steffi war nicht ganz wohl dabei, aber sie lief tapfer mit. Nach ca. 20 Minuten hörten wir plötzlich ein tiefes, fast grollendes Fauchen aus dem Wald einige Meter neben uns. Wir blieben beide wie angewurzelt stehen und Steffi fragte mich, was das gewesen sei. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich keine Ahnung hatte. Wie ein kleiner Brüllaffe klang das nicht mehr! Wir waren uns beide bewusst, dass es in diesen Regionen durchaus Pumas und Jaguare geben konnte, normalerweise sind diese Katze  aber Nachtjäger und halten sich fernab der menschlichen Zivilisation auf. Mit diesen Argumenten versuchte ich, Steffi zu beruhigen - mit mäßigem Erfolg. Nach kurzer Diskussion einigten uns wir aufs Weitergehen und sahen auf dem Weg zur Spitze noch eine Familie von 10 Nasenbären, Brüllaffen und Springspinnen. 

Die Nasenbären-Familie


Am Aussichtsturm angekommen wies ein Schild an einem hohen Zaun darauf hin, dass es sich hier um Militärgelände handeln würde. Es gab allerdings eine Gegensprechanlage und wir klingelten. Die freundliche Dame von der anderen Seite erklärte uns, dass der Turm eine Art Hotel sei, und Vogelbeobachtungen nur nach Voranmeldung zusammen mit Frühstück- und Mittagessen gebucht werden könnten. Zu unserer Frage nach Pumas und Jaguaren in der Gegend meinte sie, dass es diese schon gäbe, sie selbst aber noch nie welche in freier Wildbahn gesehen hätte. 

Kurz vor dem Gipfel war Schluss


Wir machten uns auf den Weg zurück zur Hauptstraße, der wir 2 Kilometer folgten, bevor wir zu einem botanischen Garten / Tierpark kamen, in dem wir den Rest des Tages verbrachten. Der weitläufige Parque Municipal Summit war ein Paradies für Vogelbeobachtungen, dazu gab es noch viele einheimische Tiere in einigermaßen artgerechten Gehegen. Als Steffi noch mit ihren Vögeln beschäftigt war, schaute ich mir die 2 Pumas im Gehege an. Einer kam auf mich zu und fauchte mich an. Und was denkt ihr, wie dieses Fauchen klang? Exakt, ziemlich ähnlich dem, was wir 2 Stunden vorher im Dschungel gehört hatten. Ich behielt diese Einschätzung zum Wohl unserer Zweiergruppe erstmal für mich und konnte immer noch nicht so richtig daran glauben, eventuell einen wilden Puma in meiner Nähe gehabt zu haben.


Mittelamerikanischer Tapir - ein lustiges Tier

ohne Worte...


Gegen 17:00 Uhr stiegen wir in einen Chickenbus nach Panama City, der erstmal 45 Minuten in die Gegenrichtung bis zum Wendepunkt seiner Strecke fuhr. Die Busse waren hier zwar genauso alt wie in Guatemala, aber noch abgefahrener lackiert sowie mit riesigen Chrom - Auspuffanlagen und einem völlig übertriebenen Soundsystem ausgestattet. 

Chickenbus in Action


Unser Fahrer hatte sich häuslich eingerichtet


Wir fuhren also mit hämmernden Hiphop - Bässen für 2 € p.P. zurück in die Stadt. Für 2 Stunden ziemlich cool, für eine längere Fahrt wahrscheinlich doch sehr anstrengend. Zum Abendessen ging´s durch kleine Gassen mit komischen Menschen nochmal auf den Fischmarkt und danach ins Bett.  Am nächsten Morgen sollten wir um 05:30 Uhr abgeholt werden, um 2 Nächte auf den San Blas Inseln vor der Ostküste Panamas zu verbringen. Den Tipp für diesen Ausflug hatten wir von Laura bekommen, die total begeistert war und von ihrem absoluten Karibiktraum berichtete. Das wollten wir auch und der Preis von 140$ p.P. für 2 Nächte mit Vollverpflegung schien angemessen zu sein.

Unser Fahrer war schon 20 Minuten eher da, was uns etwas in Zeitnot brachte. Als wir schließlich​ mit unserem Gepäck vor dem Auto (Toyota Landcruiser Prado) standen, meinte der Fahrer, dass wir das nicht alles hinein bekämen. Wir hätten zu viele Sachen für 2 Nächte dabei. Das war uns durchaus bewusst. Da wir aber noch nicht wussten, wo genau wir nach unserem Ausflug schlafen wollten, hatten wir logischerweise alles dabei. Nach 5-minütiger Diskussion erklärte der mürrische Herr sich bereit, unser Gepäck aufs Dach zu schnallen. Wir holten noch 4 weitere Leute ab und fuhren dann ca. 2,5 Stunden bis nach Carti. Auf dem Weg mussten wir an einer Kontrollstation unsere Pässe checken lassen, da sich der Landesteil Guna Yala unter der halbautonomen Verwaltung der Guna, der dort lebenden indigenen Bevölkerungsgruppe, befindet. Wir bestiegen ein kleines Boot für die Fahrt auf unsere Insel.





Das San Blas-Archipel besteht aus 365 Inseln, von denen nur ein Bruchteil bewohnt ist. Die meisten bestehen nur aus Strand und Palmen und sind in wenigen Minuten zu Fuß umrundet. Schon auf unserer Fahrt dorthin konnten wir sehen, dass Laura nicht übertrieben hatte. Glasklares Wasser, Korallenriffe, weiße Sandstrände und überall kleine Inselchen. Einfach wie im Katalog! Nach unserer Ankunft bekamen wir unsere Hütte zugewiesen. Aus Holz, mit einem Bett, einer Bank als Ablage und Sandboden. Total Basic aber auch einfach passend für dieses schöne Fleckchen Erde.





 Die Insel war ca. 70 Meter breit und 150 Meter lang. In 10 Minuten war man einmal rundherum gelaufen. Zum Strand war es also von keinem Punkt aus weit. Wir bekamen unser Mittag serviert - frischen, leckeren Fisch! 

Fisch und Languste mit Kochbanane - das waren unsere Hauptspeisen


Es stellte sich schnell heraus, dass der Großteil unserer Gruppe deutsch war, dazu ein panamesisches und ein slowakisches Pärchen. Zdenko, der Slowake, besorgte erst einmal eine Flasche Rum an der Bar - ganz der Osteuropäer halt. Wir kamen schnell ins Gespräch, die Gruppe passte super zusammen und wir quatschen, tranken, schnorchelten (das vor der Insel liegenden Riff war fantastisch und direkt vom Strand aus zu erschwimmen) und spielten zusammen bis in die Nacht hinein.


Der Strand war 20 Meter von unserer Hütte entfernt, das Riff hatten wir direkt vor der Haustür









Eine Guna - die einheimischen Frauen tragen kurze Haare und Perlenschmuck an Waden und Unterarmen

Nach einer erholsamen Nacht in unserer gut belüfteten Bambushütte  stand für Tag 2 ein Ausflug auf eine andere, komplett unbewohnte Insel an. Wir ließen uns gemeinsam mit 3 anderen deutschen Mädels auf der "Pelikan"- Insel (50x50 Meter) absetzen. Der Rest der Gruppe hatte einen weiteren Ausflug zu einem anderen Riff gebucht, sodass wir 1,5 Stunden später wieder abgeholt werden sollten. Wir schnorchelten einmal um die Insel herum, wobei ich mir beim Umdrehen im Wasser durch scharfkantige Steine einige Schnitte am großen Zeh zuzog. Egal, die Korallen und die bunte Tierwelt unter Wasser entschädigten für alles. Wieder an Land trat Steffi auf einen am Strand fast komplett im Sand vergrabenen See-Igel. Zwei kleine Spitzen steckten in ihrem Fuß, glücklicherweise allerdings nicht allzu tief, sodass die Schmerzen auszuhalten waren. Wir wurden pünktlich wieder abgeholt und trugen unsere Sachen (Kamera usw.) über Kopf durchs Wasser bis zum Boot, da der Wellengang zu stark fürs Anlegen am Strand gewesen wäre.





Wieder zurück auf der Insel operierten wir mir Pinzette Steffis Fuß und verbrachten den Rest des Tages mit Bier, Rum und Musik bei einem Feuer am Strand. Besser geht’s kaum.  





Sonnenaufgang am Abreisetag







Das Wetter war noch schöner als am Vortag, das machte die Abreise nicht leichter





Mit einem schönen, alten Toyota Landcruiser ging es die bergige, kurvige Strecke zurück nach Panama City

Am nächsten Tag reisten wir nach dem Frühstück ab. Steffi und ich hatten überlegt, noch eine Nacht länger zu bleiben, entschieden uns dann aber dagegen, da all unsere Mitreisenden ebenso abreisten und eine weitere Nacht mit neuen Leuten wahrscheinlich nicht dasselbe gewesen wäre.
Nach der kurvigen Fahrt zurück nach Panama City ließen wir uns am Hostel absetzen, in dem wir schon vorher gewohnt hatten. Man hatte uns vor der Abreise gesagt, dass es kein Problem sei, spontan wiederzukommen, man hätte gerade jetzt in der Nebensaison mehr als genügend Betten frei. Wir standen also an der Rezeption und uns wurde mitgeteilt, dass der heutige Tag der geschäftigste seit 3 Monaten sei und man gerade vor 5 Minuten die letzten beiden Betten vergeben hätte. Wir gingen mit Jennifer, einem der Mädels von der Insel, noch etwas essen und buchten uns ein anderes Hostel, in das wir uns danach fahren ließen.
Die Unterkunft wurde von einer jungen Französin geführt und war extrem relaxed. Wenige Leute, entspannte Musik, Hängematten. Genau das Richtige, um unsere letzten Tage in Panama mit Blog schreiben, essen und ein bisschen durch die Stadt schlendern ausklingen zu lassen. Wir stießen auf den Imbiss einer peruanischen Lady, die uns gleich behandelte, als würden wir schon ein Teil ihrer Familie sein. Wir aßen 2 Mal bei ihr und erfuhren, dass unser geliebtes Ceviche eigentlich peruanischen Ursprungs ist.

Am letzten Abend vor unserem Abflug nach Kolumbien gingen wir noch einmal bei ihr essen - wir hatten es schließlich versprochen. Auf dem Weg wunderten wir uns, warum ausnahmslos in jeder Kneipe Fußball lief, auch bei unserem Imbiss. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass gerade die Fußball - WM-Qualifikation Costa Rica gegen Panama läuft und ein Sieg Panamas die erste WM-Teilnahme überhaupt für das kleine Land bedeuten würde. Der Führungstreffer in der zweiten Halbzeit wurde darum auch frenetisch gefeiert. Nach dem Abpfiff ging es dann aber erst richtig los. Hupende Autokonvois und jubelnde Menschen in allen Straßen erinnerten an die Stimmung zu WM 2006 in Deutschland. Wir schliefen zu den Feierklängen ein und freuten uns auf das morgige Wiedersehen mit Sandra und ihrer Schwester in Bogota / Kolumbien.