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Freitag, 29. Juli 2016

Tanz auf dem Vulkan

An dieser Stelle erst einmal ein recht herzliches Dankeschön an alle Leser für mittlerweile über 5000 Seitenaufrufe! Wir fühlen uns dank euch wie kleine Z-Promis :-D



Nach unserer Ankunft in der Hauptstadt Wellington bezogen wir erst einmal unser Zimmer im Base- Hostel. Aber halt. Wir bezogen unseren Parkplatz hinter dem Hostel, schliefen im Auto und konnten alle Hosteleinrichtungen nutzen. Und das für 30$ mitten im Zentrum der Stadt (Geheimtipp, da sich die 3 Zeltplätze rund um Wellington recht weit außerhalb befinden). Wir konnten unser Auto also für die folgenden 3 Tage einfach auf dem Parkplatz stehen lassen und die Stadt zu Fuß erkunden.

Ankunft in Wellington


Angekommen im Hostel und ausgehungert nach einer echten Party in einem echten Club fragten wir nach den Feier-Möglichkeiten in der Stadt. Leider bekamen wir eine Antwort, mit der wir nicht gerechnet hatten - "die Stadt hat keine Clubs". Zum Tanzen könne man allerdings in die ein oder andere Bar um die Ecke gehen. Naaaaja... Unseren ersten Abend verbrachten wir hauptsächlich in einer Bar mit freiem Internet um unsere Flüge nach Australien zu buchen. Nach getaner Arbeit schauten wir uns noch kurz die Kellerbar des Hostels an, da dort aber überhaupt nichts los war, entschieden wir uns, einfach ins Bett (Auto) zu gehen.

An Tag 2 stand Sightseeing auf dem Programm. Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatten gingen wir ins Te Papa Tongarewa, das neuseeländische Nationalmuseum. Ein riesiges Gebäude mit Ausstellungen zu allem, was die neuseeländische Geschichte zu bieten hat. Verwundert hat uns die Sonderausstellung "Gallipoli - the scale of our war". Dabei geht es um die Schlacht von Gallipoli in der Türkei, bei der im ersten Weltkrieg 2700 Soldaten der neuseeländischen Truppen getötet und  4800 verwundet wurden. Eigentlich ja ein interessantes Thema. Das Ganze wurde allerdings derart heroisiert dargestellt, dass man manchmal einfach nur den Kopf schütteln wollte. Am Eingang zum Beispiel direkt der Slogan "Let the adventure begin" ("Lasst das Abenteuer beginnen"). Eigentlich ja ein Schlachtfeld und kein Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Auch konnte man in einer Simulation eine bestimmte Waffe (Granate, Gewehrkugel, Splitterbombe) auswählen und dann sehen, wie genau ein menschlicher Körper in einer Art Röntgenbild zerfetzt wird. Gerade für Kinder eventuell nicht ganz das Richtige, vor allem wenn sich die Eltern noch köstlich über die gebrochenen Knochen oder einen Kopfschuss amüsieren.


Übermannsgroße Wachsfiguren der "Helden" der Schlacht


Der Tötungssimulator- ein Riesenspaß für die ganze Familie

"Schnapp dir die Granate und wirf sie auf den Türken" 


Die restliche Ausstellung über die Maori- und Siedlergeschichte war allerdings sehr sehenswert und wir haben viel dazu gelernt. Ein interessanter Fakt ist z.B. dass mittlerweile ein Großteil der Landmasse von Neuseeland landwirtschaftlich genutzt wird, damit jedoch nur 4% des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet werden. Unser Eindruck dazu: die Bilderbuchlandschaften gibt es in Neuseeland meist nur innerhalb der Nationalparks zu sehen. Ansonsten viel viel Zaun und Weideland. Da mit Schafzucht und Milchwirtschaft kaum noch Geld zu verdienen ist, sollte man sich hier wahrscheinlich für die Zukunft noch stärker auf den Tourismus konzentrieren, der eine der Haupteinnahmequellen des Landes ist. Dazu müssten die Nationalparks allerdings ausgeweitet werden um den ohnehin schon zahlreichen bedrohten Tierarten einen Lebensraum zu bieten. Man ist bereits in vielen Projekten engagiert, aber das Ganze ist ein mühsames und teures Unterfangen. Die Regierung versucht aktuell, Flächen von Farmern zurück zu kaufen, denn 75% des Landes befinden sich in Privatbesitz.

natürlicher Wald (rot) vor und nach der Besiedlung der Nordinsel...

...und der Südinsel


Nach unserem Museumsbesuch schlugen wir uns den Bauch mit Sushi voll, das hier wie auch in Australien im Vergleich zu Deutschland supergünstig ist, und bereiteten uns auf unseren Party-Abend vor. Wir landeten erst bei einem Japaner mit BYO (Bring Your Own - Bringe deinen eigenen Alkohol mit), aßen dort und genossen unseren Wein. Gut angeheitert ging es weiter in eine afrikanische Bar, in der wir am Tag zuvor zu abend gegessen hatten. Angekündigt war eine große Party mit DJ, um 10 Uhr Abends war aber weder von der Party noch vom DJ etwas zu sehen. Wir fanden uns letztendlich mit 3 Afrikanern, einem Inder und dem italienischen Koch an der Bar wieder und haben uns noch eine ganze Weile über Gott und die Welt unterhalten. Zurück auf unserem Parkplatz setzten wir uns zu 2 rauchenden jungen Männern und Steffi begann, über das Älterwerden zu philosophieren. Ich fand es sehr amüsant, als meine Frau begann, über die Vorzüge von gutem Wein und die verschiedenen Geschmacksnuancen zu schwärmen. Die beiden Jungs allerdings (20 und 21 Jahre alt), standen mitten in Steffis Monolog und meinem Gelächter wie auf ein unsichtbares Zeichen hin auf, verabschiedeten sich und verließen uns auf dem schnellsten Weg. Daran merkt man dann tatsächlich, dass man alt wird! :-D

Leicht verkatert machten wir uns am nächsten Tag zu Fuß auf den Weg zum botanischen Garten, der nett in den Hügeln über Wellington gelegen ist. Die Standseilbahn dorthin war wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Im Garten begegneten wir 2 Kakas, neuseeländischen Waldpapageien. Ziemlich große Vögel!

ein neugieriger Kaka


 Nachdem wir noch Schwärme von Tui´s in den Baumwipfeln beobachten konnten, liefen wir am neuseeländischen Nationalparlament, dem sogenannten Bee-Hive (Bienenstock), vorbei zurück in Richtung Hostel.


 Den Abend verbrachten wir in der Lobby, schauten Film und entspannten uns.

Am folgenden völlig verregneten Tag fuhren wir nach Taupo. Der Ort ist am größten gleichnamigen See Neuseelands gelegen und befindet sich in der zentralen Vulkanregion der Nordinsel. Auf unserem Weg rund um den See fiel uns ein knallgelber Campervan auf, den wir relativ schnell Daniela und Dennis zuordnen konnten. Die beiden hatten wir in Christchurch bei der Arbeit kennen gelernt und haben einige nette Abende zusammen verbracht. Wir hielten also kurz an und verabredeten uns für den Abend auf unserem Campingplatz zu kühlen Getränken in der Campküche.

Unseren ersten vollen vulkanischen Tag starteten wir bei den "Craters of the moon" ("Mondkratern"). Hier bekamen wir einen ersten Eindruck von den vulkanischen Aktivitäten auf der Nordinsel. Dampfende Erdspalten, allgegenwärtiger Schwefelgeruch und blubbernde Schlammlöcher waren ein schöner sanfter Einstieg.




 Danach fuhren wir zu den Aratiatia Rapids, die sich nach der Dammöffnung alle 2 Stunden von einem Rinnsal in wirklich beeindruckende eisblaue Stromschnellen verwandeln.



Wir legten noch einen kurzen Stop auf einer Farm mit Alpacas und allerlei anderem Getier ein.

neue Freunde...Das Alpaka findet das- naja Kacke

Auge in Auge mit der Bestie :) (rechts)




 Anschließend schauten wir uns noch die Huka-Falls an, welche uns leider nicht wahnsinnig beeindruckten. Richtig cool war allerdings der Tip von Daniela, wir sollen doch mal am Strand des Sees unterhalb der Mobil-Tankstelle ein Loch in den Sand graben. Siehe da, wir stießen auf warmes, teilweise heißes Wasser. Verrückt, da der See an sich kalt ist, der Boden allerdings vor sich hin köchelt. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein entspannendes Bad in den heißen Quellen an unserem Campingplatz. In dem ca. 40 Grad heißen Wasser hielt man es allerdings nicht ewig aus, sodass wir nach einer Stunde schön durchgewärmt den Rückweg zum Auto antraten.

Am folgenden Tag machten wir uns auf nach Rotorua, ca. eine Autostunde von Taupo entfernt.
Auf dem Weg legten wir einen Stop im "Thermal Wonderland" ("thermalen Wunderland") ein. Hier gab es als Hautpattraktion den "Lady Knox" Geysir zu sehen, der jeden Tag um 10:15 vormittags eine meterhohe Wasserfontäne in den Himmel schießt. Dieser Zeitplan kann aber nur durch menschliche Beihilfe eingehalten werden. Heißt, dass der Guide um 10:10 eine Tüte Seifenpulver in den Schlot des Geysirs kippt damit sich das Wasser der weiter unten liegenden heißen Kammern mit dem kühleren der oberen mischt und es zur Fontäne kommt. Wir haben nachher erfahren, dass es in Rotorua mehrere Geysire gibt, bei denen dieser Effekt rein natürlich auftritt und bei denen dementsprechend auch kein fester Zeitplan existiert.




 Der Rest des Thermal Wonderlands war auch absolut beeindruckend. Sprudelnde farbige heiße Quellen, Sinter-Terrassen, giftgrüne Seen und Schlammlöcher waren noch einmal deutlich spektakulärer als am vorherigen Tag bei den "Craters of the moon".




Sinterterrassen

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"Devils bath" ein unglaubliches Grün!

"Champagne Pool" er sprudelt feinperlig, weil er unentwegt Gase freigibt





Im Anschluss nahm ich noch ein Bad im Kerosene Creek, einem durch den Wald fließenden ca. 35 Grad warmen Bächlein. Alles Natur, kein Heizkraftwerk in der Nähe :-)



Angekommen in Rotorua bemerkten wir gleich, dass es überall in der Stadt ständig nach Schwefel riecht. Die Dampfsäulen stiegen in Parks und Vorgärten aus Erdlöchern hervor. Netterweise hat uns Benni, den Basti bei der Arbeit in Christchurch kennen gelernt hat, angeboten, 2 Nächte in Rotorua in seinem Haus zu verbringen. Wir zogen also mit all unseren Sachen in die indische WG. Bennis Frau Roop überschüttete uns förmlich mit Gastfreundschaft und kochte mehr oder weniger von früh bis abends für uns. Genial, einer indischen Frau beim Kochen über die Schulter zu schauen und authentisches indisches Essen zu essen :-) Wir bekamen selbst gemachtes Roti-Brot mit Halva und einem vegetarischen Blumenkohl-Curry, Daal und Pakorda (könnt ihr gern googlen wenn es euch interessiert). Den nächsten Tag verbrachten wir unspektakulär mit Wäsche  waschen und verfassten einen Blogeintrag für euch. Aber nach so vielen Eindrücken darf man auch mal eine kleine Verschnaufpause einlegen.

Ausgeruht und gut verköstigt gingen wir am folgenden Tag ins Whakarewarewa- Maoridorf. Dort bekamen wir eine einstündige Führung mit Einblicken zur Spiritualität und einigen Bräuchen der dort lebenden Maori.


Im ganzen Dorf zischt und blubbert es in den Gärten

Das innere eines Versammlungshauses. Hier wird geheiratet und die Totenwache gehalten




 Am besten war die Aufführung verschiedener Tänze, Lieder und natürlich dem "Haka" dem weltberühmten Kriegstanz.






Wir machten einen kleinen Spaziergang am Dorfrand und freuten uns auf unser Mittagessen - ein "Hangi". Das ist ein Gericht, welches im Erdofen zubereitet wird. Hierfür hatte man Löcher in die Erde gegraben und einen hölzernen Deckel darüber angebracht.Die Energie ist ganz natürliche Erdwärme und man kann alles darin zubereiten, was sich dünsten lässt. In unserem Fall hatten wir Rind und Hühnchen, Süßkartoffeln, Möhre und Kohl auf dem Teller. Sogar Kuchen als Nachtisch wurde dort für uns zubereitet. Außerdem konnten wir sogar eine Familie beobachten, die ihr persönliches Abendbrot in den Erdofen legte.

Eine Mutter legt das Abendessen in den Hangi

in dieser türkisblauen heissen Quelle wird gekocht und die traditionellen Flachsröcke hergestellt

 Um die Kalorien wieder los zu werden fuhren wir zum "Blue Lake",welcher nicht wirklich blau war und wanderten 2 Stunden am Ufer durch den Wald. Um uns die Zeit zu vertreiben (es gab nicht soo viel zu sehen) spielten wir 'ich packe meinen Koffer'. 34 Gegenstände haben wir letztendlich eingepackt und waren mächtig stolz. :-)
Baumfarne sind unsere Palmen



An unserem letzten vollen Tag in Rotorua schauten wir uns die Süßwasserquelle "Hamurana Springs" an. Der Weg dort hin war gesäumt von nordamerikanischen Redwood-Bäumen. 12 Millionen Liter frisches Wasser finden über die Quelle jeden Tag ihren Weg an die Oberfläche. Man konnte das glasklare Wasser aus dem Berg sprudeln und Forellen in der Quelle schwimmen sehen.

Am Ende der Welt ist alles umgekehrt...selbst die Schwäne sind schwarz

Mammutbäume

Hamurana springs

Am Abreisetag entschieden wir uns für einen Besuch im Rotorua Museum.


Es gab eine Austellung über die längst vergangene Badehauskultur des Gebäudes und eine ausführliche Ausstellung zur Maori-Kultur. Leider vertrödelten wir die meiste Zeit mit der eher langweiligen und viel zu ausführlichen Ausstellung zur Badehausgeschichte.


Deswegen waren wir dann schon etwas müde und übersättigt als es zum wirklich spannenden Teil mit den Maoris ging. Hinterher ist man immer schlauer. Trotzdem versuchten wir, so viele Informationen wie möglich aufzusaugen. Leider mussten wir uns zum Schluss etwas beeilen, da wir am Abend in Whakatane gern noch ins Kino gehen wollten und ca. 2 Stunden Fahrt vor uns hatten. Unglücklicherweise gerieten wir in unseren so ziemlich ersten und einzigen Stau überhaupt außerhalb einer großen Stadt und konnten den Film vergessen. Wir schauten stattdessen einen anderen Film ein paar Stunden später. Angekommen in Ohope bei Whakatane bezogen wir unseren Stellplatz mit Meerblick und bekamen die Absage für unsere am nächsten Tag angesetzte White-Island-Tour aufgrund von schlechtem Wetter. Uns wurde jedoch in Aussicht gestellt, dass wir für den Tag darauf zumindest ein 50/50-Chance haben würden.

Blick vom Stellplatz


Noch leicht verschlafen


Frühstück mit Meerblick- der neuseeländische Winter macht´s möglich


Den zusätzlichen Tag haben wir am kleinen Hafen in Whakatane vertrödelt und bekamen am Abend die Bestätigung für unsere Tour am nächsten Tag (übrigens die erste, die seit 1,5 Wochen wieder stattfinden konnte - also Glück gehabt).

"Kiwiboy"


Das vulkanische Highlight konnte also stattfinden.
Ganz aufgeregt gingen wir nun 9 Uhr an Bord unseres Bootes, der PeeJay 4. Die PeeJay 5 war im Januar nach einem Brand an Board kurz vor der Küste gesunken. Gestorben ist zum Glück niemand. Wir hofften auf feuerfreie Überfahrt. Wir fuhren 1,5h um die 50 km entfernte, einzige aktive Vulkaninsel Neuseelands zu erreichen. Basti nahm aufgrund seiner beschränkten Seetauglichkeit und des vorhergesagten Wellengangs eine Reisetablette. Die See war ziemlich rau, was sich spätestens anhand vieler sich übergebender Passagiere zu bestätigen schien. Nun war es auch mir nicht mehr egal und ich nahm ebenso ein Tablettchen. Mit medikamentöser Unterstützung fieberten wir nun unserem Rundgang auf dem Vulkan entgegen. Und da war er -  ungezähmt, stinkend und dampfend aber wunderschön. Eine lebensfeindliche aber faszinierende Umgebung, so stellt man sich Mond oder Mars vor.

mit dem Schlauchboot ging es vom großen Boot auf die Insel

Wir wurden mit Helm (für den Fall eines Ausbruchs) und Gasmaske für ungefährliche aber sofort Hustenreiz erregende Schwefeldämpfe ausgerüstet und machten einen geführten 1,5-stündigen Rundgang zum Kraterrand und zurück.

Dabei standen wir nur wenige Meter entfernt von brodelnden Schlammpfützen, zischenden 140°C heißen Schwefelkaminen und dem Kraterrand des kochenden Vulkansees, wir probierten von kleinen, auf der Inseln fließenden Bächen. Einer schmeckte metallisch wie Blut, der andere sauer wie Zitrone.

der kochende, dampfende Kratersee



ein Schwefelkamin





Zum Abschluss gingen wir durch die Ruine einer Schwefelfabrik, die in den 1930ern geschlossen wurde, weil sich der Abbau nicht mehr lohnte.

Die Fabrikruine- rechts im Bild unsere Peejay 4


Die Arbeiter erhielten Verträge für jeweils 3 Monate und konnten dann abreisen oder verlängern. Innerhalb dieser 3 Monate war der Verschleiß an Werkzeugen und Kleidung enorm. Die Schwefeldämpfe zersetzen in dieser kurzen Zeit Baumwolle und sorgten dafür, dass die Zähne schwarz wurden, sollten sie nicht mindestens 5 mal am Tag geputzt werden. Ein einziger Mitarbeiter hielt es 8 Jahre am Stück auf der Insel aus. Danach war er ein reicher Mann, brauchte wohl allerdings auch einen guten Zahnersatz.
Auf dem Rückweg wurden superleckere Lunchpakete verteilt bei denen wir uns fragten wie lange sie bei so manchem im Magen bleiben würden. Wir hatten trotz noch rauerer See dank unserer Tabletten keinerlei Probleme, aber so langsam machte sich als unangenehme Nebenwirkung eine bleierne Müdigkeit bemerkbar. An dem Tag stand nun noch eine 3.5-stündige Fahrt Richtung Coromandel-Halbinsel auf dem Plan und wir waren froh, als wir gesund dort ankamen da selbst 500 ml Energydrink keine aufmunternde Wirkung mehr hatten. Wir waren platt.

Unser Campingplatz befand sich direkt am "Hot-Water-Beach". Besonderheit ist hier, dass man bei Ebbe ein Loch am Strand graben kann, dass sich dann von ganz alleine mit heißem Thermal-Wasser füllt. Gemixt mit dem kalten Meerwasser kann man sich praktisch seinen eigenen wohltemperierten Pool bauen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und liehen uns eine Schaufel vom Campingplatz aus (man ist hier durchaus auf Sand schaufelnde Touristen eingerichtet). Am Strand angekommen waren schon recht viele Leute da, die in ihren Pools badeten.

Wir versuchten, auch eine Stelle mit heißem Wasser abzugreifen, leider waren die besten Spots schon besetzt. Egal. Steffi machte das Schaufeln auch so Spaß und wir hatten zumindest warme Füße.


Man musste wirklich aufpassen, dass man sich nicht verbrüht. Nachdem wir unsere Schaufel wieder abgegeben hatten, fuhren wir zur nur wenige km entfernten "Cathedral Cove", dem zweiten großen Highlight der Halbinsel. Der Spaziergang zu Höhle dauerte ungefähr eine halbe Stunde, wurde dann aber auch mit einem fantastischen Blick belohnt.


Cathedral Cove





Auf dem Rückweg wurden wir von einem der zahlreichen Regenschauer überrascht, blieben aber dank einem Plätzchen unter Baumfarnen weitgehend trocken. Zurück auf dem Zeltplatz war mal wieder Brot backen angesagt.

Am Folgetag hieß unser Ziel "Waipoua Kauri Forest" nördlich von Auckland. Wir nahmen die bekannte "309 Road", eine größtenteils geschotterte Straße quer über das Bergland der Coromandel-Halbinsel. Glaubt es oder glaubt es nicht, Steffi und ich haben uns nach wie vor noch nicht gestritten. Wir haben uns auch noch nie angeschrien. Bis zu diesem Zeitpunkt. Steffi saß am Steuer und düste um eine Kurve der Schotterstraße den Berg hinauf. Links neben uns ein nicht zu verachtender Abhang. Am Ende der Kurve tauchte unvermittelt ein Zementlaster auf, der ohne jede Gnade auf uns zuhielt und keine Anstalten machte, die Bremse zu benutzen. Steffi lenkte nach links in Richtung Abhang. Ich sah jedoch den Zement-LKW auf uns zukommen und kam zu der Einschätzung, dass wir weiter nach links müssten, da wir sonst möglicherweise von dem Laster zermalmt werden. Steffi dachte allerdings, dass links kein Platz mehr wäre und wir den Abhang hinunter fahren würden.

Ich: "Lenk nach Links!"
Steffi: "Ich kann nicht!"
Ich: "LENK NACH LINKS!"
Steffi:" DA IST EIN ABHANG!"
Ich: "DU HAST NOCH PLATZ!!! LENK JETZT!!!"
Steffi: " ICH KANN NICHT!!! MAN!!!"

In diesem Moment war der LKW dann auch schon an uns vorbei. Steffi hielt kurz an, wir atmeten beide durch und konnten uns dann ein Lachen nicht mehr verkneifen... Im weiteren Verlauf der Strecke kamen wir dann noch an ein paar süssen freilebenden Schweinen vorbei.



Sooo süß!
Die gesamte Fahrt, auf der wir auch Auckland passierten um weiter nach Norden zu kommen, dauerte 5 Stunden. Angekommen auf unserem Zeltplatz an der Kauri-Coast machten wir uns Abendessen und quatschten mit einer netten iranischen Familie, die vor vielen Jahren nach Neuseeland ausgewandert war. Nach dem Essen schauten wir uns noch im dunkeln riesige Aale im direkt neben dem Platz verlaufenden Flüsschen an, die laut Aussage der Platzbesitzerin bis zu 70 Jahre alt sind. Außerdem gab es noch ein paar Glühwürmchen zu sehen, die unter einer Brücke auf Nahrungssuche waren.

Der nächste Tag war leider ziemlich verregnet. Da wir uns mittlerweile schon in subtropischen Gebieten aufhielten, war das allerdings auch kein Wunder. Von der Trockenheit auf der Ostseite der Südinsel keine Spur mehr. Wir machten ein paar Spaziergänge durch den Kauri-Wald. Der Kauri-Baum bedeckte vor Eintreffen der ersten Menschen auf Neuseeland einen Großteil der Nordspitze und kann bis zu 3000 Jahre alt werden. Schon die Maori begannen dann allerdings recht zügig mit der Abholzung, da es sich um ein gut zu verarbeitendes und optisch sehr schönes Holz handelte. Im Endeffekt blieben nur noch wenige Plätze übrig, an denen die Bäume verschont wurden. Dort befinden sich heute Nationalparks. In einem eben dieser Parks, dem "Waipoua Kauri Forest", schauten wir uns den ältesten noch lebenden Kauri-Baum an.Man nennt ihn in der Maori-Mythologie "Tane Mahuta".




 Er ist der Gott des Waldes und der Vögel sowie der Sohn von "Rangi", dem Himmelsvater und "Papa"der Mutter Erde. Sie waren in so inniger Umarmung verschlungen, dass kein Licht auf die Erde fiel und Leben unmöglich war. Tumatauenga, sein Bruder, wollte die Eltern töten aber Tane war dagegen,legte sich auf den Boden und stemmte sich mit den Beinen zwischen Himmel und Erde und schob sie unter entsetztem Aufschrei auseinander.So konnte endlich die Sonne scheinen und die Kinder gedeihen. Geschätzt wird er auf 2000-2500 Jahre, genau weiß das niemand. Ein absolut beeindruckender Gigant und ein heiliger Ort für die Maori.

der 2. größte Kauri




die Desinfektionsstation
Um die empfindlichen flach wurzelnden Bäume vor Krankheiten zu schützen, wird beim Betreten des Waldes eindringlich um die Desinfektion der Schuhe gebeten.


In diesem Gebiet ist auch der Brown Kiwi zu finden. Überall stehen Warnschilder, damit man bei Nacht keinen dieser bedrohten Vögel überfährt. Wir machten uns mit Rotlicht (helles LED-Licht schadet den Augen der nachtaktiven Kiwis) auf in den Wald, um eventuell einem über den Weg zu laufen. Leider waren wir nicht erfolgreich, Kiwis sind allerdings auch besonders scheu und selten.


Am darauffolgenden Morgen erwachte Steffi mit den ersten Anzeichen einer Erkältung. Nachdem wir die ersten Kilometern zurück in Richtung Auckland hinter uns gebracht hatten, verfrachtete ich meine Frau nach hinten ins Bett. Ihr ging es zunehmend schlechter und das Ganze schien sich zu etwas Größerem auszuwachsen. Steffi schlief also hinten und ich steuerte uns an das letzte Etappenziel unserer Neuseeland-Reise. Bei Ankunft in Auckland stellten wir fest, dass einer unserer Reifen fast komplett platt war. Also auf zur Werkstatt und den (zum Glück vollwertigen) Ersatzreifen drauf ziehen lassen. Gegen 18 Uhr kamen wir dann an unserer Unterkunft in Blockhouse Bay ca. 10 km vom Stadtzentrum entfernt an. Wir zogen in eine indisch-malayische WG ein, die wir über Josh, unserem indischen Kumpel aus Christchurch, vermittelt bekommen hatten. 175$ für 9 Übernachtungen zu zweit - weniger geht nicht. Wir haben ein eigenes Zimmer mit 2 Matratzen auf dem Boden. Einfach aber ausreichend.


 Steffi legte sich nach unserer Ankunft direkt ins Bett und verbrachte dort auch mehr oder weniger das komplette Wochenende. Ihr ging es wirklich dreckig, sodass wir letzte Woche Freitag, einen Tag nach unserer Ankunft, zum Arzt gingen. Diagnose: Mandelentzündung. Die Antibiotika und die Schmerztabletten zeigten langsam ihre Wirkung, sodass Steffi Anfang der Woche wieder etwas fitter war.

Zugbrücke im Hafen Aucklands

Blick auf die Skyline und den Skytower




Leider verpasste Steffi damit den Besuch von Josh, der extra noch einmal aus Christchurch nach Auckland geflogen war, um uns vor unserer Abreise zu sehen. Aber wieder auf den Damm zu kommen war in dem Fall wichtiger als bei Grillabenden dabei zu sein.

Zusammen mit unseren WG-Bewohnern hatte ich am Freitag- und Samstagabend spitzenmäßiges selbst zubereitetes Essen (Tandoori-Chicken, Muscheln, Chili-Garnelen, Fisch,...) und eine Menge Spaß. Die Gastfreundschaft unsere Mitbewohner ist einfach unglaublich!

Ich machte mich am Sonntagmorgen also allein auf den Weg zum Automarkt um unser "Geschoss" wie wir ihn liebevoll nennen zu verkaufen.Nachdem wir schon Anzeigen bei der neuseeländischen Variante von Ebay geschaltet hatten, auf die sich nur Betrüger meldeten und wir Flyer in Hostels verteilt hatten, erschien uns der Markt als gute Plattform. Diese Idee wurde auch mit Erfolg belohnt.Ich verkaufte unser Gefährt für 3300$ an ein nettes tschechisches Backpackerpärchen, gab noch Tipps und half bei der Ummeldung. Nun sind wir ohne Auto und sind ein wenig traurig darüber. Es war für uns ein Zuhause auf 4 Rädern. Küche, Bett und Wetterschutz. Er war immer zuverlässig und wir vermissen ihn ein wenig.

Morgen geht es nun nach Australien.Wir fiebern unserem Flug um 20:30 Ortszeit schon lange entgegen, da wir wieder zurückfliegen um noch mehr von diesem fantastischen Kontinent zu entdecken, in den wir uns ein wenig verliebt haben. Wir landen zunächst in Melbourne, um unseren krebskranken Freund Michael noch einmal zu besuchen. Wir bleiben eine gute Woche und haben noch etwas Zeit, die Stadt noch einmal unsicher zu machen und Organisatorisches bezüglich der Arbeit in Australien zu erledigen. Wir haben hier wieder ein Working-holiday-Visum. Anschließend fliegen wir nach Brisbane, kommen wieder bei Daz und Nici unter, besuchen alte Bekannte und suchen uns eine Arbeit. Von dort aus ist zum jetzigen Zeitpunkt der Norden Australiens und die Westküste zu bereisen. Ihr seht: wir haben Großes vor. Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden ob das alles so klappt!



Bis bald

Basti und Steffi