G´day Mates!
Da sind wir wieder - im zauberhaften Australien.
Wir leben den Traum und dessen sind wir uns mehr als
bewusst. Wir haben euch ja in einem vorherigen Blogpost wissen lassen, warum
wir uns dazu entschlossen haben, noch einmal ein Jahr Australien einzuschieben
und unsere Weltreise zu verlängern. Dieser Post ist leider erstmal ohne Bilder,
da wir in unserer Wohnung kein WLAN haben – willkommen im Mittelalter :-)
Unsere erste Anlaufstelle war wieder Melbourne. Wir
landeten mit gemischten Gefühlen. Wir konnten es kaum erwarten unseren an
Darmkrebs im Endstadium erkrankten Freund Michael zu besuchen, auf der anderen
Seite hatten wir Angst davor, was uns erwarten würde. Als uns die Nachricht in
Neuseeland erreichte traf es uns wie ein Schlag. Wenn jemand, der einem nahe
steht, unheilbar krank ist ändert es die Sicht auf manche Dinge und das Leben
selbst. Wir sind eben nicht alle unsterblich und sollten das Beste aus der uns
verbleibenden Zeit machen.
Nach unserer Ankunft beschäftigte uns erstmal der Fakt,
dass mein (Steffi´s) Koffer
verschwunden war. Also zogen wir nachts um 2 in unser AirBnb im schönen Collingwood/Melbourne
ein. Wir wohnten im Hause von Lucy und Olli, einem britischen
Backpackerpärchen, das in Melbourne gestrandet ist und nun immigrieren will.
Ein wenig verstehen kann ich sie. Melbourne hat schon einen besonderen Reiz.
Den nächsten Tag begannen wir mit Nachforschungen, wo
denn nun mein Gepäck abgeblieben war. Danach machten wir uns auf den Weg zu
Michael. Zuerst einmal waren wir sehr erleichtert als er die Tür öffnete: trotz
einer erst kurz vorher durchlebten Chemotherapie und Operation sah er gar nicht
so schlecht aus, wie wir erwartet hatten. Er erzählte uns, dass er 8 Kilo
verloren hatte und eine neuartige Chemo bekommt, welche immer noch aggressiv
aber ohne Haarverlust wirkt. Es geht ihm mittlerweile körperlich besser als
noch vor einigen Monaten, auch wenn alles etwas langsamer erledigt werden muss.
Der psychische Faktor ist allerdings unvorstellbar. Man sagte ihm, dass bei
ständiger Therapie noch 5 bis maximal 10 Jahre bleiben würden.
Am darauffolgenden Tag wollte er sich nicht treffen, da
er Schmerzen hatte. Also machten wir uns auf, noch einmal die Innenstadt zu
erkunden. Die Temperaturen waren leider immer noch recht kühl und das Wetter
wechselhaft. Das letzte Mal als wir hier waren bewegten sie sich zwischen 30
und 42°C, was Sightseeing weniger attraktiv machte. Diesmal ließ sich alles
entspannt zu Fuß erkunden. Wir nahmen wirklich eine Menge mit.
Einen Tag verbrachten wir im riesigen Melbourne Museum,
das Ausstellungen zu allen möglichen Themen anbietet. Der erste Teil
beschäftigte sich mit dem Thema „Jurrasic World“, also Dinosauriern. Der
Rundgang war aufgebaut, als würde man an einer Führung durch einen Erlebnispark
teilnehmen, in dem Dinosaurier wieder zum Leben erweckt worden sind. Die
beweglichen Dino-Roboter sahen extrem echt aus, inklusive sich bewegender Haut
und allem drum und dran. Danach schauten
wir uns noch den Teil des Museums an, der sich (auch kritisch) mit der
Aborigine-Geschichte auseinandersetzt. Sehr interessant, allerdings auch
ziemlich grausam, wie sich der weiße Mann hier in Australien eingeführt hat.
Die sogenannte „verlorene Generation“ der Aborigines erhielt ihren Namen
dadurch, dass Tausenden Kinder ihren Familien entrissen worden. Begründung:
deren leibliche Eltern könnten nicht ordentlich für sie sorgen. Wahnsinn. Die
Abneigung vieler Menschen gegenüber den Ureinwohnern wird auch heute noch
deutlich. Gerade auf dem Land, wo wir uns aktuell befinden, werden die Pubs
halt doch nur von Weißen besucht, während die Aborigines in der Spielhalle
nebenan sitzen. Und nach Aussage einiger Leute auch nie einen Fuß in die Bars
setzen würden. Es gehört sich wohl einfach nicht und der gemeine (erst vor
einigen Generationen eingewanderte) Australier möchte sich mit „diesen Leuten“
nicht abgeben. Traurig, dass rassistische Auswüchse selbst am anderen Ende der
Welt zur Tagesordnung gehören. Zum Schluss schauten wir uns noch die
Insekten-Ausstellung des Museums an. Inklusive lebender Exemplare der meisten
gifitgen, großen Spinnen Australiens. Für mich eine große Überwindung, da
genauer hinzuschauen. Das Museum hätte
noch mehr zu bieten gehabt, wir hatten dann jedoch keine Zeit mehr.
An einem der nächsten Tage nahmen wir an einer
sogenannten „Free Walking Tour“ teil, die täglich vor der Bibliothek im
Stadtzentrum startet. Wie der Name schon sagt handelt es sich um einen
kostenlosen Stadtrundgang, an dessen Ende jeder das als Trinkgeld geben kann,
was er bereit ist zu geben. Wir wurden über 3 Stunden sehr gut unterhalten und
haben Ecken gesehen, von denen wir vorher noch nichts wussten.
Da unser Zimmer in einem der angesagten Hipsterviertel
Melbournes (Fitzroy) lag, nahmen wir dort auch einige Bars mit. Wir trafen uns
in einer davon noch einmal mit Norman, einem deutschen Auswanderer in unserem
Alter, den wir bei unserem letzten Aufenthalt über Karo und Michael kennen
gelernt haben. Einen Abend verbrachten wir mit Omeid, einem afghanischen Kumpel
von Norman. War echt schön, die Leute mal wieder zu sehen.
Nächster Stopp war Brisbane. Hierher kamen wir aus einem
schönen Grund: unsere Freunde Darren und Nici haben ihren Nachwuchs zur Welt
gebracht. Als wir die beiden im Januar verließen um nach Neuseeland aufzubrechen,
war Nici noch hochschwanger. Nun konnten wir klein Addison persönlich begrüßen.
Uns war ja gar nicht bewusst, wie viel Babys den ganzen Tag sabbern können.
Trotzdem ist „Bubbles“, das ist ihr passender Spitzname, einfach putzig. Ein
sehr ausgeglichenes, fröhliches Wurschtgewitter :-)
Mit den Dreien erlebten wir 2 entspannte Wochen. Wir
genossen in erster Linie die herrlich milden Temperaturen und die Sonne.
Monaten kühler Temperaturen in Neuseeland endlich wieder kurze-Hosen-Wetter!
Wir wurden wieder mit Lamm und Minz-Sauce verwöhnt, hatten viel Zeit zum
Ausschlafen und machten eine aufregende Entdeckung. Nici machte uns beim Gärtnern
auf einen „Curlew“ (einheimischer Vogel) aufmerksam, welcher direkt vorm
Gartenzaun stand. Auf den Zweiten Blick entdeckten wir 3, dass er sein Nest
gegen eine Teppichpython verteidigte. Diese war mit geschätzt über einem Meter
ziemlich groß aber gut getarnt. Zu guter Letzt gesellte sich noch ein
„Currawong“ ( eine Dickschnabel- Würgerkrähe - kein Witz) dazu und zupfte die
Schlange am Schwanz. Ein abgefahrenes Schauspiel. Irgendwann wurde es der Python
zu doof - sie suchte sich ein lauschiges Plätzchen im Baum und verschwand.
Australien ist ein einziger, riesiger Zoo und man muss nicht einmal lange in
die Natur fahren. Mitten in der Stadt im Park entdeckt man Buschtruthähne,
Opossums, Papageien, Ibisse, Kragenechsen und hunderte anderer Vögel und Tiere.
Wir staunen jeden Tag aufs Neue.
Nach einer Woche intensiver Suche nach einem passendem
Auto und einigen Reinfällen haben wir das für uns perfekte Auto gefunden. Ein
Mitsubishi Challenger. Noch nicht zum Backpacker- Auto umgebaut, aber dafür ein
Schnäppchen und in technisch einwandfreiem Zustand. Das ließen wir uns von
Darren´s Mechaniker des Vertrauens bestätigen. Nun, da wir mobil aber knapp bei
Kasse waren, luden wir ein Stellengesuch auf einer Kleinanzeigenseite hoch und
bekamen prompt am gleichen Abend einen Anruf. John fragte uns, ob wir in
Goondiwindi für ihn arbeiten möchten. Basti als Küchenhilfe ich als Kellnerin/Zimmermädchen/Spülhilfe.
Dieses 6000-Seelen-Dorf befindet sich 4 h südwestlich von Brisbane. Die
Landschaft um „ Gundy“ ( so nennen die Einwohner ihr Städtchen liebevoll) gibt
einen Vorgeschmack auf das Outback. Die Landschaft wird zunehmend karger und Kakteen
tauchen in der Landschaft auf. Aber auch hier ist die Fauna spannend. Während
ich gerade schreibe rumpelt ein Opussum auf unserem Dach herum (mir wurde gesagt, dass sie einen ordentlich erschrecken
können) und schaut mich unschuldig durchs Badfenster an. Süsse, flauschige,
freche Biester. Wir haben uns eine Wohnung gemietet. Sie ist möbliert, recht schäbig
und alt aber nah an der Arbeit, günstig und wir haben alkoholabhängige aber
superhilfsbereite, freundliche Nachbarn. Wenn man Hilfe braucht kann man sich
immer an sie wenden.
Nun arbeiten wir wieder seit 2 Wochen und es ist nicht
ganz so einfach. Grundlegend sind wir mit unseren Jobs und vor allem der
Bezahlung zufrieden und Ende November ist diese Phase auch wieder vorbei. Es
gibt aber einige Faktoren, die uns das Arbeiten etwas erschweren. Basti´s
Chefkoch ist milde ausgedrückt ein Unsympath, der jeden Kollegen vergrault und
deswegen Backpacker in die Küche gesteckt bekommt, weil die nicht lange
bleiben. Momentan vergrault er seine Beiköchin und die Azubine. Die Beiköchin
ist deswegen schon auf der Suche nach einer neuen Stelle. Überraschenderweise
scheint er Basti zu mögen, weshalb er nahezu keine Beleidigungen, Schreitiraden
und andere Respektlosigkeiten über sich ergehen lassen muss. Trotzdem ist die
Stimmung in der Küche meist mäßig. Spass bei der Arbeit ist halt so eine Sache.
Wir haben die erste Woche unglaublich viel lernen müssen. Nach ein oder zwei
Mal erklären wurde erwartet, dass wir alles nahezu selbständig ausführen können.
Bedeutet für Basti: Salate, Burger, Pizzen, Desserts und Wraps auswendig
zubereiten, schnell schnippeln können und wissen, wo alle Zutaten stehen und
hingehören. Kochausbildung in 3 Tagen also und dann bloß keine Fehler machen!
Ich für meinen Teil musste, wenn es nach dem Koch ging, nach 2 Tagen 3 Teller
tragen können und grundsätzlich schnell und fehlerfrei am Tresen Bestellungen
aufnehmen, das Kassensystem beherrschen, Drinks mixen, kellnern und mir abends
in der Bar dumme Sprüche von betrunkenen Australiern anhören. Die Frage ob es meine
Unterwäsche zum Drink dazu gibt war noch eine der Charmanteren. Mein Aushelfen
beim Teller Spülen hatte sich nach 3 Tagen erledigt, da sofort mein Ausschlag
zurück kam. Trotz allem komme ich gut meinen Kolleginnen aus und nun macht es
eigentlich Spaß. Wären da nicht die 2 neuen französischen Backpackerinnen. Ein
Geschwisterpaar mit viel Selbstbewusstsein, schlechtem Englisch und keiner
organisierten Arbeitsweise. Lassen sich nicht helfen, sich nichts sagen und
bringen mich auf die Palme. Sie sind zu mir meist recht unfreundlich und sehr
schweigsam und zu allen anderen zuckersüß. Die Abneigung ist wohl beidseitig.
Aber da muss ich nun die nächsten 10 Wochen irgendwie durch. Wir haben uns die
letzten Tage ab und an zurück in den Salon oder das Büro gewünscht. Mein
Respekt vor gastronomischen Berufen ist unermesslich gestiegen. Wir haben aber auch
schon erste Freundschaften geschlossen. Melike eine deutsche Backpackerin, die
im Nachbar Pub arbeitet und Paul unsere französische Spülhilfe. So hat man
während der wenigen Freizeit (wir arbeiten 6-7 Tage die Woche) auch etwas
schöne Ablenkung.
Unser Auto haben wir mittlerweile auch auf
Allrad-Tauglichkeit getestet. Von unserem Chefkoch haben wir eine
Offroad-Strecke empfohlen bekommen, die wir an einem halben freien gemeinsamen
Tag zusammen ausgecheckt haben. Was soll ich sagen, unser Mitsubishi hat mit
Bravour bestanden und sich durch Schlammlöcher durchgegraben. Und da haben wir
noch nicht einmal die höchste Allrad-Stufe am Getriebe auswählen müssen. Jetzt
steht er schön schlammbespritzt vor unserer Tür und wartet auf den Einbau eines
Bettes. Wir haben schon fleißig gemessen und Preise beim örtlichen Baumarkt
eingeholt. In den nächsten Wochen werden wir alles Nötige kaufen und unser Auto
fertig machen zum Campen.
Bei einem Spaziergang am Grenzfluss zwischen Queensland
und New South Wales sind wir übrigens auch wieder auf wahnsinnig viele bunte
und schöne Vögel (verschiedene Papageienarten und Pelikane) getroffen.
Da es hier absolut nichts an Freizeitaktivitäten gibt,
was ich mir von meinen ortsansässigen Kolleginnen bestätigen lassen habe,
besteht die Stadt offenbar aus Alkoholikern. Wenn man nicht fischen, jagen oder
4X4 fahren geht trinkt man schon morgens um 9 Uhr im Garten oder lässt Unsummen
bei uns in der Bar und trinkt bevorzugt Bier und Rum-Cola. Da kann es schon
passieren, dass man zur Belustigung Aller sein verschüttetes Bier vom
Barteppich leckt.
Gestern Abend waren wir bei Melike daheim. Sie hat ein
Zimmer in einem brandneuen Haus gemietet. Pool, Wintergarten, Grill, riesige
Küche – alles da. Wir freuen uns schon auf die erste Pool-/Grillparty, wenn es
in den nächsten Wochen wieder wärmer wird.
Unser Ziel in Goondiwindi – genug Geld sparen, um ab
Dezember wieder für 5 Monate Reisen zu können. Es könnte uns in Anbetracht
dieser Aussichten also deutlich schlechter gehen.
Wir sind gespannt, was uns noch so erwartet. Wir hoffen
ihr seid es auch :-)
Eure Überlebenskünstler
Basti und Steffi