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Sonntag, 28. Februar 2016

Wilkommen im Land der langen weißen Wolken





Unseren letzen Abend in Australien verbrachten wir bei Al, meinem ehemaligen Arbeitskollegen, und dessen Eltern. Die Familie hieß uns wieder genauso herzlich willkommen, wie es schon 2011 zusammen mit Robert der Fall war. Wir aßen lecker und konnten uns über die Geschehnisse der letzten Jahre austauschen. Ein unseren Australienaufenthalt abschließendes, sehr einprägsames Erlebnis konnten wir noch einmal mitnehmen. Wir saßen mit Al´s Frau im Nebengebäude und unterhielten uns. Als Al wieder zu uns stieß, sah er ein wenig geschockt aus und meinte, dass er direkt vor dem Eingang des Hauses eine wirklich riesige Brown Snake gesehen hätte, die sich in den Busch verkroch als er aus der Haustür trat. Nicht, dass es diese possierlichen Tierchen hier nicht öfter geben würde, ein solches Exemplar hat allerdings sogar der eingefleischte Australier noch nicht gesehen. Problem bei Brown Snakes: sie sind im Gegensatz zu anderen Schlangen eher auf Angriff als auf Flucht eingestellt und agieren dementsprechend agressiv. Wir waren beim Verlassen des Grundstücks dann auch wirklich vorsichtig. Hoffentlich schaffen wir es in Zukunft trotzdem noch einmal, Familie Davies einen Besuch abzustatten!

Am 31.01. klingelte um 04:30 morgens der Wecker. Nicky und Darren sind auch extra um diese Zeit aufgestanden, um uns noch persönlich verabschieden zu können.

Abschiedsfoto mit Nicky und Daz, Nicky hochschwanger


Die Rückgabe unseres Mietwagens am Flughafen verlief problemlos, die von uns bezahlten Scheibenwischblätter wurden ohne Diskussion von der Rechnung abgezogen. Nach kurzem Frühstück und dem Verlust meines Taschenmessers, das ich dummerweise im Handgepäck vergessen und damit bei der Sicherheitskontrolle abgeben musste, ging es dann auch schon ins Flugzeug. Ein Wahnsinnsteil, dieser Airbus A380. Faszinierend war, dass wir trotz der Größe des Flugzeuges total schnell in der Luft waren!

Unser Flieger nach Auckland


Der Flug war zwischendurch, wie leider all unsere letzten Flüge, ziemlich unruhig. Steffi hat aber mithilfe Ihrer Pillen tapfer durchgehalten. Es blieb ihr ja im Endeffekt auch kaum eine andere Wahl :-)

Und nun: Wilkommen in Aotearoa - dem Land der langen weißen Wolken


Der Slogan wird auch zu Werbezwecken genutzt
Für die Ankunft in Neuseeland hatten wir uns schon vorsorglich auf den Bio-Security-Check vorbereitet. Schuhe putzen und ja nichts Organisches im Gepäck haben. Man hat hier ziemlich große Angst vor Ungeziefer und Krankheiten, die hiesige, durch Ihre Abgeschiedenheit einzigartige und sehr empfindliche Flora und Fauna nachhaltig zu schädigen. Während andere Leute Ihre Wanderschuhe vor Ort putzen mussten oder geputzt bekamen, hatten wir keinerlei Probleme.



Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt zu unserem Hostel, in das wir uns für einige Nächte eingquartiert hatten. Ziel war es, in Auckland den kompletten Papierkram zu erledigen - SIM-Karte besorgen, Bankkonto eröffnen, Steuernummer beantragen, Auto ummelden, Kfz-Haftpflicht und Automobilclubmitgliedschaft abschließen. Also ein ganz gutes Programm. Unser Hostel war super. Wir schliefen ohne Aufpreis in einem 3-Bett-Zimmer, obwohl wir ein 4-Bettzimmer gebucht hatten. Schon am ersten Abend stellten wir fest, dass die Atmosphäre in dem Hosten sehr angenehm ist. Wir trafen viele nette Leute und hatten einige Möglichkeiten, abends zusammen zu sitzen. Unter anderem lernten wir Anja aus Rotterdam kennen, die wir in den folgenden Wochen noch 2 mal in anderen Ecken des Landes treffen sollten.

Unser erster Eindruck von Auckland: eine ansehnliche, nette Stadt mit einigen Parallelen zu australischen Städten. Die Lage ist für eine Großstadt wirklich toll!

Der Fernsehturm von Auckland...

...auf dem man sich bei Interesse für den sogenannten Skywalk entscheiden kann

Wir waren im Stadtviertel "Mount Eden" untergebracht und sind eines Abends zum Sonnenuntergang auf den gleichnamigen Berg gestiegen. Die Belohnung war eine wunderschöne Aussicht über die ganze Stadt und das Meer.


Anja aus Rotterdam und Steffi auf dem Mount Eden

Auckland von oben in der Dämmerung

An unserem ersten vollen Tag in Auckland besuchten wir nach dem Kauf einer Mobilfunk-Karte der hiesigen Telekom das Hafenfest ("See-Port") sowie das direkt daneben stattfindenen Maori-Kulturfestival "Tamaki Herenga Waka". Wir hatten Glück, da beide Feste nur einmal im Jahr stattfinden und das Wetter besser nicht hätte sein können. Beim Hafenfest nahmen wir an einer kostenfreien Rundtour mit dem Bus durch die Hafenanlagen teil. Unter anderem passierten wir das Anlieferdock für Neuwagen, an dem ich mich über brandneue Minis freuen konnte, die eventuell aus unserem holländischen Werk stammten :-)

Im Angebot waren auch Helikopter-Rundflüge über der Stadt

Im Hafen lag ein riesiges Kreuzfahrtschiff vor Anker

Mini!!! :-)

Beim Maori-Festival schauten wir uns Tanz- und Showeinlagen an und probierten die neuseeländische Spezialität "Mussel Fritter" aus. Dabei handelt es sich um ein fritiertes Pattie aus Muscheln, das in fritiertem Brot mit Chilisoße gereicht wird. Wie man schon vermuten kann, ist das nicht unbedingt leichte Kost. Wir belassen es also eventuell beim einmaligen Probieren :-) Auf dem Festival gewannen wir den Eindruck, dass der Umgang mit der Maori-Kultur hier ein anderer ist als der mit der Aboriginal-Kultur in Australien. Die Maori-stämmige Bevölkerung sieht man hier am ganz normalen täglichen Leben teilnehmen. Erkennbar sind diese Menschen recht eindeutig an ihrer recht einzigartigen "Südsee-Optik". In Australien war es leider doch so, dass sich Aboriginies ganz offensichtlich in sehr vielen Fällen am unteren Ende der Gesellschaft bewegten. Wir kamen mit einem Maori ins Gespräch und ich bekam meinen ersten Hongi - einen Maori-Nasenkuss.


Steffi beißt genüsslich in Ihren Mussel-Fritter

An den folgenden Tagen konnten wir alles Notwendige erledigen und übernahmen unser Auto von französischen Freunden des besagten Unglücklichen, der nie wieder nach Neuseeland einreisen darf (siehe vorheriger Blogeintrag).  Ein kurzes Probeliegen auf unserer Matratze im Auto offenbarte, dass eine einzige Schicht Schaumstoff recht unbequem und hart ist. Also kurzer Stop am nächsten Matratzenladen und schon sollten wir die nächsten Wochen richtig gut schlafen. Nachdem wir uns nun also organisiert hatten, konnten wir uns am 03.02. auf den Weg in Richtung Südinsel begeben.

Unser erster Stop war ein kostenloser Campingplatz mit Toilette und kalter Dusche an der Hamiltons Gap auf der Halbinsel südlich von Auckland. Die Kulisse mit Sanddünen und schwarzem Sandstrand war beeindruckend. Wir hatten direkt aus dem Auto Sicht auf das Meer.

Fahrt in Richtung Hamiltons Gap

Ankunft an den schwarzen Dünen

Der schwarze Sand hat golden geglänzt, wirklich schön!
  


Blick aus unserem Auto in Richtung Sonnenuntergang


Als wir beide nachts raus mussten (sind ja nun auch nicht mehr die Jüngsten), konnten wir trotz der geringen Entfernung von Aucklang einen unfassbar schönen Sternenhimmel sehen. Wir wollten beinahe gar nicht wieder einsteigen :-) Unsere erste Nacht im Auto war zusammenfassend gesagt richtig gut! Wir haben beide super geschlafen und konnten nach ausgiebigem Frühstück auf die weitere Reise in Richtung Süden gehen.


Wenn wir schon in Strandnähe zelten muss ich vor dem Frühstück auch ins Wasser

Frühstückszeit
An diesem Tag hatte ich die Idee, die Waitamo Gloworm Caves zu besuchen. Das bot sich an, da wir praktisch direkt an den Höhlen vorbei fahren mussten. Steffi war anfangs nicht überzeugt, da sie Angst hatte, dass die Glühwürmchen oder besser Glühkäfer in der Dunkelheit um sie herumschwirren und sich auf ihr niederlassen. Wer schon einmal Glühwürmchen bei Tageslicht gesehen hat, weiß, dass man sie eigentlich nur bei Nacht schön finden kann. Wir entschieden uns dann für den Besuch der Höhlen. Am Anfang stand eine Führung durch die Tropfsteinhöhlen mit ausführlichen Erklärungen über die Entstehung von Stalaktiten und Stalakmiten. Das meiste davon hatten wir schon bei unserem Besuch der Princess Margaret Rose Caves in Südaustralien gehört, umso gespannter waren wir dann auf die Bootsfahrt durch den mit Glühwürmchen übersäten Teil der Höhle. Die Fahrt war zwar nur ca. 10 Minuten lang, war aber auch mal wieder ein besonderes Erlebnis. Die Larven der Glühwürmchen hängen von der Decke und Leuchten, um Insekten anzulocken. Von jeder dieser Larven hängt ein schleimiger, ca. 10-15 cm langer Faden herab, an dem die vom Licht angezogenen Insekten kleben bleiben, von der Larve nach oben gezogen und gegessen werden können. Ein ziemlich geniales System. Die Decke der Höhle war mit tausenden der kleinen Leuchtpunkte übersät, das Ganze sah wie ein kleiner grünlich schimmernder Sternenhimmel aus.
Bilder schießen war leider nicht erlaubt - das Foto ist exemplarisch aus dem Internet
Danach fuhren wir noch 2 Stunden bis nach Raetihi, einem kleinen Ort im Nirgendwo mit einem preiswerten Campingplatz.

Am Folgetag hieß unser Zielort dann Wellington, die Hauptstadt Neuseelands. Wir suchten uns einen Campingplatz ca. 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und hatten vor, uns gegen Abend noch einmal mit Anja zu treffen, die am gleichen Tag in Wellington angekommen war. Daraus wurde dann leider nichts, weil wir die Schiebetür unseres Vans nicht mehr schließen konnten. Irgend etwas hatte sich verhakt, die Tür stand offen und bewegte sich trotz sanfter Gewaltanwendung keinen Zentimeter mehr. Zeit für die erste Nutzung unserer Automobilclub-Mitgliedschaft.



Wir warteten bei einem Glas Wein auf den Pannenservice und berichteten in der Zwischenzeit unserem Nachbarn, einem neuseeländischem Dauercamper, von unserem Problem. Er kam, sah und löste das Problem innerhalb von 2 Minuten. Das Drücken einer der Führungsschienen in eine bestimmte Richtung führte dazu, dass wir den Pannenservice abbestellen und unsere Tür wieder schließen konnten. Für eine Tour in die Stadt war es dann allerdings schon zu spät. Wir ließen den Abend bei Bier und Wein mit unserem Automechaniker ausklingen und hatten viel zu lachen.

Am 07.02. hatten wir für 14:30 die Fähre für die Überfahrt auf Neuseelands Südinsel nach Picton gebucht. Der Morgen begann für mich sportlich mit dem Aufstieg auf einen Aussichtspunkt in der Nähe unseres Zeltplatzes. 7,5 km retour, 700 Treppenstufen, einem Aussichtspunkt im Nebel und eine Stunde später kam ich gut ausgearbeitet und bereit für die Dusche wieder im Camp an.

Wir hatten nun also den Rest des Vormittages Zeit für einen kleinen Stadtrundgang durch Wellington. Die Stadt ist in Ihrem Wachstum durch die Lage äußerst begrenzt. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite direkt die Berge. Dadurch und durch die schöne Architektur einiger Gebäude hat Wellington einen besonderen Charme.

Am Hafen von Wellingten


Dieser Mann holte sich See-Igel an der Hafenpromenade mit der Hand aus dem Wasser und verspeiste das Innere direkt vor Ort. Frischer gehts nicht!

Nach dem Mittagessen ging es dann auf die Fähre. Wer sich an dieser Stelle fragt, warum wir in diesem Stil auf die Südinsel runterrasen, dem sei gesagt, dass wir im Süden noch möglichst viel vom Sommer und angenehmen Temperaturen mitnehmen möchten. Durch die Nähe zur Antarktis wird es im Süden Neuseelands im Winter doch deutlich kälter als im Norden. Wir wollen uns also dann zurück nach Norden arbeiten, wenn es im Süden ungemütlicher wird.

Die 3,5-stündige Fährfahrt und vor allem die Passage mitten durch die Marlborough Sounds war sehr schön. Nebenbei war es ein schöner Zufall, dass wir Anja auf der Fähre nochmals getroffen haben.

Warten auf den Checkin



Unser zweites Treffen mit Anja

Die Marlborough Sounds



Ankunft auf der Südinsel / Picton

Wir verbrachten dann auch die Nacht zu dritt auf einem Campingplatz in Picton.

Steffi und ich entschieden uns, für die nächsten 2 Übernachtungen tiefer in die Fjordlandschaft der Marlborough Sounds hineinzufahren und suchten uns einen spartanischen Campingplatz mitten im Nirgendwo in der Titirangi Bay aus. Hierhin verschlug es dann auch keine Touristen mehr, wir waren allein unter Kiwis (so bezeichnen sich die Neuseeländer selbst).

Von dieser Schuhcreme rührt die Namensgebung der neuseeländischen Bevölkerung her - bei Interesse auf Wikipedia nachzulesen.



Mittagspause bei der Fahrt in die Titirangi Bay


Auf der ersten unbefestigten Straße konnte unser 4x4 mal zeigen was er kann! :-)

Aussicht auf die Titirangi Bay


Der Campingplatz war super gelegen in einem Talkessel. Strand in 50 m Entfernung und neben den anderen Campern nichts außer Natur, ein paar Schafen und frechen Wekas. Diese flugunfähigen Vögel ähneln ein wenig dem Kiwi (wobei ich hier den Vogel meine, und nicht den gemeinen Neuseeländer). Wir haben schon vorher gelesen, dass alle nicht gut genug eingepackten und weggesperrten Lebensmittel diesen Tieren zum Opfer fallen werden. Da wir vorbereitet waren, hatten wir mit den Tierchen keinerlei Probleme sondern nur sehr viel Spaß.

Der Weka checkt, ob sich eventuell etwas zu essen im Auspuff versteckt

Weka mit einer der Pauas, die wir nicht mehr essen wollten

Das Meer am Campingplatz war sehr sehr frisch, aber nicht zu kalt um nicht darin zu schwimmen. An unserem ersten Abend kamen unsere Nachbarn, ein junges Pärchen aus der Region Auckland, auf uns zu und boten uns eine Riesenportion ihrer selbst gefangenen und zubereiteten Abalone (neuseeländisch: "Paua") an. Wir probierten und mussten feststellen, dass auch diese, wenn im Restaurant serviert sehr teure Spezialität nicht unser Favorit werden wird. Ich lernte noch, wie man eine frisch gefangenen Paua von der Schale trennt. Der Mann, dessen Name mir mittlerweile leider entfallen ist, war sowieso ziemlich abenteuerlich unterwegs. Er erzählte, dass er oft Speerfischen geht und daheim bei Auckland Wild jagt.





Die Kühlbox war neben den Paua mit frisch gefangenen Hummern gefüllt. Nicht schlecht, wenn man sich selbst so verpflegen kann. Speerfischen und Wild Jagen habe ich von meinen Eltern leider nie beigebracht bekommen:-) Unsere Zeit in den Marlborough Sounds verbrachten wir entspannt mit Lesen, Baden, und Muscheln suchen.













Am Tag unserer Abreise war die ganze Bucht wolkenverhangen, es hing ein feiner Nieselregen über dem Tal. Genau der richtige Zeitpunkt für den Aufbruch, zumal wir die letzten beiden Tage wieder absolutes Traumwetter mit durchgängigem Sonnenschein hatten. Unser Ziel war an diesem Tag das Örtchen Marahau im Abel Tasman Nationalpark, der berühmt für seine einzigartige Küstenlandschaft ist.

Den folgenden Tag verbrachten wir mit einer Wandertour entlang des Küsten-Trails bis zum Appletree Beach und zurück. Insgesamt waren wir knapp 6 Stunden unterwegs (mit Badepause, bei der wir Albatrosse am Strand aus nächster Nähe sehen konnten).




Baumfarne gibt es in Neuseeland im Überfluss

Ganz alleine waren wir an der Appletree Bay nicht, da dort auch Wassertaxis anlegen

Entenfamilie

Albatros
Reiter bei Ebbe

An unserem 2. Tag im Nationalpark buchten wir uns ein Kayak, fuhren damit hinaus aufs Meer und um 2 Inseln herum, auf denen wir eine Pelzrobbenkolonie beobachten konnten. Dass die Robbenmütter gerade ihre Babys aufzogen hat natürlich super gepasst.


Die Babyrobbe ist etwas schwierig zu erkennen

Beim Ausleihen des Bootes wurde uns auch gesagt, dass wir Pinguine sehen könnten. Und tatsächlich - auf einem Stein am Ufer der Insel saßen mehrere der kleinen Racker - dachten wir zumindest. Nach ersten Fotos und großer Freude stellte sich heraus, dass es sich um eine Art Reiher handelte. Pinguine mit so langen Hälsen habe ich jedenfalls noch nicht gesehen:-)

Man könnte doch tatsächlich fast meinen, dass es sich um Pinguine handelt, oder?

Hier wird das Ganze dann schon klarer

Nachdem wir die Boote abgegeben hatten und vom Verleiher noch gefragt wurden, ob wir die Delfine gesehen hätten (haben wir nicht!!!) machten wir uns auf den Weg in Richtung Blenheim in die Marlborough-Weinregion. Am Abend kauften wir noch online Tickets für das große Weinfest in der Region, das wir am 13.02. besuchen wollten.

In Blenheim angekommen kamen wir recht schnell in Kontakt mit einem kanadischen Pärchen, das ebenso aufgrund des anstehenden Weinfestes in der Region unterwegs war. Nachdem wir abends lange zusammengesessen haben, beschlossen wir, am nächsten Tag gemeinsam Bachus zu huldigen. Zumal wir ja dieses Jahr höchstwahrscheinlich das Weinfest in Radebeul verpassen werden, einen der Höhepunkte 2016. Wir kompensieren diesmal mit neuseeländischem Wein.

Das Weinfest war ein voller Erfolg. Das Wetter war super, der Wein lecker, es gab allerlei zu essen und mehrere kleine Bühnen mit Musik.






Auf der Rückfahrt ins Städtchen lernten wir noch David kennen - einen Neuseeländer, der in Blenheim wohnt und uns kurzfristig zu seiner Gartenparty eingeladen hat. Wir grillten also noch ein paar Würschtel, tranken ein bisschen und machten uns dann zu viert mit dem Taxi wieder auf den Weg in Richtung Unterkunft.

Christchurch - das war unser nächstes Ziel. Wir hatten uns schon vor längerer Zeit das Ziel gesetzt, in dieser Stadt nach Arbeit zu suchen und unser Reisebudget wieder ein wenig aufzufüllen. Der Tag X, an dem man wieder etwas für sein Geld tun muss, rückte also unaufhaltsam näher. Wir passierten Kaikoura, einen der besten Whale-Watching-Spots weltweit. Wir entschieden uns allerdings dafür, die Walbeobachtungstour zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff zu nehmen, da auch diese wieder eine nicht unerhebliche Geldsumme verschlingt. Wir stoppten kurz, um uns die in der Sonne herumliegenden Robben in Greifweite anzuschauen.

Auf der Küstenstraße nach Kaikoura kann es durchaus mal passieren, dass Robben die Straße überqueren

Hauptakteur ist hier die Robbe unten im Bild, nicht Steffi :-)



Seetang

Bei unserer Ankunft auf dem Campingplatz von South New Brighton (Küstenviertel von Christchurch) erzählte uns die Angestellte an der Rezeption, dass ca. 3 Stunden vorher ein Erdbeben der Stärke 5,7, und damit eines der stärksten seit dem verheerenden Beben von 2011 mit der Stärke 6,3, gemessen wurde. Zu größeren Schäden sei es allerdings nicht gekommen. Es sei allerdings noch mit einigen Nachbeben zu rechnen. Davon konnten wir uns dann beim Abendessen selbst überzeugen. Plötzlich wackelte die Erde für ca. 4 Sekunden. Wir schauten uns beide fragend an und bekamen vom Nebentisch die Information, dass das gerade ein Nachbeben gewesen sei. Ein sehr eigenartiges Gefühl, wenn die Erde zittert...

Da wir noch einige Tage auf die Vergabe unserer Steuernummer warten mussten, die wir für die Bewerbung benötigten, konnten wir uns schon einmal einen Eindruck von der Stadt verschaffen. Beim Beben 2011 ist in der Innenstadt eigentlich kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Ein Großteil des Geschäftsviertels ist zerstört worden. Wenn die Häuser nicht beim Beben kollabiert sind, mussten viele im Nachhinein wegen irreparabler Beschädigungen abgerissen werden.


Von Containern gestützte Hauswand

Teilweise eingestürzte Kathedrale, deren Wiederaufbau aufgrund von Streitigkeiten über das Aussehen noch immer nicht begonnen hat

Die "Ersatzkathedrale" aus Pappröhren, die mit Kunststoff verkleidet sind



185 Stühle, jeweils einer für jedes Opfer des Erdbebens von 2011

Die Innestadt gleicht demnach aktuell einer Großbaustelle im Stil des Potsdamer Platzes in Berlin um das Jahr 2000 herum. Einige große Gebäude warten noch immer auf ihren Abriss, während daneben neue, noch erdbebensicherere Bauten hochgezogen werden. Der Wiederaufbau der Stadt soll bis 2025 andauern und viele Millarden Dollar kosten. Man hat jedoch das Beste aus dem gemacht, was noch übrig geblieben ist. In Christchurch findet man viel Straßenkunst und eine Einkaufszentrum mit dem passenden Namen Re:Start, das in bunten Containern untergebracht ist. Alles in allem einerseits erschreckend, andererseits bewundernswert.

Warnbaken in Schaf-Optik - das gibts auch nur in Neuseeland


Die Skulptur "Chalice", eine der bekanntesten Skulpturen der Stadt  und eines der Wahrzeichen Christchurchs, welches das Erdbeben überstanden hat

Die Re:Start-Mall - Einkaufen in Containern


New Brighton, wo wir anfänglich auf dem Campingplatz gewohnt haben, ist neben dem Stadtzentrum übrigens meist eines der am schlimmsten betroffenen Gebiete bei einem Erdbeben. Das hängt mit der Lage auf einer Landzunge zusammen. Das Viertel ist praktisch von Wasser umgeben. Bei einem Beben vermischt sich der sandige Untergrund mit dem Grundwasser und führt zu einer kompletten Verflüssigung (Liquifaction) des Bodens. Heißt, Gebäude sacken ab und das Wasser steht nach größeren Beben auf den Straßen. Jeder, der es sich leisten kann, zieht aus dieser Gegend weg in eines der weniger gefährdeten Gebiete. Zurück bleiben diejenigen, die es sich nicht leisten können. Damit erklärt sich auch die deutlich höhere Kriminalitätsrate in den östlichen Vororten der Stadt. Im "Quake-City", einer Ausstellung zu der Erdbebenvergangenheit Christchurchs, konnten wir noch viele andere interessante Infos mitnehmen.

Dieses Bächlein verlief vor dem Erdbeben 2011 gerade, man erkennt exakt die Verwerfungen der beiden Platten

Mit der telefonischen Übermittlung unserer Steuernummer konnten wir am 17.02. mit der Arbeitssuche beginnen. Wir gingen also mit unseren Lebensläufen hausieren und rechneten uns gute Chancen aus, relativ schnell fündig zu werden. Damit, dass Steffi allerdings schon 2 Tage später einen Vertrag bei einem Friseur in Riccarton unterschreibt und ich am darauffolgenden Montag bei DHL beginne, Container auszuräumen und Supermarktpaletten im Lager zusammenzustellen, hätten wir trotz allem Optimismus nun doch nicht gerechnet. Steffi ist aktuell unsere Hautpverdienerin. Da zeigt sich mal wieder - gelernt ist halt gelernt. Mit meinem Bürojob kann ich hier für die begrenzte Zeit doch nur sehr wenig anfangen.

Meine erste Arbeitswoche war anstrengend. Mein Rücken ist es nicht gewöhnt, 8 Stunden am Tag Waschmittelpakete aus Seecontainern auf Paletten zu stapeln. Es wird allerdings von Tag zu Tag besser. Bei Steffi beginnen schon wieder allergische Reaktionen, was sie in der Entscheidung bestärkt, nach unserer Rückkehr nach Deutschland etwas anderes zu tun als Haare zu schneiden. Wir haben uns vorgenommen, das Arbeiten in Christchurch für ca. 2-3 Monate durch zu ziehen um dann die Runde auf der Südinsel zu komplettieren und die Nordinsel anzuschließen. Wo es danach hin geht? Wissen wir noch nicht genau. Kommt ganz darauf an, wie sich die finanzielle Situation am Ende unseres Neuseeland-Aufenthalts darstellt. Südamerika wäre nach aktuellem Stand unser beider Favorit - eventuell Brasilien...wer weiß!

Wir wohnen für die Zeit, in der wir arbeiten, übrigens auch nicht mehr im Auto bzw. auf dem Campingplatz. Wir haben uns über Airbnb einen Wohnwagen gemietet, der auf dem Grundstück einer Familie in der Nähe unserer beiden Arbeitsorte steht. Hier haben wir unsere eigenen 4 Wände, ein eigenes Bad, eine Küche - eigentlich normale Dinge, die man mittlerweile aber schon viel mehr zu schätzen weiß.