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Freitag, 19. Mai 2017

Zurück zur Arbeit - 7000 Kilometer von der West - bis an die Ostküste



Unser Bali-Urlaub war nun beendet und wir stiegen in den Flieger zurück nach Perth. Wir erwarteten eine trockene Hitze, brennenden Sonnenschein  und über 30°C, australischen Hochsommer eben, doch wir wurden bitter enttäuscht. Schon im Flugzeug wurden wir über die vorherrschenden 15°C, wolkenverhangenen Himmel und Nieselregen informiert. Bei der Landung hatten wir mit ordentlichen Windböen und entsprechenden Luftlöchern zu kämpfen. In einem solchen Fall ist es dann doch wieder gut, dass Steffi nach wie vor nur unter Tabletten-Einfluss ins Flugzeug steigt. Vom Flughafen aus nahmen wir uns erst einmal ein Uber-Taxi zurück zu dem Caravanpark, auf dem wir unser Auto abgestellt hatten, richteten uns wieder häuslich ein und zogen uns erst einmal lange Sachen an. Eine kleine Abkühlung war nach den tropischen Temperaturen auf Bali zwar irgendwie angenehm aber definitiv nicht sehr komfortabel, um im Auto zu übernachten. Leider ging der Nieselregen in Dauerregen über und so waren wir gezwungen, den ganzen Tag im Auto zu verbringen, da es auf unserem Campingplatz keinen windgeschützten Aufenthaltsraum gab. Es stellte sich heraus, dass wir das „Vergnügen“ hatten, Südwest-Australiens zweitnassesten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnung erleben zu dürfen. Den Tag überstanden wir mit Rotwein Trinken und Film Schauen im Bett. Den Rotwein bekamen wir übrigens, neben einigen anderen Sachen für unsere Lebensmittelkiste, von einem älteren französischen Pärchen geschenkt, dass am nächsten Tag die Reise zurück nachhause antreten musste.

Skyline von Perth vom Kings Park aus fotografiert


Nachdem dieser kurze Schlechtwettereinbruch überstanden war, entschieden wir uns dazu, auf einen günstigeren Zeltplatz ein klein wenig südlich von Perth umzuziehen. Dort lernten wir Fred kennen, einen Deutschen Anfang  50, der als Backpacker kam und nie wieder ging. Er  verliebte sich in das Land, die Karrieremöglichkeiten und die Frauen. Mit seinem Offroad-Camper tingelt er seit ein paar Jahren durch Australien und arbeitet als Industriemechaniker immer dann, wenn er wieder Geld benötigt. Da das Einkommen in Australien für die meisten Berufe wirklich gut ist, reichen ihm ein paar Wochen Arbeit aus, um sich damit wieder für ein paar Monate das Reisen zu finanzieren. Da er begeisterter Hobby-Fischer ist und ein eigenes kleines Boot besitzt, lud er uns ein, ihn am nächsten Nachmittag bei einem Angelausflug aufs Meer zu begleiten. 
Den Abend verbrachten wir zu zweit im Kings Park, einem Stadtpark auf einem Hügel mit fantastischem Blick über das Stadtzentrum von Perth. Hier fand gerade das Perth International Arts Festival, das internationale Kunstfestival, statt. Der gesamte Park war mit extrem aufwändigen und wunderschönen Licht-Installationen versehen worden. Die Bäume wurden als Projektionsflächen verschiedenster Kurzgeschichten genutzt. Neben den australischen Jahreszeiten der Aborigines  war das weltweite Artensterben das beherrschende Thema. Ein wirklich einmaliges Erlebnis.



Am nächsten Tag stand dann unser Angelausflug mit Fred an. Das Meer war unfassbar ruhig und es war nicht sonderlich windig. So konnte sogar Basti die Fahrt aufs offene Meer ohne Reisetablette genießen. Vor uns das scheinbar unendliche dunkelblaue, fast schwarze Meer, hinter uns die Skyline von Perth. Kein Geräusch außer dem Plätschern des Wassers drang zu uns durch. Der Seewind hauchte uns um die Nase und die rasante Fahrt vermittelte ein superschönes Gefühl von Freiheit und Glückseligkeit. Kaum hatten wir unseren ersten Spot erreicht, zog auch der Himmel auf und die Sonne wärmte uns richtig durch. Da Basti und ich keinerlei Angelerfahrung hatten, erklärte uns Fred seine Instrumente am Boot, mit denen man Fische orten und den optimalen Meeresboden zum Angeln finden kann. Er zeigte uns, wie man Fische anlockt und die Angel richtig auswirft. Wir hatten riesigen Spaß daran, zu warten und dann die Angel einzuholen, wenn ein Fisch daran gezogen hat. Dann biss bei Fred auch wirklich einer an und er zog den etwas mehr als handgroßen Fang ins Boot. Da der Fisch allerdings zu klein war und Fred nicht wusste, um welche Art es sich handelt, wollte er ihn wieder freilassen. Aber erst musste der Haken wieder raus. Da war dann auch leider Schluß mit der Anglerromantik. Ich (Steffi) konnte nicht richtig hinsehen, musste aber mit anhören, wie Fred den Fisch (vielleicht zu) fest gepackt hatte und mit einer Zange versuchte, den Haken aus dem Schlund des Fisches zu reißen. Es knirschte  fürchterlich und dem Fisch quollen die Gedärme heraus. Der Haken blieb, wo er war. Ich fragte noch, was denn da raushängt und ob er es schaffen würde. Fred meinte nur: „Jaja“, warf ihn zurück  ins Meer und der Fisch schwamm direkt  oben auf dem Wasser. Leider hat dieser kleine Freund nutzlos sein Leben ausgehaucht und der nächste Fisch, der ihn verspeist, bekommt einen tödlichen Angelhaken als Nachtisch gratis dazu. Wir versuchen es noch etwa 2 Stunden, bis wir feststellen müssen, dass wir heute nichts fangen werden und machen uns auf den Rückweg. Fred ist nicht der Gesprächigste, antwortet aber brav auf unsere viele Fragen. Auf dem rasanten Weg zurück saß ich auf dem Beifahrersitz und genoß die Fahrt in vollen Zügen. Fred drückte sogar stolz noch etwas mehr auf die Tube, als ich anerkennend erwähnte, dass sein Boot ganz schön schnell sei. Doch plötzlich drosselte er die Geschwindigkeit, denn direkt vor uns tauchten 2 Delfine auf. Sie schwammen neugierig  ums Boot und warfen einen Blick auf uns. Wir konnten unser Glück nicht fassen, mal wieder zufällig auf diese eleganten Meeressäuger zu treffen. 





Delfin direkt vor unserem Boot


Wieder an Land ging es zurück auf den Zeltplatz, erstmal das Boot von korrosivem Meereswasser und Fischrückständen befreien. Anschließend tranken wir zu dritt noch etwas bevor wir zwei uns ans Abendbrot machten und Mittagessen für den nächsten Tag vorbereiteten. Fred hatte uns direkt für den nächsten Versuch am kommenden Morgen wieder auf sein Boot eingeladen. Der Wille, etwas Essbares zu fangen, ist immer noch da und so heißt es zeitig aufstehen und wieder rauf aufs Boot. Die Stunden flogen nur so dahin, aber selbst 4 Stunden später hatten wir immer noch nichts Brauchbares an Bord gezogen. Wir gingen also wieder leer aus. Natürlich hatte ich das Mittagessen zwar aus dem Kühlschrank aber nicht mit aufs Boot genommen. Das merkten wir, als unsere Mägen auf hoher  See plötzlich zu knurren begannen. Also zurück zum Zeltplatz, Mittag essen und Boot putzen. Da Fred nichts zum Abendessen gefangen hatte, profitierten wir von seinem Wissen über ein nahegelegenes kleines deutsches Fleischereigeschäft. Es war das Schlaraffenland für jeden Exil-Deutschen. Himmlische Leberwürste, Blutwürste, Schinken und Scheibenwürste, Sauerkraut, Malzbier und Kloßteig. Alles zum verkraftbaren Preis, egal ob hausgemacht oder importiert. Wir konnten nicht so viel kaufen, wie wir essen mochten. Leider ist in ganz Australien aus lebensmittelhygienischen Gründen keine rohe Mettwurst zu bekommen. Darauf  freue ich mich zurück zu Hause. Mettbrot morgens, mittags, abends bis es mir zum Hals heraus hängt. 
Zu unserem Erstaunen standen uns in der Campküche plötzlich Sander und Susan gegenüber, das freundliche holländische Pärchen, das wir vor unserem Ablug nach Bali in Bunbury getroffen haben. Wir verbrachten einen langen und lustigen Abend mit den beiden zusammen in der Camp-Küche und trafen uns am nächsten Tag noch einmal zum Baden am Strand, bevor es für die zwei wieder zurück nach Holland ging.


Am folgenden Tag fuhren wir weiter nach Mandurah. Unser Plan war, hier oder etwas weiter südlich in Bunbury nach einem Job zu suchen. Die letzten Monate Reisen haben unser Budget, dass wir in Goondiwindi erwirtschaftet hatten, doch schon wieder erheblich strapaziert. Doch bevor wir uns auf Jobsuche begeben, wollten wir noch ein paar Tage das mittlerweile sehr schöne Wetter am Strand genießen. Wir holten also unsere Bodyboards vom Autodach und verausgabten uns solange in den Wellen, bis eines unsere Boards sich aufzulösen begann. Zuvor sichteten wir wieder 2 Delfine, die, wie wir, die Wellen zum Planschen nutzten. Australische Strände sind einfach unschlagbar. Auf unserem Caravanpark lernten wir noch ein paar nette ältere Australier kennen, die ihr selbst gekochtes Thai-Curry mit uns teilten. Sehr sehr lecker!


Vogelbesuch beim Frühstück


Am nächsten Abend gingen wir am Yacht-Hafen schön essen. Ein Restaurant-Besuch in Australien war für uns mal wieder etwas Besonderes, da das definitiv immer ein etwas teurerer Spaß ist. Wir genossen den Abend mit einem herrlichen Sonnenuntergang und leckerem Essen.

Yachthafen von Mandurah

Steffis Auswahl von herzhaften Küchlein






Die Tage verflogen nur so und wir machten uns daran, unsere Bewerbungsunterlagen auf Vordermann zu bringen und auszudrucken. Wir klapperten am ersten Tag unseres Bewerbungs-Marathons ca. 10 Pubs/Restaurants ab, bekamen aber von den meisten die Info, dass die Saison gerade vorbei sei und aktuell eher Personal reduziert als eingestellt werden würde. Mehr oder weniger aus Spaß fragte ich Steffi, ob ich unserem alten Boss in Goondiwindi mal eine Nachricht zukommen lassen sollte. Gesagt, getan. Wir bekamen umgehend eine Antwort, die uns doch ein wenig aus den Socken haute. Wenn wir wieder bei ihm arbeiten wöllten wäre er mehr als glücklich damit, wir müssten ihm nur sagen, wann wir wieder anfangen möchten. Nunja, nach kurzer  Beratung entschlossen wir uns für den Weg des geringsten Widerstandes – der Vorverlegung unseres Roadtrips von Perth zurück an die Ostküste und dem Wiedereinstieg im Pub in Goondiwindi. Der erste Tag unseres „Bewerbungs-Marathons“ blieb also auch der einzige.


"Achtung, fliegende Golfbälle" am Strand

Wir machten uns umgehend an die Planung unseres Trips. Mandurah – Albany – Esperance – Ceduna – Coober Pedy – Ayers Rock – Port Augusta – Goondiwindi. Macht grob 6500km, für die wir uns ca. 3-4 Wochen Zeit nehmen wollten.

Von einigen anderen Reisenden hatten wir mittlerweile gehört, dass die Straßen im Südwesten rund um Albany und Esperance von Überflutungen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden sein sollten. Eine deutsche Familie, die mit einem großen geliehenen Wohnmobil unterwegs war, schaffte es nur dank eines Farmers bei Esperance rechtzeitig zurück nach Perth. Der gute Mann verdiente sich noch ein paar Dollar extra, indem er nicht allrad-taugliche Fahrzeuge von Touristen mit seinem Pick-Up durch knie- bis hüfthohes Wasser zog. Wir waren also gespannt, welche Straßenverhältnisse uns in der Region erwarteten. Meine (Basti) Idee war es ja ursprünglich, über die Great Central Road (1600km unbefestigt) auf direktem Weg durchs Outback zum Ayers Rock/Uluru zu fahren. Doch auch hier machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, die gesamte Straße war wegen Überflutungen gesperrt. Es blieb also sowieso nur noch der Weg entlang der Südküste, um sich wieder in Richtung Osten vorzuarbeiten.

Bevor wir in Albany ankamen, nahmen wir noch den "Valley of the Giants Tree Top Walk" mit, der sowieso auf dem Weg lag. In über 40 Metern Höhe führten hier Wege durch die Baumkronen, die Stahlkonstruktion kam beim Laufen gut ins Schaukeln. Steffi fühlte sich hier oben nicht wirklich wohl, konnte aber zumindest ein kleines bisschen die Aussicht genießen. 





Vom Feuer ausgehöhlter Baumstamm, der trotzdem noch lebte


Unseren nächsten Stop legten wir in Albany ein, einem  schönen und für australische Verhältnisse recht großen Küsten-Ort. Hier bekam unser Auto dann auch mal eine kleine Verwöhn-Kur. Wir ließen allerlei Flüssigkeiten wechseln, kauften 2 neue Vorderreifen und ließen unsere Spur einstellen. Unsere alten Reifen waren völlig abgefahren und hatten auf dem Trip mit Robin und Jule ziemlich gelitten. Umso erstaunlicher, dass wir bis dato auf keiner der Schotter-Straßen einen Reifenplatzer erlitten hatten. Das Ganze nahm ca. einen halben Tag in Anspruch, den wir nutzten, um unseren Blogeintrag über Bali für euch (und uns) zu verfassen.

Wir verbrachten 2 Nächte in Albany und schauten uns einen Tag lang den Torndirrup und West Cape Howe - Nationalpark auf einer der Stadt vorgelagerten Halbinsel an. Das Wetter war sonnig, die Temperaturen vor allem durch den kräftigen Wind jedoch recht frisch. 

Seebrücke in Albany

Zuerst ging es zur sogenannten „Gap“ und zur „Natural Bridge“. Die Aussichtsplattform in luftiger Höhe auf den Klippen ragt über die Abbruchkante hinaus, durch das Gitter unter den Füßen sah man die Wellen am Fels zerschellen.
Anschließend unternahmen wir eine kleine Wanderung zu den „Blow holes“, Löchern im Fels, durch die bei ausreichend Wind das Wasser der Brandung wie in einem Kamin nach oben gedrückt wird und herausspritzt. Dort angekommen warteten wir einen kurzen Moment, bevor uns plötzlich und unerwartet ein wirklich lautes Zischen und Wind aus der Spalte entgegen pustete. Steffi erschrak sich so fürchterlich, dass sie in Erwartung einer meterhohen Wasserfontäne kreischend einige Meter davon rannte. Ich erschrak mich, weil Steffi sich erschrak. Eine Wasserfontäne gab es allerdings nicht, es blieb beim Zischen und Pusten.








Als letzten Punkt auf der Tagesordnung machten wir noch Halt an einer Vogel-Beobachtungs-Station am Lake Vancouver. Obwohl sehr viele Vögel unterwegs waren, konnten wir nichts Neues identifizieren. Zurück auf dem Zeltplatz bereiteten wir unser Abendbrot in der nur von uns genutzten und damit privaten Camp-Küche zu. Das eingeschaltete Licht lockte zu Steffis „Verzücken“ einige Insekten an. Wir hatten allerdings einen natürliche Insektenvernichter auf unserer Seite – eine komplett schwarze Echse, die sich unter dem Kühlschrank versteckt hatte und immer dann hervor kam, wenn wieder ein Käfer auf dem Rücken direkt vor ihr auf den Fußboden fiel. Mahlzeit!

Mit neuen Reifen und gewartetem Auto starteten wir am nächsten Morgen in Richtung Esperance, unserem Tagesziel. Wir wussten bereits, dass einige Hauptstraßen wegen der Überflutungen vor einigen Tagen noch immer gesperrt waren und machten uns auf eine längere Etappe gefasst. Wir mussten 2 Umleitungen nehmen. An der ersten Umleitung kurz vor Ravensthorpe war der Highway komplett gesperrt. Wir zogen es kurz in Betracht, die 25 km über den gesperrten Highway bis nach Ravensthorpe der 80 km langen Umleitung über unbefestigte Straßen vorzuziehen, entschieden uns dann aufgrund mittlerweile bekannter drakonischer Strafen für Verkehrsdelikte in Australien allerdings doch dagegen. Am Ende der Umleitung hatten wir mal wieder eine ca. 150 Meter lange Durchfahrt durch braunes, brackiges, stinkendes Wasser, das sich über den Highway ergossen hatte.
Die zweite Umleitung zwischen Ravensthorpe und Esperance war unvermeidbar, da das Wasser den Highway um eine komplette Brücke erleichtert hatte. Wir durchfuhren an einer anderen Stelle das Flussbett, an dem die Aufräumarbeiten in vollem Gang waren. Dort sah es aus wirklich übel aus! Wahnsinn, was Wasser für eine Kraft entwickeln kann.
Letztendlich kamen wir gegen Sonnenuntergang in Esperance an und freuten uns schon auf den nächsten Tag im Cape La Grand – Nationalpark.

Unser erste Attraktion, die wir besuchten, war die sog. „Frenchman Peak“, ein mitten in flacher Umgebung stehender Fels, den es zu besteigen galt. Von unten gesehen sah das Unterfangen machbar aus, die Steilheit der recht glatten Fels-Oberfläche hätte nach unserer Meinung zu meistern sein sollen. Wir täuschten uns leider. Im unteren Drittel war es zwar recht problemlos möglich, weiter nach oben zu laufen, das wieder herunter Kommen ist aber dann eine ganz andere Sache. Bei mir (Basti) war es grenzwertig und erinnerte mich ein wenig an meine Wanderung allein zur Scheinbergspitze in den Alpen, bei der ich mich im Schnee kurz vor dem Gipfel aufgrund der Gelände-Neigung beim Vor- wie auch Zurückgehen extrem unwohl fühlte. Steffi meinte zwar, wir könnten es ja einfach weiter probieren, aufgrund ihres offensichtlichen Unbehagens vor dem Abstieg beließen wir es dann aber dabei und kehrten zum Auto zurück. Lustigerweise kam uns beim Aufstieg ein älterer Herr joggend vom Gipfel aus entgegen, und das nicht etwa auf dem markierten, sich mehr oder weniger in Serpentinen hinabschlängelnden Weg sondern DIREKT und ohne Umwege auf gerader Linie hinab. Alle Achtung, das hätten wir uns nie im Leben getraut.



Nun wartete ein Highlight auf uns – Lucky Bay. Viele Reisende hatten uns diesen Ort zuvor empfohlen, wir wurden nicht enttäuscht. Wieder einmal ein absolut traumhafter Strand, nur diesmal mit dem Sahnehäubchen, dass es hier fast immer Kängurus direkt in Wassernähe zu sehen gibt. Wir entdeckten 2 Familien – jeweils Mutter mit Kind, die in aller Seelenruhe das Gras am Strand knabberten. Für unsere Mittagspause fuhren wir den Strand entlang (erlaubt!) und suchten uns ein schönes Plätzchen ab vom Schuss. Zur Aussichtsplattform am anderen Ende der Bucht konnte man entweder 45 Minuten laufen oder 10 Minuten fahren. Wir entschieden uns für die zweite Variante und wurden mit einem herrlichen Blick über die Bucht belohnt.










Letzter Stop im Cape La Grand Nationalpark war die Rossiter Bay, in der wir völlig allein waren und am Sandstrand tatsächlich auf (unserer Meinung nach) Kamel-Spuren stießen. Leider konnten wir auch von einem nahen Hügel aus keines der Tiere erspähen. Schilder, dass hier Kamele unterwegs seien, hatten wir zuvor schon reichlich gesehen. 


Dafür wurde Steffi mit etlichen neuen Vogel-Sichtungen belohnt, unter anderen konnten wir einen Rock Parrott identifizieren. 
Für die Rückfahrt wäre eine 30 km-Tour direkt am Strand nach Esperance in Frage gekommen, wenn wir uns nicht gerade eine Stunde vor dem Höhepunkt der Flut darüber Gedanken gemacht hätten. Der befahrbare Strandabschnitt war damit schon recht schmal und wir wollten uns nicht zwangsläufig in einem netten Wasser-Salz-Gemisch eingraben. Wir nahmen also die doppelt so lange Inlands-Route zurück nach Esperance.

Die nächsten Tage, das war uns von vornherein bewusst, waren mit viel Fahrerei verbunden.  Auf der 1200 km langen Strecke zwischen Norseman und Ceduna gibt es keine Ortschaften, sondern ausschließlich Road Houses mit Tankstelle. Wir passierten das längste Stück gerader Straße in Australien (146 km ohne jegliche Kurven) und übernachteten für einen Spottpreis am Caiguna Roadhouse.




In regelmäßigen Abständen fungiert der Highway als Landepiste für Rettungsflugzeuge. Bevor in diesen Gegenden ein Krankenwagen zu Hilfe kommt wäre es auch meist schon zu spät.

Am nächsten Tag war Eucla unser Ziel. Auf dem Weg dahin machten wir vom Highway aus einen 30 km langen Abstecher zum Eyre Bird Observatory, einer Vogelbeobachtungsstation. Da der Weg dahin recht schmal, sandig und aufgewühlt war, brauchten wir für dieses eigentlich kurze Stück im Allrad-Modus mit Untersetzung über eine Stunde.  Dabei durchfuhren wir ein riesiges, völlig abgebranntes Waldgebiet. Schwarze Baumstümpfe und Sand soweit das Auge reichte, leicht apokalyptische Züge.  Das Feuer konnte noch nicht lange her sein, da es kaum Pflanzen gab, die sich schon wieder angesiedelt hatten. Am Vogel-Observatorium angekommen waren wir erstaunt, auf ein richtiges Haus, das auch noch bewohnt war, zu treffen. Wir hatten eher mit einem Unterstand gerechnet. Die Besitzer kamen direkt auf uns zu und waren ganz erstaunt, dass sie heute noch Besuch bekamen. Ein sehr nettes Rentner-Pärchen, das auf freiwilliger Basis für 3 Monate die Betreuung des Anwesens übernommen hatte. Die beiden erzählten uns, dass das Feuer ca. 8 Wochen vor unserem Besuch gewütet hatte. Die entstandenen Temperaturen waren ungewöhnlich hoch, sodass selbst gegen normale Buschfeuer resistente Bäume aufgrund der Hitze abgestorben waren. Während des Feuers war ein Einsatz-Team der Feuerwehr vor Ort, um das Haus im Notfall gegen die Flammen verteidigen zu können. Die vorherigen freiwilligen Betreuer wurden vorsorglich evakuiert, da sich die von einem Blitzschlag ausgelöste Feuerwalze von heftigen Winden angetrieben direkt auf den Strand und damit das Anwesen zu bewegte. Als das Feuer ca. 2 Kilometer vom Haus entfernt war, setzte glücklicherweise starker Regen ein, sodass ab diesem Zeitpunkt keine Gefahr mehr drohte. Nichtsdestotrotz wurden 55.000 Hektar Wald und Busch vernichtet. In den Tagen nach dem Feuer wurden unzählige tote Vögel vom Regen an den Strand gespült.




Wir verbrachten ca. 2 Stunden vor Ort, unternahmen einen Rundgang durch den Busch und machten noch einen Abstecher zum Strand, bevor wir uns zurück in Richtung Highway und weiter nach Eucla machten. Eucla selbst bestand mal wieder nur aus Caravan-Park und Tankstelle, war allerdings sehr schön auf einer Fels-Abbruchkante mit Blick auf die Tiefebene und das etwas weiter entfernte Meer gelegen.

Für die folgende Nacht hatten wir uns auf Empfehlung einer Familie in Esperance den Campingplatz in der Cactus Bay, der Kaktus-Bucht, ausgesucht. Für heute war also die Überquerung der Grenze von West-nach Südaustralien vorgesehen. Wir machten Halt an den Bunda Cliffs im Nullarbor-Nationalpark, einer wieder einmal wunderschönen, zerklüfteten Küstenlandschaft.


Wenn Australier schon Campen, dann auch geländetauglich!

Bunda Cliffs, Nullarbor Nationalpark



Auch sahen wir an diesem Tag unseren ersten wirklich pinken See – nach einem fehlgeschlagenen Versuch in Melbourne. Der extrem hohe Salzgehalt des Wassers führt dazu, dass sich eine bestimmte Alge ansiedelt, die die pinke Farbe verursacht. Steffi hat sich gefreut wie eine Schneekönigin.




Am späten Nachmittag auf unserem Campingplatz angekommen waren wir total happy – der Platz lag eingebettet in die Dünenlandschaft direkt am Meer. Die großzügigen und unbeengten Stellplätze wurden hauptsächlich von Surfern genutzt, die im Wasser auf die perfekte Welle warteten und hier ihr Wochenende verbrachten. Wir fühlten uns gleich wohl, die entspannte Hippie-Atmosphäre gefiel uns sehr gut.
Wir genossen den Abend zu zweit bei Bier, Wein und Musik tanzend neben unserem Auto und erfreuten uns unseres doch schon ziemlich entspannten Lebens-Stils. Am nächsten Morgen wollte ich unbedingt noch einmal mein Glück auf dem Body-Board versuchen, noch ein paar Wellen mitnehmen. Nachdem ich mich über scharfe Steine (zum Glück mit Riff-Schuhen) ein gutes Stück schwimmend und laufend/stolpernd bis hinaus zu den Wellen vorgearbeitet hatte, musste ich feststellen, dass die wirklich guten Wellen noch weiter draußen und mir dann auch ein bisschen zu groß waren. Was soll´s, man hat´s wenigstens versucht.

Wieder am Pink Lake vorbei führte uns unser Weg ins erste wirkliche Städtchen seit über 1500 km – Ceduna. Hier füllten wir unsere Vorräte auf und machten uns auf zu unserem Tagesziel, der Seelöwenkolonie am Point Labatt. Diese riesigen Lebewesen gelten als extrem bedroht, die Kolonie hier in Südaustralien ist eine der größten der Welt. Vom Aussichtspunkt auf einer Klippe aus beobachteten wir die Tiere beim Sonnen auf den Felsen. Beeindruckend! 


Der Tag neigte sich mittlerweile dem Ende zu und wir sahen auf unserer Fahrt ins 100 km entfernte Wirulla noch eine neue Papageien-Art. Wir übernachteten zu einem Spottpreis auf einem Betonplatz im Dorf mit öffentlicher Toilette und Dusche nebenan. Da wir am nächsten Tag wieder eine längere Fahrt vor uns hatten ging es nach dem Abendessen direkt in Bett.

Der nächste Tag begann kühl, aber die ersten Sonnenstrahlen wärmten uns beim Frühstück schön durch. Unser Plan stand fest: Tagesziel war Coober Pedy, eine Stadt mitten im Outback auf dem Weg zum Uluru/Ayers Rock. Wir hatten zwei Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Entweder auf dem asphaltierten Highway über Port Augusta, das wären 900 km gewesen. Variante 2, für die wir uns entschieden hatten, führte uns über 200 km unasphaltierte Piste entlang des alten Stuart Highways quer durch eine surreale Wüstenlandschaft, bevor wir wieder auf den „richtigen“ Highway stießen. Diese Abkürzung sparte uns 250 km Wegstrecke.

Nachdem wir das Schild passiert hatten, das auf die Gefahren in diesen extrem entlegenen Regionen Australiens hinweist, fuhren wir die teilweise recht sandige und holprige Piste vorbei an ausgetrockneten Salzseen bis zum Pretty Point Campingplatz (außer uns weit und breit mal wieder kein Mensch in Sicht), an dem wir eine kleine Tour zu Fuß auf die umliegenden Berge machten. Die Straßenverhältnisse blieben einigermaßen in Ordnung, wobei wir immer ein bisschen Angst hatten, dass uns bei dem ganzen Geklapper irgendwann Teile vom Auto abfallen würden J Wir passierten Kingoonya, ein Dorf, das seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Der alte Highway in Richtung Darwin führte bis in die 70er Jahre hier entlang. Mit der Eröffnung der neuen, deutlich besser ausgebauten Straße wurde es still in Kingoonya. Zwar führt hier noch die Zugstrecke von Perth nach Adelaide, der sogenannte „Indian Pacific“, entlang, jedoch halten die Züge hier nicht an. Was bleibt, ist ein halbverlassenes Dorf mit einem Pub, das nach Aussage der Touristinformation in Coober Pedy seit Jahrzehnten ums finanzielle Überleben kämpft.



Deutliche Warnungen für das Befahren von abgelegenen Regionen des Landes


Der Weg führte uns durch Salzseen...

..., Hügellandschaften....

... bis nach Kingoonya.

Keine Angst, das war NICHT der Pub, sondern wirklich nur ein verlassenes Roadhouse.

Daumen hoch vom Kangüru!


Nachdem wir wieder auf dem asphaltierten Highway angekommen waren, fuhren wir noch ca. 2 Stunden weiter bis nach Coober Pedy, wo wir die nächsten 2 Tage verbrachten.



Beim Betreten der Opal-Abbau-Bereiche sollte man die Augen offen halten.


Coober Pedy von oben - recht unspektakulär, da sich viel unter der Erde abspielt. 

Opal-Abraum-Hügelchen

Den im Sommer extrem heißen und im Winter zumindest nachts sehr kalten Temperaturen begegnen die Einwohner hier mit einer ziemlich intelligenten Idee – Wohnungen unter der Erde. Viele Menschen haben sich ihre Bleibe in sogenannten „Dugouts“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um alte, aufgegebene Opal-Minenschächte, die zu Wohnzwecken umfunktioniert wurden. Wir schauten uns eine dieser Wohnungen an und waren verblüfft, wie angenehm die Raum-Temperatur trotz über 40 Grad Außentemperatur war. Im Inneren eines solchen Dugouts herrschen das ganze Jahr zwischen 22 und 24 Grad, egal wie warm oder kalt es draußen ist. Es braucht dafür keine Klima-Anlage sondern einfach mindestens 2 senkrechte Belüftungsschächte, damit die Luftzirkulation gewährleistet ist. Genial, wie sich die Menschen hier an ihre unwirtliche Umgebung angepasst haben. Das Pärchen, das uns durch „Faye´s Underground Home“ führte, lebt jedes Jahr für 3 Monate in diesem Dugout und kümmert sich um Pflege und Wartung. Faye, die eigentliche Besitzerin, hatte ihre Wohnung zusammen mit 2 anderen Frauen vor 30 Jahren mit einfachem Gerät in den Berg gegraben. Mittlerweile lebt sie nicht mehr, die aktuellen Besitzer halten das Anwesen jedoch für die Öffentlichkeit zugänglich.  Das Innere strahlte durch die lehmfarbenen Steinwände Gemütlichkeit aus, uns würde allerdings auf Dauer das Tageslicht fehlen.


Anschließend besuchten wir noch eine orthodoxe Kirche, die sich auch unter der Erde befand.



Im Umoona Opal-Museum nahmen wir an einer Führung Teil und bekamen wirklich alle unsere Fragen restlos beantwortet. Hans, unser Guide, kommt ursprünglich aus Österreich und lebt seit den 1960er Jahren in Coober Pedy. Sein Leben finanzierte er mit der Opalsuche, seine Wohnung befand sich natürlich auch unter der Erde. Hans konnte immer noch sehr gut Deutsch und freute sich offensichtlich sehr, mal wieder mit jemandem in seiner Muttersprache quatschen zu können. Wir erfuhren, dass es einige Leute in der Stadt durch Opale zu großem Reichtum gebracht hatten. Hans war sicherlich nicht steinreich, konnte aber dank seiner harten Arbeit ein gutes Leben führen. Die Führungen in der Opal-Mine macht er mittlerweile nur noch, um nicht ganz einzurosten.

Grundsätzlich kann sich jedermann für, je nach Größe, 50$ - 100$ eine Schürflizenz kaufen und in dem von ihm ausgewählten Gebiet anfangen, zu graben. Große Bergbau-Unternehmen gibt es hier nicht, die Opale werden ausschließlich von Privatleuten ans Tageslicht befördert. Wir hätten also auch die Möglichkeit gehabt, hier unser Glück zu versuchen. Leider reicht die Schaufel auf dem Dach unseres Autos nicht aus, man muss schon ein paar Dollar mehr in die notwendige Technik investieren.

Für arme Reisende wie uns gibt es in der Stadt auch die Möglichkeit, auf einer Abraum-Halde nach eventuell bei Abbau und Sortierung übersehenen Opal-Steinen zu suchen (Noodeling). Es soll schon Leute gegeben haben, die hier Steine im Wert von mehreren tausend Dollar gefunden haben. Wir hatten eigentlich auch vor, auf Schatzsuche zu gehen. Aufgrund der abartigen Temperaturen und der brennenden Sonne entschieden wir uns dann aber dagegen.
Stattdessen schauten wir uns noch eine weitere Wohnung im Untergrund an – die vom hier berühmten „Crocodile Harry“. Fred, mit dem wir in Perth zum Angeln gefahren sind, gab uns mit auf den Weg, Harry von einem seiner Kumpels schöne Grüße auszurichten. Leider weilte Harry mitterweile schon einige Jahre nicht mehr unter uns. Trotzdem kann man sich gegen eine kleine Gebühr seine Bleibe anschauen, was ziemlich unterhaltsam war. Harry hat in seinen jungen Jahren als Krokodil-Fänger gearbeitet und in seinem Leben unzählige Menschen aus allen Teilen der Welt kennen gelernt. Die komplette Wohnung ist mit  Bildern, Grüßen und Unterwäsche seiner Eroberungen geschmückt.







Gegen Abend schauten wir uns den Sonnenuntergang an den ca. 30 km entfernten Breakaways an, einer in verschiedensten Farben strahlenden Hügel-Landschaft. Von dort aus sieht man auch den Dingo-Zaun, der sich über 5400 km durch Australien zieht und die Schafweiden im Südwesten des Landes vor Dingos und Füchsen schützen soll. Wir genossen das Farbenspiel und machten uns auf den Rückweg zum Campingplatz in Coober Pedy. Nicht weit von den Breakaways entfernt kreuzte plötzlich eine ca. 1,5 Meter lange Echse unseren Weg, ein „Goanna“. Wir stiegen aus und schoßen einige Fotos. Zu nah wollten wir uns an diese Riesen-Echse allerdings nicht heran wagen.


Ganz viel Nichts.



Die Breakaways


Goanna, eine Riesenechse.



Am nächsten Tag verließen wir Coober Pedy in Richtung Ayers Rock. Die Etappe von ca. 750 km fuhren wir in einem Stück und erwarteten eine noch kargere Landschaft als bisher. Zu unserer Verwunderung wurde die Vegetation allerdings immer grüner, je näher wir dem Uluru kamen. Überall Gras, Bäume, viele Vögel – damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Auf unserem Campingplatz am Ayers Rock Resort angekommen sprach dann auch einer unserer Nachbarn vom „Green Center“ (Grünen Zentrum) statt vom „Red Center“ (Roten Zentrum) Australiens. Wir erfuhren, dass es in den Wochen vor unserer Ankunft für diese Region verhältnismäßig hohe Niederschläge gab. Der Kontrast von rotem Stein und Sand, grünen Pflanzen und blauem Himmel war einfach fantastisch, das haben wir so noch nirgendwo anders gesehen.

Wir verbrachten die nächsten Nächte am Uluru und feierten dort auch meinen Geburtstag. Steffi überraschte mich am Morgen mit einem in der Camp-Küche gedeckten Geburtstagstisch. Über die bunten Muffins mit zwei „31“-Kerzen, einen aufblasbaren Wasserball (weil ich ich immer beschwerte, dass wir im Wasser nichts zum Spielen hatten) und eine süße Geburtstagskarte freute ich mich tierisch. Danke nochmal, liebe Steffi J Dem besonderen Anlass geschuldet, gönnten wir uns eine völlig überteuerte Flasche Sekt. Der Kauf von Alkohol ist hier besonders restriktiv. Generell war man nur mit einer vom Campingplatz ausgestellten Karte überhaupt dazu berechtigt, Alkohol zu kaufen. Zudem konnte man am Tag nur 6 Flaschen Bier oder eine Flasche Wein pro Person erstehen. Allerdings auch das nur zu utopischen Preisen. Grund für diese Regulierungen war, dass sich viele Aboriginie-Communities/-Gemeinschaften in den abgelegenen Gegenden Australiens zu „Dry Zones“ erklärt haben, also zu Gebieten, in denen es keinen Alkohol zu kaufen gibt. Damit soll den großen Alkoholproblemen der Ureinwohner entgegen gewirkt werden. Da wir einerseits nicht vorgesorgt hatten und andererseits kein Vermögen ausgeben wollten, verzichteten wir weitestgehend auf Alkohol, was für uns beide zum Glück kein Problem ist J.



Unseren ersten vollen Tag verbrachten wir an den „Kata Tjutas“, einer Ansammlung von 36 Bergen, die ca. 40 km vom Uluru entfernt sind. Trotz dieser Distanz gehören sie zum gleichen Gesteinsmassiv, dessen andere Spitze der Uluru ausmacht. Wir machten uns auf den 7 km langen „Valley of the winds“-Walk („Tal der Winde“-Wanderung). Dieser Weg ist im Sommer aufgrund extremer Temperaturen nur bis 11:00 Uhr morgens geöffnet. Wir kraxelten durch die spektakuläre Gesteinslandschaft und waren froh, viel viel Wasser eingepackt zu haben.  Zwischendurch gab es auf diesem Weg auch Funk-Notrufstationen, da viele Wanderer alljährlich die Gefahren in diesem Klima unterschätzen und schnelle Hilfe benötigen.






Wir schauten uns innerhalb der nächsten 2 Tage 2 Sonnen-Untergänge und einen Sonnenaufgang am Uluru an. Spektakulär und wunderschön. Man neigt ja dazu, die Bilder, die man von diesem riesigen Felsen sieht, als bearbeitet abzutun. Dem ist definitiv nicht so. Das Farbenspiel ist 1:1 so, wie man es von Werbe-Fotos kennt. Neben dem lohnenswerten Besuch des Kulturzentrums schlossen wir uns einer von der Nationalparkverwaltung kostenlos angebotenen ca. 2-stündigen Tour am Fuß des Uluru an. Unser Guide war halb Australier/halb Aboriginie und wusste einfach wahnsinnig viel über die Kultur. Ich hatte ja vorher mit dem Gedanken gespielt, den Berg eventuell zu besteigen. Das wäre zu dieser Jahreszeit allerdings täglich immer nur vor 8 Uhr morgens möglich gewesen, da der Weg zu dieser Zeit aufgrund der extremen Hitze geschlossen wird. Im Kulturzentrum und von unserem Guide wird man jedoch mehrfach darauf hingewiesen, dass die eigentlichen Besitzer des Berges, die ansässige Aboriginie-Community, von einer Besteigung abraten. Grund ist die kulturelle Bedeutung, die sie dem für sie heiligen Fels zumessen. Unser Guide drückte es so aus: „Ihr könnt den Berg besteigen, wenn ihr möchtet. Es ist nicht verboten, das zu tun. Fragt euch aber selbst einmal, ob ihr eine Moschee ohne Kopftuch oder eine Kirche in kurzen Hosen und schulterfrei betreten würdet.“ Ganz ehrlich, uns beiden leuchtete das vollkommen ein. Für uns ist es zwar „nur“ ein Berg, für andere Menschen aber ein wirklich heiliger und spiritueller Ort. Ich habe mich aus diesem Grund letztendlich dagegen entschieden.










Diskussionen darüber, ob der Aufstieg komplett geschlossen werden sollte, gibt es schon seit langem. Man müsste meinen, dass die Besitzer des Landes darüber bestimmen dürften. Dem ist nicht so. Das Land wurde dem Stamm zwar in einer festlichen Zeremonie vor vielen Jahren offiziell übergeben, zeitgleich wurde aber die Verpachtung des Landes an die Nationalparkverwaltung für die nächsten 99 Jahre beschlossen. Defacto bleibt den Einheimischen damit lediglich die Möglichkeit, um eine Nichtbesteigung zu bitten. Weitere Mittel gibt es nicht. Es wurde ebenfalls beschlossen, dass der Aufstieg geschlossen wird, wenn weniger als 20% der den Nationalpark besuchenden Touristen wirklich den Berg erklimmen. Man nähert sich seit Jahren an diese Zahl an, hat sie aber noch nicht erreicht. Schlimm auch, wie sich einige Menschen, die sich für den Aufstieg entscheiden, benehmen. So spült es bei Regen neben Exkrementen auch Windeln, Tampons und andere Toilettenartikel vom Berg in die umliegenden Wasserlöcher. Die sind Messungen der Naturschutzbehörde zufolge mittlerweile so mit Keimen belastet, dass man als Mensch nicht mit dem Wasser in Berührung kommen sollte. Was das für die einheimische Tierwelt bedeutet, kann sich sicherlich jeder vorstellen.







Nachdem die Führung gegen 10 Uhr morgens beendet war, genossen wir noch ein wenig die Stille ohne andere Leute. Steffi, meine kleine Vogelliebhaberin, fühlte sich wie im Paradies und im Gras direkt vor uns hörten wir, wie eine große Echse ein kleines Vögelchen zum Frühstück verspeiste. Anschließend hatten wir die brilliante Idee, den Uluru einmal zu Fuß zu umrunden. Der Weg ist ca. 8 km lang. In die Quere kam uns nur die abartige Hitze – wieder locker über 40 Grad im Schatten – die uns nach ca. 2 km das Handtuch werfen ließ und zum Umkehren zwang. Solange man im Schatten des Berges unterwegs war, konnte man es einigermaßen aushalten. Sobald die Sonne allerdings höher stieg und kein Baum mehr Schatten spendete, war es für unsere zarten Körper dann aber vorbei. Zurück am Auto mussten wir erstmal Druck von unseren gefüllten Benzinkanistern auf dem Dach ablassen, die sich in der Sonne schon gut aufgebläht hatten und drohten, unseren Dachgepäckträger auseinander zu drücken. Den Sprit hatten wir vorsorglich an einer Tankstelle am Highway aufgefüllt, mussten hier aber trotzdem noch einmal zu absoluten Höchstpreisen (über 2$/Liter und damit teurer als in der größten Einöde Westaustraliens) nachfassen.
Unsere Abende verbrachten wir nach Sonnenuntergang auf dem Campingplatz mit Kochen. Zu späterer Stunde gesellten sich dann mal wieder Unmengen von Insekten zu uns, was Steffi meist erstaunlich gelassen aufnahm. Man sieht, meine Frau macht deutliche Fortschritte J Als ich zum Fotografieren näher an eine auf der Lehne unserer Bank entlang laufende Gottesanbeterin heran trat, blieb diese stehen und drehte ihren Kopf in meine Richtung, um mich direkt anzustarren. Ein kleines bisschen Horrorfilm-Feeling.

Wir wollten anschließend eigentlich noch einen Abstecher zum Kings Canyon machen, was nochmal einige hundert Kilometer mehr gewesen wären. Davon nahmen wir dann Abstand und entschieden uns stattdessen für die Fahrt zur „Painted Desert“, der „bemalten Wüste“. Vom Highway zurück in Richtung Süden nach Coober Pedy nahmen wir eine Abzweigung, die uns über mit spitzen Steinen übersäte Buckelpisten ca. 100 km ins Nirgendwo führte. Bei Sonnenuntergang kamen wir an einer Farm an, die in unserer Camping-App offiziell als Campingplatz angegeben war. Wir wurden von 2 freundlichen, kleinen Hunden begrüßt, die Besitzer selbst waren nicht zuhause. Wir machten unser Auto fürs zu Bett Gehen fertig und bereiteten unser Abendbrot zu. Für den Abwasch gab es ein freistehendes Spülbecken mit Blick auf den Sonnenuntergang. Süß, wie die 2 Hunde die ganze Zeit über unsere Nähe suchten. Toilette und Dusche befanden sich in einem Container und waren mit ziemlich vielen Krabbeltieren besiedelt. Die kamen dann nach Einbruch der Dunkelheit auch schlagartig aus allen Ritzen gekrochen, sodass wir uns schnell ins Auto zurückzogen. Am nervigsten waren winzige schwarze Käfer, die vor allem Steffi immer wieder bissen. Die kleinen Biester waren so winzig, dass sie durch die Maschen unseres Insektennetzes am Kofferraum hindurch passten. Wir verbrachten die Nacht also mit gefühlt einigen hundert WG-Partnern in nächster Nähe. Unsere kleinen Hundefreunde waren anscheinend auch nicht besonders ausgearbeitet und hatten ihre Energie während der brennenden Hitze des Tages für eine aktive Nacht aufgespart. So kam es, dass ständig einer von beiden irgendwelchen Tieren, seien es Kängurus oder Dingos, laut bellend über das komplette Grundstück hinterher jagte. An viel Schlaf war damit nicht zu denken, die Nacht hätte durchaus erholsamer sein können.


Abwaschbecken mit Blick auf den Sonnenuntergang

Unser Campingplatz in der Nähe der "Painted Desert"

Für Steffis Begriff waren die Hunde ein wenig zu zutraulich.


Nichtsdestotrotz legten wir am nächsten Morgen noch die letzten Kilometer zu den Aussichtspunkten der „Painted Desert“ zurück. Der Aufwand hatte sich auf jeden Fall gelohnt, die Farben des Sandes und Gesteins waren noch einmal etwas beeindruckender als in den „Breakaways“. Wir frühstückten Müsli mit Milch in der aufgehenden Sonne mit Wüstenblick, Steffi bestimmte noch einige Vögel an einem nahegelegenen Wasserloch. Eine Tour zum zweiten Aussichtspunkt machte ich allein, da ein riesiges Spinnennetz mit zugehöriger Spinne den Pfad versperrte. Ich machte mich klein und passte darunter durch, Steffi wollte sich das nicht antun. Die Aussicht von oben war atemberaubend.


Eine "Kamel-Melone", die mitten in der Wüste wuchs. Essbar aber kein wirklicher Genuß.







Beim genauen Hinsehen erkennt man unser Auto und die kleine Steffi erkennen

Aussicht auf die Hügel der "Painted Desert"


Anschließend fuhren wir zurück zum Highway, passierten Coober Pedy und übernachteten am Spuds Roadhouse ca. 200 km vor Port Augusta, welches wieder an der Küste gelegen war. Hier führt auch die Zugstrecke Adelaide-Darwin entlang („The Ghan“), die über 3000 km quer durchs Land geht. Wir gönnten uns noch 2 Bier im Pub, bevor es ins Bett ging. Der Campingplatz war kostenlos und komplett mit Dusche und Toilette ausgestattet. Auf freiwilliger Basis konnte man im Roadhouse eine Spende hinterlassen, was wir gern taten. Solche Übernachtungsmöglichkeiten sollten unserer Meinung nach definitiv unterstützt werden.

In Port Augusta angekommen ging es erstmal zur Tourist-Information. Wir wollten irgendwo übernachten, wo es schöne Strände gibt um zum vorerst letzten Mal unsere Bodyboards nutzen zu können bevor unsere Weiterreise nach Goondiwindi nur noch durchs Inland führt. Die Auswahl an Stränden war sehr begrenzt, Port Augusta selbst lud nicht wirklich zum Baden ein. Wir füllten unsere Vorräte auf und fuhren noch ca. 30km südlich nach Saint Germain. Wir verbrachten die nächsten 3 Nächte auf einem total entspannten Caravanpark an einem Strand, der aber auch unter dem australischen Standard war. Wir konnten das Wasser bei Ebbe meistens nur einige hundert Meter vom Strand entfernt erahnen. Bodyboarden war damit gestorben. Berühmt war Saint Germain lediglich für die längste hölzerne Seebrücke Australiens, die aufgrund eines starken Sturms vor einigen Monaten schwer beschädigt und damit derzeit nicht begehbar war. Zudem war die Gegend sehr beliebt bei Krabbenfischern.

Unsere Tage verbrachten wir mit Lesen, Vogelbeobachtungen, Kochen, Film schauen und schlafen. Herrlich, mal nicht komplette Fahrtage einlegen zu müssen.

Von Saint Germain aus fuhren wir bei Broken Hill über die Grenze nach New South Wales. Unsere Nacht verbrachten wir auf einem der besten und modernsten Zeltplätze unserer gesamten Reise in Wilcannia. Wunderschön gelegen direkt an einem kleinen Wasserloch machten wir uns früh am Morgen auf eine kleine Tier-Erkundungstour und konnten neben zahllosen Kängurus wieder sehr viele Vögel, unter anderem schwarze Kakadus, sehen. Unser Auto machte schon seit 2 Tagen kleine Mucken, den ersten und zweiten Gang konnte man teilweise nur unter Gewaltanwendung wechseln. Ich recherchierte ein bisschen im Netz und kam zu dem Schluss, dass wir es erstmal mit dem Wechseln des Getriebeöls probieren sollten. In Cobar, dem nächsten größeren Ort, fuhren wir in die Werkstatt und siehe da – das Problem war zwar noch nicht ganz gelöst aber die Gänge ließen sich wieder deutlich leichter durchschalten. Mal schauen, wie sich das über die nächsten Wochen noch entwickeln sollte.

Wir machten einen für australische Verhältnisse kurzen Umweg von 200 km um Melike zu besuchen. Wir hatten sie bei unserem letzten Aufenthalt in Goondiwindi kennengelernt (vielleicht erinnert ihr euch noch an die Poolparty aus dem entsprechenden Blogeintrag). Melike arbeitete mittlerweile auf einer Schaffarm in der Nähe des Städtchens Condobolin. Ihre Gasteltern freuten sich über unseren Besuch, duldeten nicht, dass wir im Auto schlafen und richteten uns eins ihrer Schlafzimmer in ihrem schicken Farm-Häuschen ein. Wir saßen bis spät in den Abend zusammen, aßen, unterhielten uns über das Reisen, Rassismus in Australien, den Umgang mit den Ureinwohnern – eigentlich über Gott und die Welt. Superinteressant, weil die beiden zu vielen Themen eine unserer Meinung nach total gesunde Einstellung hatten.

Am nächsten Morgen kam David, der Farmer, mit einem in der Nacht zuvor frisch geborenen Lamm auf dem Arm zur Tür hereinspaziert. Das kleine Ding war noch vollkommen erschöpft von der Geburt und darum völlig ruhig. Den rasenden Herzschlag spürte man allerdings, sobald man das Tier auf dem Arm hatte. Wirklich rührend auch, wie David feuchte Augen bekam. Auch wenn er sein ganzes Leben auf der Schaffarm verbracht hatte, ging ihm die Geburt eines neuen Tieres immer noch sichtlich nahe. Steffi freute sich vor der Abfahrt noch über einige pinke Kakadus, die sich in den Bäumen auf dem Grundstück versteckten.



Melike und Steffi mit einem ganz "frischen" Lämmchen

Major-Mitchell-Kakadu

Die folgende Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in Dubbo, auf dem wir früh morgens von direkt über uns im Baum sitzenden, krächzenden, weißen Kakadus geweckt wurden.





Unser letzter Stopp, bevor es wieder zurück ins Arbeitsleben gehen sollte, war für die nächsten 2 Tage der Warrumbungle Nationalpark. Ein wunderschöner Park mit bewaldeten Bergen, kleinen Flüsschen in ruhigen Tälern und einer superinteressanten Tierwelt. Wir begegneten bei einer Wanderung unzähligen „Golden Orb“- Spinnen, die ihre Netze direkt über dem Weg gespannt hatten. Unter den ersten Netzen liefen wir noch hindurch, aber irgendwann wurde es einfach zu viel und wir kehrten um. Auf dem Rückweg fiel uns dann auf, wie viele der Tiere wir auf dem Hinweg eigentlich schon übersehen hatten. Auge in Auge mit einer Känguru-Familie kurz vor dem Parkplatz hofften wir, dass die Tierchen nicht doch mal aggressiv reagieren um ihren Nachwuchs zu schützen. In der Tourist-Information sagte man uns im Nachhinein, dass die Golden-Orb-Spinne selbst zwar sehr sehr groß aber völlig ungefährlich sei. Immerhin etwas.







Mal wieder eine Riesen-Echse, diesmal direkt auf dem Zeltplatz


Die letzten 400 km nach „Gundy“, wie die Einheimischen Goondiwindi liebevoll nennen, fuhren wir in einem Ritt durch und sahen zwischendrin noch einen Sandsturm wüten. Wieder angekommen führte uns unser erster Weg direkt ins Victoria Hotel, wo wir überschwänglich begrüßt worden. Wir hatten wirklich das Gefühl, hier wieder willkommen zu sein!







Nun sind wir schon seit Mitte März wieder am Arbeiten, Steffi kellnert fleißig und ich verkaufe diesmal hauptsächlich Alkohol im Bottleshop. Für unsere Erlebnisse in Gundy gibt es demnächst noch einmal einen gesonderten Blogeintrag.

Für alle, die neugierig bzgl. unserer weiteren Reiseplanung sind hier vorab schon mal unsere Reiseroute mit den schon gebuchten Flügen:

27.07. - Sydney - Hawaii
02.08.  - Hawaii - Las Vegas
07.08. - Las Vegas - Mexico City
09.11. - Cartagena (Kolumbien) - New York
15.11. - New York - Lissabon

Wir betreten also Mitte November nach über 2 Jahren wieder europäischen Boden und werden ca. 4 Wochen später Mitte Dezember wieder zuhause sein.

Viele Grüße aus dem mittlerweile herbstlichen Goondiwindi!

Basti und Steffi