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Samstag, 5. August 2017

Australien - das große Finale!




Zurück in Goondiwindi konnten wir, wie unser Chef zu uns meinte, wie in einen vorgefertigten, schon passenden Handschuh schlüpfen -  gleicher Job und gleiche Wohnung . Beides war in unserer Abwesenheit von einem kanadischen Pärchen übernommen worden. Ich fing also wieder in der Küche an. Die größte Veränderung war die Kündigung des (Arschloch-)Chefkochs. Grace, unsere koreanische Köchin war mittlerweile zum Küchenchef aufgestiegen. Sehr angenehm, ohne diesen Aspekt hätte ich über einen Wiedereinstieg im Victoria Hotel wahrscheinlich stark nachdenken müssen. Steffi fing wieder im Restaurant an zu kellnern. Für mich hatte unser Boss nach einigen Wochen einen Wechsel in den Bottleshop (Alkoholladen) vorgesehen. Das war dann eigentlich auch das Beste, was mir passieren konnte.


Die Dramen in der Küche wurden größer und größer, von unerwiderter Liebe inkl. Weinkrämpfen, Beinahe-Kündigungen bis hin zu stalkenden Ex-Freunden war alles dabei. Im Bottleshop ging es dagegen bedeutend ruhiger zu. Und das Beste: ich konnte ziemlich viele Schichten gemeinsam mit Sam arbeiten. Es war so schön, unseren „Simmi“ wieder zu sehen J Wir nahmen uns dieses Mal vor, definitiv mehr Freizeit miteinander zu verbringen. Das setzten wir unverzüglich um und verbrachten einen freien Nachmittag mit Sam und Archie (Sam´s Border-Collie und Steffi´s „Therapie-Hund“) an einem See, an dem eine ehemalige Begräbnisstätte für die lokale Aborigine-Gemeinde zu finden war. Für die „Locals“ also ein wirklich spiritueller Ort. Archie hielt uns auf Trab und danach ging´s Pizza Essen in Gundy. Der Tag fühlte sich tatsächlich so an, als ob man sich daheim mit Freunden an einem Samstag zum Rumhängen trifft. Irgendwie toll – beim Reisen verändert sich täglich so viel, dass dieses spezielle Gefühl zu etwas Besonderem wird.

Einen Abend, an dem Steffi arbeiten musste, verbrachte ich mit Sam im Pub „Wobbly Boot“ („wabbeliger Stiefel“) in Boggabilla, einem Nachbardorf von Goondiwindi. Ein paar Bierchen am warmen Holzofen waren bei Nacht-Temperaturen um die 3 Grad genau das Richtige. Meine Frau holte mich dankenswerterweise nach Dienstschluss um Mitternacht ab, Sam und ich hatten dann auch genug… J

Zusammen mit Sam´s Freundin Jess trafen wir uns bei den beiden daheim zu einem Käse- und Wein-Abend. Ein kulinarisch göttlicher und dazu noch sehr witziger Abend! Ich könnte diese Liste noch fortführen, aber will euch jetzt mal nicht mit noch mehr Detailkram belasten…

Steffi und Archie

Nachdem wir in den ersten 2 Wochen nicht wirklich viele Stunden gearbeitet hatten, wuchsen schon die Bedenken, ob wir diesmal unsere Sparziele erreichen können. Zum Glück war das unberechtigt, wir beide hatten dann recht schnell wieder Wochen mit 50 – 60 Stunden und konnten damit in 14 Wochen Arbeit wieder einen guten Haufen Geld ansparen.

Wir zwei mit Cookie, einem unserer Stammgäste im Pub

Geburtstagskuchen für Makayla, unserer Küchen-Azubine

Das ist mal ein Bullenfänger...!

Während unserer Arbeitsphase fing noch ein holländisches Backpacker-Pärchen bei uns zu arbeiten. Diep, der vietnamesische Wurzeln hatte, übernahm meinen Job in der Küche und Sabrina durfte sich mit unseren Stammgästen in der Public Bar herumschlagen. Mit den beiden verbrachten wir auch den ein oder anderen Feierabend. Kurz vor Ende unsere Zeit in Gundy startete dann noch Maria, auch aus dem Osten Deutschlands, um Steffis Position zu übernehmen. Die Backpacker-Mannschaft wurde also wieder aufgestockt. 

Kleiner Umtrunk mit unseren Kollegen bei uns "daheim"

"Noodle challenge" - extrem scharfe, koreanische Instant-Nudeln...seht selbst...

Steffi scheints zu schmecken :-)

Dicke Lippen nach so viel Chili

Basti hat auch zu kämpfen

Selbst Diep, unser Backpacker mit vietnamesischen Wurzeln, kommt ins Schwitzen

Unsere Abreise krönten wir mit einer Abschiedsfeier in Sam´s Garage mit einem 100$-Tequila und reichlich anderen alkoholischen Köstlichkeiten, unter anderem selbstgemachten Glühwein. Dazu gab es sächsischen Kartoffelsalat.  Der Abend war der Knüller, der Morgen danach eher nicht. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens voneinander und versprachen uns, uns entweder in Japan oder in Deutschland in den nächsten Jahren wieder zu treffen. Da Sam 1,5 Jahre in Japan gelebt hat und wir sowieso gern noch einmal dorthin reisen möchten, könnte er sozusagen unser persönlicher Tourguide sein. Wir werden dranbleiben und diese Idee nicht einschlafen lassen.



Gegrillte Marshmallows auf der Abschiedsfeier




Endlich - Kamele in freier Wildbahn auf dem Weg nach Brisbane!

Wir fuhren 4 Stunden bis nach Brisbane und zogen für 3 Nächte wieder bei Darren, Nicky und der kleinen Addie ein. Eigentlich hatten wir die 3 ja schon nach unserer ersten Arbeitsphase in Gundy wieder besuchen wollen. Da wir aber direkt ohne den Umweg über Brisbane nach Darwin gefahren waren, um Jule und Robin zu treffen, war das nicht möglich. Umso besser, dass es diesmal  klappte. Wir schauten uns gemeinsam eines der wichtigsten Rugby-Spiele in Australien („State of Origin“ – New South Wales vs. Queensland) auf einer Leinwand auf dem Tennisplatz der Wohnanlage an und hatten viel Spaß mit der mittlerweile herumlaufenden kleinen Addie. Daz und Nicky bereiteten noch einmal ihren köstlichen Lammbraten mit Minz-Soße zu – einfach himmlisch! Wir verbrachten einen Nachmittag mit Nicky und Klein-Addie in den Parks am Ufer des Brisbane Rivers und statteten Daz einen Besuch auf Arbeit ab. Unser Auto bekam noch einmal eine finale Inspektion mit Service bei Daz´ Kumpel Jonno, der uns einen guten Preis machte und das Auto für den restlichen Trip als gut in Schuss einschätzte.

Wir sagten Byebye zu den Dreien. Wie es hier mit einem Wiedersehen abläuft, wissen wir noch nicht. Wahrscheinlich wird das nur stattfinden, wenn wir nochmal nach Australien kommen. Auch wenn wir wirklich viel von dem Land gesehen haben, muss ich sagen, dass ich nach wie vor nicht genug davon habe. Die Option, hier zumindest nochmal Urlaub zu machen, besteht definitiv.

Unsere erste Nacht im Auto seit Monaten verbrachten wir in Noosa an der Sunshine Coast. Ein touristisches , schönes kleines Städtchen direkt an der Küste. Unser Campingplatz lag direkt an einem der Meeres-Arme, die ein wenig ins Landesinnere hineinreichten. Wir konnten den im Sonnenuntergang am Strand herumspazierenden Pelikanen zuschauen und genossen es, wieder „on the road“ zu sein.




Den nächsten Tag verbrachten wir mit einer Wanderung in Noosa Heads. Der Weg führte entlang der Küste mit traumhaften Ausblicken und Koalas in den Eukalyptus- Bäumen zum Aussichtspunkt „Hells Gate“ und von da aus im Inland durch den subtropischen Dschungel zurück zum Parkplatz. 





Zurück am Auto machten wir uns nach unserer Mittagspause und einem ausgiebigen Einkauf bei Aldi auf den Weg nach Rainbow Beach, dem Ausgangspunkt für unsere nächsten 3 Tage Offroad-Abenteuer auf Fraser Island. Statt über den Highway kann man Rainbow Beach auch auf der 70 km langen Route direkt über den Strand erreichen. Dafür entschieden wir uns, waren uns aber bewusst, dass am Strandbereich kurz vor Rainbow Beach ziemlich tückische Felsen warten. In einem Pub in der Nähe gibt es eine Pinnwand mit Fotos von Leuten, die mit ihren Geländefahrzeugen genau auf diesen Felsen hängen geblieben sind. Wenn dann noch die Flut kommt, kann man sein Auto direkt abschreiben. Ziel war es daher, die Ausfahrt am Freshwater Point zu nehmen, um diesen Bereich zu umgehen. Dummerweise verpassten wir diese und fuhren weiter und weiter und weiter... der Sand wurde weicher und aufgewühlter, aber unser Mitsubishi arbeitete sich brav vor und wir kamen unserem Ziel immer näher. Eine Gruppe entgegenkommender Australier in Geländefahrzeugen wies uns dann allerdings darauf hin, dass wir genau auf die Felsen zufahren, die wir eigentlich umgehen wollten. Von denen hatte sich, trotz noch besserer Geländetauglichkeit, keiner an eine Überquerung gewagt. Wir schlossen uns also dieser Kolonne an und fuhren gemeinsam zurück bis zum Freshwater Point. Die Jungs entschieden sich, dort zu Campen. Wir nahmen die sandige, bergige Inlandspiste durch den Dschungel. Mittlerweile war es stockdunkel. Hier machten sich dann auch die Spotlights an unserem Auto bezahlbar, mit denen wir den Dschungel ziemlich gut ausleuchten konnten. Angekommen in Rainbow Beach bezogen wir unseren Campingplatz, bereiteten unser Abendessen zu und fielen ins Bett/Auto.

Sonnenuntergang am Rainbow Beach

Der nächste Tag sollte unser erster auf Fraser Island werden. Wir tankten unser Auto inklusive der Kanister auf dem Dach voll, ließen Luft von den Reifen ab, besorgten noch ein paar fehlende Kleinigkeiten aus dem Supermarkt und kauften unser Ticket für die Fähre sowie die Camping-Genehmigungen. Dann ging es am Inskip Point aufs Schiff und nach nur 10-minütiger Fahrt waren wir auf der größten Sandinsel der Welt (124 km lang, 25 km breit). Hier gibt es keine befestigten Straßen, man fährt entweder am Strand entlang oder biegt auf eine der sandig-aufgewühlten Inlandspisten ab. Ohne Allrad geht hier also gar nichts. Wir folgten nach kurzer Strandfahrt einer der Inlands-Strecken durch dichtes Gebüsch/Dschungel zu unserem ersten Campingplatz. Der Zeitaufwand, um von einem Punkt zum nächsten zu kommen, ist enorm, da man sich im Inland mit maximal 30 km/h, meistens weniger, fortbewegt. Bei Gegenverkehr wird es auf den einspurigen Pisten richtig eng und man muss ganz schön zirkeln, um aneinander vorbei zu kommen.
Da es auf Fraser Island die reinste Dingo-Population Australiens gibt, hatten wir uns für Übernachtungen auf eingezäunten Campingplätzen entschieden. Überall auf der Insel und in jedem Prospekt, den man vorher liest, wird vor den Tieren gewarnt und auf bestimmte Verhaltensweisen hingewiesen. 



Es kommt immer wieder zu Angriffen auf Menschen, meistens jedoch, weil sich Leute einfach falsch verhalten. Am Ziel angekommen, realisierten wir, dass die Umzäunung für Zelte gedacht war, jedoch nicht für Leute, die im Auto schlafen. Wir entschieden uns, stattdessen zum Camping-Areal „Central Station“ weiter zu fahren, das wirklich komplett umzäunt war. Dort trafen wir einen Ranger und fragten nach, ob wir hier übernachten könnten. Typisch australisch natürlich kein Problem. Wir machten noch einen Spaziergang zu einem kleinen Flüsschen in der Schlucht in der Nähe. Das Wasser war unglaublich klar und hatte durch die geringe Fließgeschwindigkeit kaum Verwirblungen. Von weiter oben sah es daher so aus, als wäre das Flussbett trocken, erst aus der Nähe konnte man sehen, dass doch Wasser floss. Das haben wir so auch noch nirgendwo anders gesehen.

Am nächsten Tag gingen wir im Lake McKenzie baden. Auch hier ein Strand, den man vom Meer, nicht aber von einem Süßwasser-See erwarten würde. Und das Wasser, Leute… kristallklar! Und richtig kalt. Ich schwamm ein paar Runden, zu lange hielt ich es allerdings nicht aus. 

Baden am Lake McKenzie


Nachdem wir noch ein bisschen Sonne getankt hatten machten wir uns über ein paar schön rauhe Pisten auf in Richtung Norden. Zwischendurch konnten wir noch den Ausblick auf eine riesige Sand-Düne erhaschen. Nachdem wir den Strand erreicht hatten, machten wir erstmal unsere Mittagspause direkt am Meer. 

Durch Mineralien rostrot gefärbter Fluss, der ins Meer fließt


Wir beobachteten komische Bewegungen etwas weiter draußen auf dem Wasser und konnten uns nicht so recht erklären, was es damit auf sich hat. Erst der Blick durchs Fernglas brachte die Auflösung – wir konnten tatsächlich vom Strand aus Wale beobachten! Die Kolosse sprangen aus dem Wasser und bliesen ihre Fontänen hoch. Echt der Wahnsinn…
Am Eli Creek ließen wir uns 200 Meter den Fluß entlang in Richtung Strand treiben, nochmal eine schöne Abkühlung. Danach fuhren wir noch ca. 45 Minuten am Strand entlang bis zum Campingplatz „Dundubara“ und machten uns ans Kochen, bevor es ganz dunkel wurde.

Schwimmen im Eli Creek

Am nächsten Morgen ging es zeitig aus den Federn, da wir uns eine kleine Wanderung vorgenommen hatten und diese nicht in der prallen Mittagshitze machen wollten. Der Weg begann praktischerweise an unserem Campingplatz und wir beobachteten 4 Goannas (über 1m lange Riesen-Echsen), die sich im menschenleeren Camps herumtrieben um noch ein paar Essensreste aufzustöbern. Die Vogelwelt genoss den „kühlen“ Morgen und so gab es viel zu sehen bevor wir den Zeltplatz überhaupt  verlassen hatten.




Wir verließen das umzäunte Gelände und betraten ein schönes, lichtdurchflutetes  Waldstück. Mir (Steffi)  wurde es dann doch etwas mulmig, da mir die mögliche Präsenz von Dingos bewusste wurde und ich keine Ahnung hatte, wie wir uns im Falle eines (sehr unwahrscheinlichen) Angriffs verhalten sollten. Also zogen wir das Tempo etwas an und hatten zunächst die schnellste Wanderung aller Zeiten. Irgendwann kamen wir aber aus dem Wald heraus und standen plötzlich vor dieser kilometerlangen Sanddüne. Vor uns nur weißer Sand und am Ende blaues Meer, da waren die „blutrünstigen“ J Wildhunde sofort vergessen. Wir entdeckten unzählige Spuren im Sand und rätselten zu welchen Tieren sie gehören könnten. 






Dingo-Spuren


Dazu hatten wir noch eine weitere Gelegenheit, Wale beim Spielen zu beobachten.  Die Sonne brannte immer erbarmungsloser und so mussten wir uns losreißen und zurück ins Camp laufen.  Nach einer kleinen Stärkung ging es mit dem Auto zu einem der wenigen Punkte der Insel mit Handyempfang, da wir telefonisch noch eine Nacht auf dem Zeltplatz verlängern wollten. Auf dem Rückweg stand dann unerwartet ein Dingopärchen vor uns und verdrückte sich schleunigst zurück  in den Schutz des Waldes. Fotografieren war schwierig. Wir düsten zum Aussichtspunkt  „Indian Heads“ und gaben beim Aufstieg etwas Gas, um vor der Gruppe Backpacker oben zu sein, die gerade aus dem Tourbus stieg. An der Klippenkante hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Strand und das offene Meer. Hier konnten wir noch mehr Wale sehen und waren so nah dran, wie noch nie zuvor ohne Tourboot. 


Blick vom Indian Head

Die Sonne senkte sich und wir fuhren zurück. Unsere australischen Nachbarn  (2 Väter mit erwachsenen Söhnen) machten ein Lagerfeuer und luden uns ein, uns dazu zu setzten. Wir tauschten ein paar lustige Geschichten aus und verabschiedeten uns nach einer Stunde ins Bett. Ich (Steffi) hatte die meiste Zeit im Rauch gesessen, da die Herren etwas geizig mit Feuerholz nachlegen waren und mehr Qualm als Feuer produzierten. Somit quälte ich mich mit der Übelkeit einer leichten Rauchgasvergiftung durch die Nacht. Am Tag darauf ging es noch zum Schiffswrack „Maheno“ und zurück zur Fähre aufs Festland. 



Dort gönnten wir unserem Challenger erst einmal eine Unterbodenwäsche um den Sand und das Salzwasser loszuwerden. Nach getaner Arbeit fuhren wieder auf den Highway nach Bundaberg und fielen erschöpft ins Bett.

Kontrollierter Waldbrand auf dem Weg nach Bundaberg - wir wurden in Begleitung der Feuerwehr direkt durchgeleitet

An unserem ersten Tag in Bundaberg suchten wir uns zuerst einen Autoelektriker. Die Sicherung unseres Blinkers ging alle 5 Min. kaputt, da irgendetwas einen Kurzschluss verursachte und so konnten wir nicht herumfahren. Wir bekamen gleich am nächsten Tag einen Termin und stellten unser Auto bei dem netten älteren Herren in der Werkstatt ab. Um die Zeit zu überbrücken, schlug Basti vor, im Botanischen Garten zu relaxen. An Faulenzen war aber nicht zu denken. Der Park erinnerte uns eher an einen Zoo, da dort so viele Tierarten ihr Zuhause gefunden hatten. Es war ein Vogelbeobachtungsparadies. Wir waren beim Spazieren die ganze Zeit damit beschäftigt, neue Vogelarten, die wir noch nicht gesehen hatten, zu bestimmen. Außerdem sahen wir so viele Echsen und Wasserdrachen wie noch nie zuvor. Nach 2 Stunden gönnten wir uns im Café eine Runde Eisschokolade und machten uns auf den Weg zurück zur Werkstatt. Die Reparatur war zum Glück günstiger als gedacht und zum Abschied hielten wir mit dem Chef noch den obligatorischen Smalltalk. Leider stellte sich im Gespräch der vermeintlich "nette Herr" als rassistisch heraus als wir auf das Thema Mittelamerika zusprechen kommen. Sätze wie:" Wären die Spanier mal nach Australien gekommen." "Warum?" "Dann hätten sie die verdammten Aborigines ausgerottet." Oder "Die haben nicht einmal das Rad erfunden" darauf wir " Aber sie können in der Wüste überleben" darauf er "Das brauchen WIR nicht, wir haben Autos mit Klimaanlage" Waren nur einige Highlights dieser Konversation. Wir begannen zwar zu argumentieren  verabschiedeten uns dann aber, bevor das Gespräch in einer politischen Diskussion endete.



Am Folgetag besuchten wir die Brauerei der Bundaberg Limonaden. Und probierten uns durch alle 16 Sorten. Unser Favorit war natürlich das "Gingerbeer" (welches auch in Deutschland erhältlich ist) "Lemon, Lime and Bitters", sowie "Grapefruit" und "Applecider". Danach hatten wir erstmal einen ordentlichen Zuckerschock. 



Wir stellten unser Auto ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zur Rumdestille des berühmten Bundaberg Rums. Ihr glaubt nicht, wie viele Liter dieser Kultspirituose wir in den letzten Monaten im Victoria Hotel ausgeschenkt haben. Wir buchten die einstündige geführte Tour, bei der uns der Herstellungsprozess und die komplette Produktpalette vorgestellt wurde. Anschließend wurden wir zum Shop mit Bar geführt um die langersehnte Verkosten zu starten. Wir hatten jeweils einen Likör und einen Rumlongdrink inklusive und die Qual der Wahl. Als Rumlongdrink entschieden wir uns jeweils für Rum, der 12 Jahre in Sherryfässern gereift und einen, der 12 Jahre im Portweinfass gelagert war. Mit Ginger Ale gemixt auch für Nicht-Rumtrinker (Steffi) ein Genuss. Bei den Likören fiel die Wahl auf  Vanille sowie Banane-Toffee.  Ziemlich lecker. Wir gönnten uns auf eigene Kosten noch eine Runde Rum mit Gingerbeer (Dark and Stormy) und Standard-Rum mit Gingerale.  Um unseren Geldbeutel zu schonen machten wir uns nach diesem Must-Do wieder auf den Rückweg und bereiteten uns Kräuterquark (welchen wir exklusive bei Aldi erstanden hatten) mit Kartoffeln zu.



Am nächsten Morgen füllten wir unsere Vorräte auf und fuhren in den Eungella Nationalpark. Nachdem wir stundenlang  Zuckerrohrfelder passiert hatten, kamen wir nach Einbruch der Dunkelheit im plötzlich feuchtwarmen Regenwald an. Das Platypus Bushcamp erinnerte uns vom Klima und der Vegetation sofort an Thailand. Alles war vom Besitzer, der seit 30 Jahren im Dschungel wohnt, selbst errichtet und hatte etwas Hippie-Charme. Wir hatten WC's, die nachts von riesigen gruseligen Spinnen bewohnt waren und halboffene, holzbefeuerte , warme Duschen mit Blick auf den Wald. Wir bereiteten unser Abendessen zu und unterhielten uns nett mit einer deutschen Auswanderin, die mit australischem Ehemann und 2 Kindern unterwegs war. Nach 10 Jahren will sie Australien nicht mehr verlassen.

Morgens wurden wir leider von immer wiederkehrenden Regenschauern geweckt und hatten ein ausgedehntes Frühstück mit einem interessanten deutschen Pärchen, das in der Weinproduktion arbeitet und nach dem richtigen Land zum Auswandern sucht. Er ist studierter Winzer und hatte schon in den USA, Neuseeland und Australien in der Weinwirtschaft gearbeitet. Sie will ihr Studium in dieser Richtung noch nachholen. Nächster Stopp soll dann Kanada sein. So kann man auch seine beruflichen Fühler  austrecken.

Gestärkt ging es dann auf zur ersten Wanderung im Regenwald. Zuerst liefen wir zu den Wasserfall-Kaskaden und anschließend wollten wir weiter zum „Ring of Fire“. Dort kamen wir aber nie an, da wir einen großen Fluss queren mussten. Eigentlich kein Problem, da wir Indiana Jones-mäßig über riesige Felsbrocken klettern konnten um trockenen Fußes den Fluss zu überqueren. Leider merkte ich in der Mitte des Flusses, dass Blutegel dabei waren sich langsam an uns herauf zu arbeiten. Da war der Spaß für mich beendet und nach erfolgreicher Abwehr machten wir kehrt. 

Dschungel-Walk mit Blutegeln im Eungella-Nationalpark



Wir stoppten im kleinen Hippiecafé am Straßenrand und plauschten für ein Stündchen mit dem Besitzer.  Dann fuhren wir die ziemlich steile Serpentinen-Straße zum Broken River hinauf. Dort wollten wir uns das Highlight dieser Region ansehen - Schnabeltiere in freier Wildbahn. Alles war touristisch sehr gut ausgebaut , sodass man auf hübsch angelegten Wanderwegen zu den einzelnen Aussichtspunkten laufen konnte um definitiv ein Schnabeltiere zu entdecken. Wir kamen gegen 15:00 Uhr an und lagen damit perfekt in der Zeit, da Schnabeltiere dämmerungsaktiv sind.

Farne, die sich auf einem Baum ein neues Zuhause gesucht haben

Findet die Schildkröten...


Am ersten Aussichtspunkt konnten wir leider keine entdecken, dafür aber viele niedliche Süßwasser-Schildkröten. Am zweiten Aussichtspunkt wurden wir dann allerdings fündig. Gleich 3 Schnabeltiere tauchten bei der Futtersuche und kamen zum Atmen immer wieder kurz an die Wasseroberfläche. Sie waren viel kleiner als erwartet und somit schwierig zu fotografieren aber trotzdem toll, diese einzigartigen Tierchen in freier Wildbahn zu beobachten.


Das ist das beste Bild eines Schnalbetieres, das wir zu bieten haben



Zurück im Camp luden uns wieder ein paar Australier ans Lagerfeuer ein und wir quatschten noch ein Weilchen. So konnten wir  den Tag entspannt ausklingen lassen. Das Wetter am Folgetag machte die Stimmung etwas zunichte.  Basti brutzelte leckere Pfannkuchen um die Gedanken an Dauerregen und Grau zu verdrängen. Wir konnten es kaum erwarten nun aus dem Regenwald an die Küste zu kommen, die trockenes Wetter und Sonne versprach. Auf dem Weg stoppten wir für ein Picknick und eine einstündige Wanderung mit Vogelbeobachtung in den Mangroven. Wir sahen kleine blaue Schlammkrabben, kleine Echsen und einige Vögel. Dann kamen wir im traumhaften Touristenort  Airlie Beach, dem Ausgangspunkt zu den Whitsunday Islands.
Die ersten beiden Campingplätze, die wir uns rausgesucht hatten, waren leider schon voll. Beim Dritten hatten wir dann aber Glück und konnten noch ein Plätzchen ergattern. Es ging zwar ziemlich eng zu, und das zum nicht gerade kleinen Preis, aber da zahlt man halt für die Beliebtheit von Airlie Beach mit. Den Abend verbrachten wir noch mit ein paar Franzosen in der Campküche.


Den folgenden Tag verbrachten wir mit Wäsche waschen, Mittagessen gehen und am Strand relaxen. 

Für unseren letzten vollen Tag in Airlie hatten wir einen Schnorchelausflug mit ZigZag-Tours gebucht. Wir trafen uns um 8:00 Uhr mit unserer Gruppe am Hafen und wurden erstmal in unsere Stinger-Suits/Quallen-Schutzanzüge gesteckt. Das Tragen der Neopren-Anzüge wurde uns wärmstens ans Herz gelegt, auch wenn gerade keine Quallensaison war. Die Berührung einer Nessel der Irjukandi-Qualle führt, wenn nicht sofort behandelt, zu Lähmung der Muskeln und damit schließlich zu Atemstillstand und Tod. Wir holten noch 2 Damen von einem kleinen Inselresort auf Long Island ab und fuhren anschließend zum Whitehaven Beach, dem bis vor einigen Jahren noch offiziell weißesten Sandstrand der Welt. Mittlerweile allerdings abgelöst vom Strand in der Jervis Bay südlich von Sydney, an dem wir bei unserer ersten gemeinsamen Tour durch Australien 2015/2016 einen Stopp eingelegt hatten.

Steffi im schicken Quallenschutz-Anzug


Auf dem Weg zum Whitehaven Beach


Unsere ersten Versuche beim Standup-Paddeling





Der Whitehaven Beach war ein Traum und sah noch so aus, wie ich ihn aus 2011 in Erinnerung hatte. Türkisblaues Wasser und wahnsinnig feinkörniger Sand (99% reines Silizium), der beim Laufen unter den Füßen quietscht. Einziger Unterschied zu 2011 war, dass in der Region 8 Wochen vorher der tropische Zyklon Debbie sein Unwesen getrieben hatte. Ein Kategorie 4 (von 5) - Sturm, der auf den Inseln und den Küstenorten im Umkreis von 200 km schwere Schäden angerichtetet hat. Die Bäume verloren beinahe all ihre Blätter und der Wald war von braunen Stämmen und Ästen anstatt von undurchdringlichem Grün dominiert. Zur Mittagspause ging es an ein kleines, vom Strand aus zu erschwimmendes Riff auf Haslewood Island, an dem wir schön Schnorcheln konnten. Wir sahen einige bunte Fisch-Arten und ich (Basti) sogar einen blau gepunkteten Rochen. Allerdings sind wir mit unseren Schnorchelerfahrungen am Ningaloo Reef in West-Australien mittlerweile so verwöhnt, dass die Whitsunday Islands nicht mithalten konnten. Wir probierten das erste Mal Standup-Paddling aus und nachdem man seine Balance gefunden hatte machte es richtig Laune, im Stehen über das Riff zu paddeln. Mal eine ganz andere Perspektive.
Nach unserem zweiten Schnorchelstopp auf einer anderen Insel mit völlig anderen Korallen-Arten ging es wieder zurück nach Long Island. Dort hatten wir Zeit, an der Strandbar noch einen Drink zu genießen bevor wir gegen 16 Uhr wieder in Airlie Beach ankamen. Am Abend tranken wir noch auf die Freundschaft mit einem neben uns campenden australischen Pärchen, Britanny und Marc. Wir quatschten über Gott und die Welt bevor wir irgendwann ins Bett fielen.

Am nächsten Tag trafen wir uns noch einmal mit den beiden in der Hideway Bay und verbrachten noch ein bisschen gemeinsame Zeit am Strand. Unser Nachtlager schlugen wir auf einem supergünstigen Zeltplatz zwischen Ayr und Bowen auf.


Für den kommenden Tag hatten wir uns eine ganz besonders tolle Tagesaufgabe zum Ziel gesetzt - das Absenden unserer Steuererklärung. Da kommt man nicht mal in Australien drumherum, wenn man ein bisschen Geld vom Staat zurück haben möchte. Wir druckten also in Townsville einige Dokumente  aus und begaben uns zum Finanzamt. Hier wurden wir darauf hingewiesen, die falschen Dokumente dabei zu haben. Nach einem kurzen Anruf bei unserem Chef bekamen wir aber direkt die gewünschten Lohnbelege zugeschickt und konnten das Thema abschließen. Jetzt heißt es 2-3 Wochen warten und hoffen, dass das rauskommt was wir uns ausgerechnet haben. Unsere Mittagspause verbrachten wir an der Strandpromenade der Stadt gemeinsam mit schwarzen Kakadus und fuhren noch einmal auf den Castle Hill, einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Stadt und die vorgelagerte Insel „ Magnetic Island“. Da in Townsville gerade die V8-Supercar-Rennserie lief, waren wirklich alle Übernachtungsmöglichkeiten in und um die Stadt herum ausgebucht, sodass wir auf einen Campingplatz weiter nach Norden ausweichen mussten.

Das war aber halb so wild, denn wir konnten den nächsten Tag mit einem Abstecher in den naheliegenden Paluma Range Nationalpark beginnen. Nachdem ich (Basti) in einem Wasserloch ("Paradise Waterhole“) mit Schildkröten und Fischen geschwommen bin, probierten wir noch die "Rockslides" aus. Praktisch eine glitschige, natürliche Wasserrutsche aus Stein. Steffi hat sich zuerst nicht getraut, konnte dann aber doch nicht widerstehen als sie sah, dass ich mich wie ein kleines Kind freute.
Anschließend aßen wir noch ein leckeres selbstgemachtes Mangoeis im "Frosty Mango", einem von ausgewanderten Münchnern geführten Eiscafé.

Die legendäre "Frosty Mango", weltberühmt in Australien


Angekommen auf unserem Zeltplatz im ruhigen kleinen Küstenörtchen Cardwell machten wir noch einen Strandspaziergang. Auch hier überall Krokodil-Warnschilder. Ein älterer Herr aus West-Australien war gerade dabei, sein Stand-Up-Paddelboard vom Autodach zu holen als wir anmerkten, dass das eventuell keine gute Idee sei. Er stand dabei übrigens direkt vor dem Warnschild. Seine Frau hakte nach dem Motto "hab ich dir doch gesagt" ein. Überzeugen ließ er sich letztendlich durch die Info, dass erst vor wenigen Wochen ein Jugendlicher bei Innisfail (nur wenige Kilometer nördlich) seinen Arm beim Baden an ein Krokodil abgeben musste. Schon verrückt, wie leichtsinnig manche Menschen sind. Dachten wir zumindest.



Nachdem wir uns am nächsten Morgen auf einem kleinen Markt am Pier von Cardwell mit Gemüse eingedeckt hatten, fuhren wir weiter nach Mission Beach. Auch hier fanden wir einen günstigen Zeltplatz und buchten gleich für 2 Nächte. Der Chef meinte, dass wir ruhig im Meer schwimmen gehen könnten, er dreht seit Jahren jeden Morgen seine Runden im Wasser. So langsam fragten wir uns, ob wir einfach nur übervorsichtig waren oder ob die Australier manche Dinge doch etwas zu locker nehmen...


Picknick am Strand


Winker-Krabben überall im Schlamm


Die Gegend ist bekannt für den Helmkasowar, einen Emu-ähnlichen Vogel, der für sein agressives Verhalten bei Bedrohung und das im Fall eines Angriffs beachtliche Verletzungspotential bekannt ist. Der Kasowar gilt als bedroht, auch wenn sich der Bestand in dem kleinen Küstentreifen von Mission Beach bis nach Cape Tribulation mittlerweile von 2000 auf 4000 Tiere erhöht hat. Unzählige Warnschilder weisen darauf hin, doch bitte langsam zu fahren, weil die Tiere regelmäßig die Straßen überqueren. Der Helmkasowar ist der einzige in Australien lebende Vertreter dieser Rasse, auf Papua-Neuguinea gibt es noch 2 weitere Rassen.

Wir machten uns auf in den Regenwald der umliegenden Berge und erwarteten hinter jeder Ecke und bei jedem Knacken einen dieser Riesenvögel. Wir bekamen allerdings nur seine Hinterlassenschaften auf den Wegen zu Gesicht. Da sich die Tiere hauptsächlich von Früchten und Beeren ernähren und das Verdauungs-System nur die äußerste Hülle der Nahrung verwertet, sind die Kerne noch sehr gut zu erkennen. Für einige Pflanzen ist der Kasowar die einzige Möglichkeit der Vermehrung, da kein anderes Tier hier im Dschungel derart große Früchte fressen kann. Das Ökosystem ist also auf diese Tiere angewiesen.

Zurück auf dem Campingplatz bekamen wir den Tip, einen kleinen Weg hinter der Mülldeponie entlangzulaufen, dort wären häufig Kasoware zu sehen. Wir machten uns auf und liefen den ca. 700 Meter langen Weg ab. Obwohl wir sehr leise waren, konnten wir zuerst nichts Größeres im Gebüsch ausmachen. Auf dem Rückweg, wir hatten uns eigentlich schon damit abgefunden, heute kein Glück gehabt zu haben, knackte es plötzlich verdächtig im Dickicht neben uns. Es hörte sich nach etwas Großem an. Wir blieben stehen und lauschten. Plötzlich kam ein junger Kasowar (ca. 9 Monate alt und noch ohne die für ausgewachsene Tiere charakteristische Blaufärbung am Hals) ca. 5 Meter vor uns aus dem Gebüsch gestapft. Und hinterher ein Zweiter. Steffis geflüsterter Kommentar in diesem Moment: "Scheiße, das sind Junge". Wir hatten vorher gelesen, dass das Agressionspotential bei Vögeln, die mit Jungen unterwegs sind, besonders groß ist. Und siehe da, der Papa kam aus dem Unterholz hinterher getrottet. Er war ca. 1,60m groß und putzte sich erstmal das Gefieder. Uns ging beiden ordentlich die Pumpe und wir liefen gaaanz langsam rückwärts, um ein bisschen mehr Distanz zwischen uns und die Tiere zu bringen. Natürlich musste ich das Ganze fotografieren! Beim Klicken der Kamera schaute der Vogel auf und warf uns einen langen, intensiven, warnenden  Blick zu. Ich dachte mir: "Wenn er jetzt angerannt kommt, mit seinen beiden großen Klauen gleichzeitig geradezu in deinen Magen springt und versucht, dich aufzureißen hab ich auf jeden Fall zumindest ein Foto!" Glücklicherweise verlor der Kasowar schnell das Interesse und machte sich mit seinem Nachwuchs entlang des Weges auf in die entgegengesetzte Richtung. Das war Adrenalin pur!





Den Abend verbrachten wir nach ein bisschen Vogelbeobachtung  (inklusive hunderter Mücken) mit Tim und Julia, einem Pärchen aus Berlin auf dem Campingplatz und hauten uns Reisegeschichten um die Ohren. Nächster Stopp der beiden: Japan! Da kamen wir gleich wieder ins Schwärmen und saßen bis in die Nacht zusammen. Die zwei wollten wir unbedingt noch einmal wiedersehen und vereinbarten, dass wir uns noch einmal in Cairns treffen, wo unser und deren Australien-Trip enden sollte.

Unser Ziel für den nächsten Tag war Port Douglas, etwas nördlich von Cairns. Da wir langsam den Autoverkauf einleiten mussten, legten wir einen kleinen Zwischenstopp in Cairns ein. Wir druckten unsere Verkaufsanzeige aus und verteilten diese dann in ca. 10 Hostels in der Stadt. Gleichzeitig schalteten wir unsere Anzeigen bei Gumtree (einer australischen Kleinanzeigen-Plattform) und in verschiedenen Facebook-Gruppen scharf. Startpeis für uns sollten 6300 $ Verhandlungsbasis sein. Gekauft haben wir unseren Challenger für 5050 $, haben ihn dann jedoch noch mit Kühlschrank, Bett und anderem Equipment aufgerüstet. Da Cairns bei vielen Backpackern die letzte Station ist, gibt es auch viele Autos, die verkauft werden wollen. Wir rechneten deswegen mit einem Verkaufspreis von realistisch nicht über 5000 $.  Nachdem das erledigt war, verbrachten wir die Nacht auf dem Campingplatz in Port Douglas.

Für den kommenden Tag hatten wir Tickets für das „Port Douglas Wildlife Habitat“ gebucht, einem großen Tierpark mit riesigen Arealen, in denen Vögel überall um einen herumfliegen. Zum Eintritt hatten wir auch das „Breakfest with the Birds“ gebucht, das „Frühstück mit den Vögeln“. Es gab ein nettes Frühstücksbuffet, gegessen wurde in einem kleinen Cafe mitten im Park. Die Vögel waren überall rundherum am Start, man konnte sogar einen schwarzen Kakadu und Regenbogen-Lorikeets auf die Hand und auf den Kopf nehmen. Nach dem Frühstück nahmen wir noch die kostenlosen Führungen durch die einzelnen Parkbereiche mit, konnten der Krokodil-, Pelikan- und Kasowar-Fütterung zuschauen.

Schwarzer Kakadu




Regenbogen-Lorikeet

Tawny Frogmouth - diese Vögel heben sich nicht allzu sehr von der Baumrinde ab :-)

Kleiner, sußer Cockatiel

Basti bei der Kasowar-Fütterung


Baumkänguru


Im Anschluss fuhren wir zur Mossman Gorge, einer Schlucht im Regenwald, die offensichtlich bei jedem Touristen in Cairns auf dem Tourenplan steht. In dem großen Informationszentrum wird man gebeten, Tickets für den Shuttle-Bus in die ca. 2 km entfernte Schlucht zu buchen, da die Strecke zu Fuß entlang der schmalen Straße durch eine Aborigine-Siedlung führt und man dort nicht unbedingt Touristenmassen durchwalzen sehen möchte. Die 8$ p.P. hatten wir dann auch noch übrig. Am Ausgangspunkt der Schlucht angekommen spazierten wir die beiden Rundwege entlang (insgesamt nicht mehr als 3 km). Die Umgebung war schön, mit dichtem Regenwald und glasklaren Wasser in den Flüssen. Allerdings nichts, was wir vorher an weniger überlaufenen Orten entlang der Ostküste noch nicht gesehen hatten. 



Danach fuhren wir weiter ins Daintree Village, einer kleinen Ortschaft am Ende einer Sackgasse am Daintree River. Der Campingplatz hatte wieder mal einen netten Hippie-Charakter. Nach dem Abendessen ging´s für uns in den Pub, bei ein paar Bierchen das Finale der State of Origin Rugby-Serie schauen. Queensland gewann deutlich, was die Lokalbevölkerung natürlich mehr als freute.

In der Nacht hatten wir mit einigen kleineren Regengüssen zu kämpfen, bekamen das Auto aber auch bei geöffnetem Kofferraum mit ein paar Plastiktüten so abgedichtet, dass wir nicht ersticken mussten und trotzdem im Trockenen lagen.

Die Zeit in Australien neigte sich langsam dem Ende entgegen. Unser Plan war es, am 20.07. wieder in Cairns einzutreffen, um genügend Zeit für den Autoverkauf zu haben. Bis dahin hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch ca. eine Woche Zeit. Ursprünglich hatten wir ja geplant, bis an die Nordspitze Australiens, das Cape York, zu fahren. Da wir uns allerdings für unseren bisherigen Trip entlang der Ostküste ziemlich viel Zeit gelassen hatten, strichen wir die Pläne zusammen und hatten als neues Ziel den Chili Beach auf ca. halbem Weg zwischen Cooktown und Cape York ausgegeben.

Den nächsten traumhaft sonnigen Tag starteten wir mit einer Krokodil-Tour auf dem Daintree River. Während der einstündigen Bootstour sahen wir alles von 30 cm langen Baby- bis zu 4 Meter großen ausgewachsenen Salzwasser-Krokodilen. Die Reptilien lagen auf den Sandbänken am Ufer und ließen sich von der Sonne wärmen. Ungefähr 70 Krokodile leben hier im unteren Flusslauf des Daintree Rivers, auf dessen letzten 12 Kilometern vor der Mündung ins Meer durch Ebbe und Flut Salz- und Süßwasser vermischt werden.  Genau die Richtige Umgebung für diese Urzeit-Tiere. 


Babykrokodil, ca. 30 cm lang...

... und das 4 Meter lange, ausgewachsene Pendant dazu

Baumschlange


Anschließend setzten wir mit der Autofähre über den Daintree River über und fuhren weiter bis zum Cape Tribulation. Dort spazierten wir noch ein bisschen durch den Mangrovenwald am Strand, pünktlich nach unserer Rückkehr ins Camp begann es Bindfäden zu regnen. Leider hörte der Regen auch bis zum nächsten Morgen nicht mehr auf. Es hieß also wieder Heckklappe abdichten, was zu meinem Erstaunen auch trotz vollständig verregneter Nacht ausreichte, um beinahe alles im Auto trocken zu halten.



Der ganze Dschungel ist von Palmen-Blättern überdacht


VW Bully als Zelt

Für den nächsten Morgen hatten wir geplant, den Bloomfield-Track nach Cooktown zu fahren. Ab Cape Tribulation ist die Strecke nur noch für Allrad-Fahrzeuge passierbar. Zum Einstieg stand gleich eine Flussquerung an. Ich watete erstmal durch den Emmagen Creek, um ungefähr zu wissen, was uns erwartete. Das Wasser stand mir an der tiefsten Stelle bis kurz übers Knie, was für unser Auto noch kein Problem darstellt. Auf ging es also ins feuchte Vergnügen, wir schafften es ohne Probleme durchs Wasser. Der Rest der Strecke bis nach Bloomfield war problemlos zu meistern. Es waren noch einige kleinere Flussdurchfahrten und extrem steile Auffahrten auf Hügelketten zu bewältigen. Ich hatte diese Tour 2011 schon mit Robert in einem geliehenen Jeep gemacht. Damals war der herausforderndste Teil die letzte Flussdurchfahrt durch den Bloomfield River, vor allem aufgrund der Fließgeschwindigkeit des Wassers und der Breite des Flusses. Mittlerweile hat man hier eine Brücke errichtet und die beton-unterstützte Strecke durch den Fluss abgerissen – schade! In Bloomfield machten wir Mittagspause und auf dem Weg nach Cooktown hielten wir noch am Aussichtspunkt des Black Mountain Nationalparks. In Cooktown angekommen beschlossen wir, dass wir heute mal keine Lust auf selbst Kochen hatten und machten uns auf zu einem kleinen Kiosk am Hafen. Dort bestellten wir uns 1 kg (!) frische Garnelen mit leckeren Soßen zum Spezialpreis von 25$ (den Preis zahlt man in Australien im Supermarkt, und das auch nur wenn man Glück hat). Mit Blick auf den Sonnenuntergang am Hafen genossen wir unser Essen und quatschten eine Runde mit den superlockeren Mitarbeitern des Kiosks und einem lokalen Fischer.

Mittlerweile hatten wir übrigens auch den Chili Beach gestrichen und entschieden, dass wir nicht mehr weiter nach Norden fahren. Auf noch einmal über 600 km unasphaltierte Holper-Piste (und die gleiche Strecke wieder zurück) hatten wir einfach keine Lust mehr. Wir haben bis hierhin auch schon 27.000 km in 5 Monaten Roadtrip zurückgelegt (während unserer Arbeitsphase in Goondiwindi wurde das Auto ja praktisch nie bewegt), es war also bis dato mehr als genug Fahrerei. Wir entschieden uns, die nächste Nacht auf einem Campingplatz auf dem Gelände einer Farm etwas außerhalb des Städtchens zu verbringen. 



Wir wurden von einem niederländischen Backpacker in Empfang genommen, der dem Farmer bei der Passionsfrucht-Ernte zur Hand ging. Wir hatten einen riesigen, von Bäumen und Büschen umrahmten Stellplatz für uns allein und erkundeten zu Fuß ein wenig die Gegend. Wir liefen zu einem kleinen Flüsschen, an dem auch wieder Krokodil-Warnschilder standen. Der Farmer meinte, dass wir besser nicht zu nahe an die Wasserkante gehen sollten. Wir sahen zwar keine Krokodile, dafür konnten wir aber überall Vogelstimmen ausmachen. Nur Sehen konnte man fast keinen der Piepser. Die unfassbar dichte Vegetation machte das beinahe unmöglich, selbst wenn das Tier gefühlt direkt vor einem saß. In der Zwischenzeit wurden wir von Mückenschwärmen verfolgt. Trotz mehrfachen Einschmierens mit Insekten-Repellent („Tropical Strength“) hatten wir beide einige Bisse zu verzeichnen. Wahrscheinlich wirkt das Mittel gegen 99,9% der attackierenden Mücken. Bei 1000 Mücken hieße das allerdings, dass eine durchkommt J

Zurück im Camp begann es, zu regnen und wir spannten unsere Regenplane (die wir dummerweise vorher noch nie benutzt hatten) zwischen unserem Dachgepäckträger und den Bäumen auf. Hier konnten wir dann den Abend bei Regen im Trockenen mit gekühlten Getränken bei einem Filmchen auf unserem Laptop verbringen.


Leuchtturm oberhalb von Cooktown
Blick auf die Bucht von Cooktown


Am folgenden Tag nahmen wir den Inlandshighway zurück in Richtung Cairns und blieben auf einem erstmal unscheinbaren aber extrem günstigen Campingplatz in Mount Carbine hängen. Zum Glück, müssen wir im Nachhinein sagen. Die Besitzer waren extrem freundlich und interessiert und zusätzlich waren der Platz und die Umgebung noch ein absolutes Paradies für Vogelbeobachtungen. Überall Papageien und alle möglichen anderen Vögel. Steffi juchzte vor Freude, als wir unseren Stellplatz auf einer kleinen Anhöhe mit Blick ins Tal bezogen. Wir drehten zu Fuß direkt eine Runde durchs Camp und entschieden anschließend, gleich noch eine Nacht länger zu bleiben, weil es uns hier so gut gefiel. Die Vegetation und das Klima erinnerten schon wieder eher an trockene Steppe als an Regenwald, obwohl nur eine Bergkette diese Region von der Küste trennt. Daher aber auch die gleich wieder völlig andere Tierwelt. Wir verbrachten unsere Tage mit Lesen, einer morgendlichen Wanderung auf die nahen Berge und einem Lagerfeuer am Abend. Herrlich entspannt! Eigentlich wären wir, wenn Zeit gewesen wäre, auch gern noch länger geblieben. Aber man kann nicht alles haben.

Regenbogen-Lorikeets beim Baden am Rasensprenger


Unser erstes eigenes Lagerfeuer


An unserem letzten Abend trafen wir an einem kleinen Flüsschen in der Nähe einen Australier, der gerade mit Auto und Cross-Maschine vom Cape York zurückgekommen war. Er erzählte uns ein paar Stories über den Old Telegraph Track, eine der härtesten Allrad-Pisten in Australien. Er hatte sich dort mit seinem Motorrad durchgearbeitet und wurde dabei Zeuge, wie unzählige Leute ihre brandneuen Offroad-Autos (auch mal den ein oder anderen 120.000 $ Toyota Landcruiser) zu Schrott fuhren. Gebrochene Achsen, abgerissene Schnorchel, bei Flussquerungen abgesoffenen Motoren, auf´s Dach gerollte Autos usw. Diese Strecke hätten wir allerdings sowieso nicht in Erwägung gezogen, es hätte eine humanere Umgehung dieses Bereichs gegeben. Auch wenn es sicherlich Spaß gemacht hätte. Sei es drum, man muss ja noch Herausforderungen für den nächsten Australienaufenthalt haben J

Auf dem Weg zurück nach Cairns bekamen wir am nächsten Tag einen Anruf der ersten Interessentin für unser Auto. Eine Kanadierin und ein Franzose vereinbarten einen Besichtigungstermin für den Nachmittag des Folgetages. Wir machten noch einen Stopp am Lake Mitchell und in Kuranda. Leider kamen wir in Kuranda erst gegen 15:30 an, sodass die meisten Geschäfte bereits geschlossen waren. Angekommen in Cairns buchten wir die letzten beiden Nächte auf dem Campingplatz. Diese waren natürlich auch die letzten Nächte in unserem Auto, was uns wirklich ein wenig sentimental werden ließ.

Den Tag der Besichtigung nutzten wir, um unser Auto auf Vordermann zu bringen. Wir spendierten unserem Kleinen eine professionelle Motorwäsche, die wirklich notwendig war. Der Motorraum war vollständig mit rotem Staub und getrocknetem Schlamm überzogen, nach der Wäsche glänzte alles und sah praktisch aus wie neu. Außen- und Innenreinigung übernahmen wir selber, am Ende hatten wir ein wirklich sehr gepflegt ausschauendes Auto anzubieten. Die Besichtigung verlief dann auch deutlich besser als gedacht. Die beiden waren sofort begeistert und strichen sogar ihren schon vereinbarten Termin für einen Werkstatt-Check. Letztendlich liefen die Preisverhandlungen auch richtig gut für uns, sodass wir uns auf 6000 $ Verkaufspreis einigten. Die Übergabe sollte dann am nächsten Tag erfolgen. So hatten wir noch Zeit, den Kühlschrank sauber zu machen und die Bettwäsche zu waschen. So ging dann auch alles reibungslos seinen Gang – wir zogen ins Hostel ein, trafen uns mit den beiden, regelten den Papierkram und das Finanzielle. Nun waren wir wieder richtige Backpacker. Komisches Gefühl, man gewöhnt sich recht schnell an seine Unabhängigkeit mit Auto. Zu Fuß ging es zurück ins Hostel.

Da die ganze Auto-Geschichte ja nun viel schneller abgeschlossen war als gedacht, konnten wir uns in den folgenden Tagen ganz in Ruhe Cairns anschauen und in unserem wirklich coolen Hostel abhängen. Wir trafen uns nochmal beim Koraner mit Tim und Julia, den beiden Berlinern, die wir in Mission Beach getroffen hatten und hatten einen sehr ,sehr lustigen Abend. Auch hier haben wir vereinbart, uns entweder in Dresden oder Berlin wieder zu treffen. Eine im Hinterhof des Restaurants notgelandete Taube ließen wir noch von der telefonisch kontaktierten Tierrettung abholen bevor es zurück ins Hostel ging.

Wir genossen die Sonne in der Lagune an der Promenade von Cairns, in der man krokodil- und quallenfrei  baden kann und waren seit längerem endlich mal wieder in einem Nachtclub.

An unserem letzten Abend in Cairns gab es im Hostel noch kostenlos Reptilien zu sehen. Nach einigen Zögern ließ sich Steffi sogar eine Schwarzkopf-Python um den Hals legen und nahm ein Baby-Krokodil in die Hand. 












Kurz vor unserer Abreise dann noch eine niederschmetternde Nachricht - die australische Steuerbehörde hat mitten im Steuerjahr die Regeln zur Steuer-Erstattung für Backpacker geändert. heißt im Klartext: Statt 7000$ Steuer-Rückerstattung für 2016 müssen wir nach jetzigem Stand knapp 6000$ nachzahlen. Das Geld fehlt jetzt natürlich im eingeplanten Budget, aber wir schränken uns etwas ein und dann sollten wir trotzdem zurecht kommen. Wir haben schon viele Backpacker getroffen, denen es genauso ergeht wie uns. Es tröstet uns, dass wir nicht allein sind.

Am 26.07. verließen wir Cairns, um einen Tag später von Sydney aus nach Hawaii zu fliegen. Wir waren beide ein bisschen traurig, Australien verlassen zu müssen aber freuen uns ja auch auf das, was noch vor uns liegt. Vor allem darauf, endlich Jule und Robin am 11.08. in Mexiko City wieder zu sehen. Und danach Angi und Tommy am 13.10. in Bogota/Kolumbien in Empfang zu nehmen. Ihr seht, langweilig wird uns definitiv nicht! 

Abschied von Australien in der Qantas Business-Lounge mit Speis und Trank, so viel das Herz begehrt. Wir bestiegen das Flugzeug in dementsprechend guter Stimmung :-)
Nach ziemlich genau einem Jahr, knapp 30.000 km Roadtrip in 5,5 Monaten, 6,5 Monate Arbeiten in Goondiwindi verlassen wir Australien.