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Donnerstag, 12. Januar 2017

Roadtrip Nord- und Westaustralien Teil 1: Wasser, Wasser und noch mehr Wasser



Ein frohes Neues zu allererst! Wir melden uns im neuen Jahr mit neuen Abenteuern zurück.

Heute dreht sich alles hauptsächlich um unseren Roadtrip mit Robin und Jule von Darwin nach Perth. 


Aber erst einmal knüpfen wir an unseren Abschied aus Goondiwindi an.

Wie bereits erwähnt hatten wir unsere Arbeitsphase um 2 Wochen verlängert, da wir die Mitarbeiterweihnachtsfeier am 11.12 noch mitnehmen wollten. Unsere Kostümierung zum Thema „Mexico“ kam super an. Wir hatte uns ala „Dia de los Muertos“ geschminkt und damit von allen den meisten Aufwand betrieben. Die Party war ein voller Erfolg. Alle uns wichtigen Kollegen, Chef und Chefin sowie deren erwachsene Kinder waren anwesend und in Sombreros, falsche Schnurrbärte, Ponchos und Piñatas gehüllt. Es gab eine Jukebox zur musikalischen Unterhaltung und „open Bar“- das heißt, alles darf getrunken werden. So kam es, dass nach dem Abendessen (frische Garnelen, eine ganze Keule Schinken, Brötchen, Kürbis und Kartoffeln sowie Soßen) alles durcheinander getrunken wurde.
Am Ende tanzte Jeder mit Jedem, barfuss und wir auf der Bar (zum Glück hat´s die Chefin nicht gesehen) und wir feierten und tranken Kurze bis die Chefin um 1 Uhr die Party für beendet erklärte, weil sie am nächsten Tag arbeiten musste. Wir und ein paar andere hatten aber noch nicht genug und zogen im Einkaufswagen in Richtung unserer Wohnung um dort noch einen Absacker zu trinken. Wie zu erwarten, ging das nicht ohne kleinere Unfälle von statten. Der blaue Fleck war noch ein paar Tage sichtbar. Zu Hause angekommen gab es noch ein Getränk und den Abschied der liebgewonnen Kollegen. Sam übernachtet bei uns und bedankte sich mit einem heimlich gemachten und hochgeladenem Schlaf-Foto von uns.

unsere Gang


niemand wurde ernsthaft verletzt

v.l.n.r Connor(AUS),Basti,Sam(AUS), Thomas (D)



Mit ziemlichem Kater ging es dann am 12.12 an den Auszug. Erst erschien die Teppichreinigung, das ist Pflicht in Australien, während wir verzweifelt versuchten unser Hab und Gut im Auto unter zu bringen. Es ist unfassbar, wie viel Krimskrams sich doch in 3 Monaten anhäufen kann. Einiges landete gezwungenermaßen im Müll. Trotzdem mussten wir uns eine Dachbox fürs Auto kaufen, da wir nicht alles Wichtige unterbekommen konnten. Wir haben viel Offroad-Equipment und Werkzeug zum Autokauf dazu bekommen, was sich später noch als sehr nützlich erweisen sollte. Dann kam die Dame von Ray White, unserer Hausverwaltung, um die Wohnung abzunehmen. Wider Erwarten fand sie „Mängel“. Diese Wohnung war, als wir einzogen, schon sehr lange nicht mehr richtig geputzt worden und ziemlich renovierungsbedürftig. Ich (Steffi) hatte 3 freie Tage damit zugbracht, Fenster, Ventilatoren und Scheuerleisten zu putzen, Vorhänge zu waschen und die Küche zu schrubben. Trotz allem bemängelte die Dame staubige Lampenschirme, Flecken an den Wänden und ein staubiges Fensterbrett, welches ich vergessen hatte. Daran konnte ich ihr den Zustand der Wohnung vorher zeigen, denn das war offensichtlich keine Staubschicht von 3 Monaten. Trotzdem bestand sie darauf eine Reinigungskraft kommen zu lassen, welche uns noch 1(!!!) Arbeitsstunde berechnete. Wieder eine Lektion, alle Mängel sofort zu fotografieren.

Nach diesem Ärgernis ging es dann aber auf den Highway Richtung neugewonnene Freiheit.

475 km für die erste Etappe nach Darwin. Wir übernachteten auf einem Caravan Park im 50 Seelendorf Mungallala und bekamen vom Besitzer auch noch gratis die Reste vom sehr leckeren Abendessen aufgewärmt. So sind sie, die Aussies…

Die restlichen 2816km spulten wir in 2,5 Tagen ohne weiter nennenswerte Ereignisse ab und waren heilfroh, am 15.12 endlich in Darwin anzukommen.





Achtung: Auto fressende Kühe :)


Unsere Ankunft in Darwin konnten wir also einen Tag früher als geplant vermelden. Sehr praktisch, da wir direkt in unserem mit Jule und Robin gebuchten Motel im gleichen Zimmer einen Tag früher einchecken konnten. Endlich wieder eine Klimaanlage zum Schlafen! Schon lustig, dass wir das nach nur 3 Übernachtungen im Auto im Outback so genießen. Aber die Temperaturen und vor allem die extreme Luftfeuchtigkeit haben einem nachts tatsächlich ziemlich den Zahn gezogen. Darwin machte auf uns direkt einen sehr gepflegten, netten Eindruck. Es gibt Strände, die man sich leider nur anschauen kann. Aufgrund der ständigen Gefahr durch tödliche Quallen, aggressive Salzwasserkrokodile und eine Vielzahl unterschiedlicher Hai-Arten wird vom Baden dann doch eher abgeraten. Nach unserer ersten Nacht in dem hauptsächlich von Aborigines bewohnten Motel ging es für uns noch darum, die letzten Dinge für unseren Road Trip einzukaufen. Neue Flipflops, 2 Bodyboards, Schnorchelausrüstung und ein Moskitonetz für unseren Kofferraum (nachdem sich herausgestellt hat, dass selbst 4 geöffnete Fenster mit Moskitonetzen keinen wirklichen Abkühlungseffekt mehr haben und der Schweiß im Schlaf in Strömen läuft).

Und dann war es endlich Zeit für die lang ersehnte Wiedervereinigung - wir holten Jule und Robin am 16.12. pünktlich um 15:30 vom Flughafen ab. So schön, die beiden wieder zu sehen. Und wie erwartet war alles von Anfang an so, als wäre man nie weg gewesen. Es gab so viel zu erzählen! Das Gepäck der beiden nahmen wir in unserem Auto mit zum Motel. Da wir nur 2 Sitzplätze haben und das Herumkutschieren von Mitfahrern auf einem selbst gebauten Bett ohne Gurte in Australien wahrscheinlich nicht gern gesehen wird, griffen die beiden auf ein Taxi zurück. Im Motel angekommen stießen wir erstmal auf unser Wiedersehen an, bevor es abends zum Seafood all-you-can-eat am Hafen ging. Zu einem vertretbaren Preis gab es hier Austern, Krabben, Salate, Fleisch, Desserts und so ziemlich alles was das Backpackerherz sonst noch begehrt. Sehr, sehr lecker! Den Abend über tauschten wir noch Geschichten aus der Heimat und der Welt aus, bevor wir unsere prall gefüllten Leiber zur Ruhe legten.

Der Roadtrip beginnt!

Tag 1

Am 17.12. packten wir all unseren Kram zusammen und ich holte mit Robin den Allrad-Camper von der Autovermietung ab. Ein Toyota Hilux mit Wohnmobil-Aufbau. Also ein wirklich geländegängiges Fahrzeug, dem wir in den nächsten 21 Tagen (genau wie unserem Auto) einiges zumuten sollten.
Unser erster Stop war der Kakadu-Nationalpark östlich von Darwin. Auf dem Weg dahin erlegte Robin am helllichten Tag direkt sein erstes kleines Känguru. Kein Schaden am Auto, dafür Totalschaden am Känguru. Armes Tierchen. Leider allerdings unvermeidbar, wenn es direkt aus dem Gebüsch vors Auto hüpft. Auf dem Campingplatz in Jabiru angekommen, begann es erstmal zu regnen. Wir verbrachten den Abend mit Salatzubereitung und ausgiebigem Verzehr alkoholischer Getränke.



schwarze Kakadus


Tag 2

Das Wetter hatte sich bis zum nächsten Morgen wieder beruhigt und wir konnten den Tag mit strahlendem Sonnenschein starten. Wir fuhren zuerst in Richtung Ubirr im Norden des Parks. Dort konnten wir eine riesige Kolonie von Flughunden beobachten, die über uns in den Bäumen hing. Es muss sich um hunderte, vielleicht sogar tausende Tiere gehandelt haben. Die Geräusch- (und Geruchs-) Kulisse war unbeschreiblich.




Corella

Wallaby in Action




Um von diesem Punkt aus weiter in Richtung Arnhem-Land (Aborigine-Territorium) zu fahren, hätten wir mit dem Auto einen Fluss, den Alligator River, durchqueren müssen. Am Tag zuvor hat das offensichtlich bereits jemand probiert und ist gescheitert. Der Toyota Landcruiser lag auf der Seite mitten im Wasser. Keine tolle Vorstellung, wenn man an die Krokodile denkt, die sich in so einem Fall über einen stürzen könnten. 



Nach ein bisschen Kletterei über sehr schöne Felsen fuhren wir von da aus also wieder in Richtung Süden und schauten uns ca. 1000 Jahre alte, sehr gut erhaltene Felszeichnungen am Nourlangie Rock Art Site an.




 Eine Flussfahrt auf dem Yellow River ließen wir aufgrund des am Nachmittag einsetzenden Regens ausfallen. Robin und ich nahmen stattdessen noch ein Nackt-Bad in einem Naturpool mitten im Park.



 Etappenziel an diesem Tag war Katherine, wo wir die Nacht auf dem zweiten in Augenschein genommenen Campingplatz verbrachten. Der erste, günstigere Platz sah ziemlich übel aus. Das "Büro" war eine zusammengestürzte Holzbaracke und die Szenerie erinnerte eher an eine abgerockte Wohnwagensiedlung als einen Zeltplatz. Dann doch lieber ein paar Dollar mehr in die Hand nehmen...

Tag 3

Am 19.12. hieß unser Ziel Kununarra, der erste Ort in Westaustralien, nachdem wir das Northern Territory verlassen hatten. Auf dem Weg dahin legten wir einen Stop am berühmten Gregorys Tree, in den  und am riesigen Stausee Lake Argyle ein. 

Gregorys Tree

fingernagelgroße Mikrofrösche 


Lake Argyle



BFF


An der Grenze Northern Territory/Western Australia mussten wir an einem Checkpoint unsere Vorratskisten auf Obst, Gemüse und sonstige Naturprodukte checken lassen. Unser Honig fiel der Überprüfung leider zum Opfer. Man macht sich in Australien sehr große Sorgen um die Ausbreitung von Schädlinge und Krankheiten, daher die Vorsicht. In Kununarra angekommen gönnten wir uns nach dem Einchecken auf dem Campingplatz erstmal eine schön fettige Portion Fish and Chips. Zurück auf dem Campingplatz begann es mal wieder in Strömen zu regnen. Glücklicherweise konnten wir den Rest des Abends zu viert in Jules und Robins Camper verbringen, der groß genug war, um 4 Leute sitzend zu beherbergen. Nachdem der Regen aufgehört hatte, wollten wir zum ersten Mal unser Moskitonetz am geöffneten Kofferraum ausprobieren. Dumm nur, dass der Regen zeitnah wieder einsetzte. Das hieß also: alle Fliegennetze wieder abbauen und bei feuchter Hitze im Auto ohne Frischluftzufuhr im eigenen Saft schmoren. Eine perfekte Nacht, wie ihr euch sicher vorstellen könnt :-)

Tag 4

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter beruhigt und wir konnten mit Seeblick frühstücken. Ich (Steffi) hatte die Gelegenheit, die Seevögel mit meinem Fernglas und Vogelbestimmungsbuch etwas zu beobachten. Dann fuhren wir los zum Pentecost River. Dieser begrenzte das erste Stück von der Gibb River Road- einer über 600km langen, touristischen Offroad-Strecke zwischen Kununarra und Derby. Da im Moment Regenzeit ist, hatten wir für die komplette Tour nicht den richtigen Zeitpunkt gewählt. Es waren laut Anwohnern nur sehr wenige Touristen überhaupt auf dieser Strecke unterwegs und durch Regen waren die Flüsse „unpassierbar“ und die Straße in Teilen gesperrt. Die Jungs wollten trotzdem mal gucken fahren um zu sehen, was ihnen entgeht. Spontan entschied sich Robin, den Pentecost River trotz allem einmal zu durchqueren. Seine Devise war: “Das ist der tiefste Fluss auf der gesamten Strecke, wenn wir den schaffen, ist der Rest kein Problem mehr.“ Also fuhr er mit dem 4x4 Apollo Camper kurzerhand durch. Mir (Steffi) rutschte das Herz in die Hose und ich hatte große Angst, dass er stehen und stecken bleibt und unser Roadtrip beendet ist bevor er überhaupt so richtig begonnen hatte. Aber alles ging gut und er kam auf unserer Seite des Ufers glücklich und unbeschadet wieder an. Nun war Basti auch angespornt und mit bettelndem Blick fragte er mich ob ich sehr böse wäre, wenn er es auch versuchen würde. Meine Antwort war eindeutig: “Tu es, wenn du es nicht lassen kannst, sei dir nur bewusst, dass unser ganzes Hab und Gut, Papiere etc. im Auto sind. Wenn du absäufst, stehen wir ohne alles da.“ Er hat es dann trotzdem gemacht. Ich konnte gar nicht hinsehen. Ein Thriller. Er hat es letztendlich auch gemeistert und war ganz stolz, ich einfach nur erleichtert.


großes Grübeln am Pentecost River

Robin in Action

Von unserem Auto aus gefilmt

Basti und Robin in Action

Weg zurück zum Highway

 Nun kribbelte es Robin, die Strecke trotz Sperrung komplett fahren zu wollen, Basti schreckte vor den exorbitanten Strafen zurück und ich vor plötzlich einsetzendem Regen, welcher uns auf dem Weg eingeschlossen hätte. So entschieden wir uns, den Weg nach Derby auf der geplanten asphaltierten Strecke zurückzulegen und den Wolfe Creek Meteoritenkrater als Sehenswürdigkeit einzuschieben. Als wir auf die Tanami Road einbiegen wollten stand da aber wieder ein großes „Gesperrt“-Schild. Diesmal schoben wir alle Bedenken beiseite und bogen auf die 130km lange, unasphaltierte Huckelpiste ein. Ich war mittlerweile müde und von der Idee immer noch nicht ganz überzeugt, beugte mich aber dem Willen der Gruppe. Unterwegs trafen wir noch eine Aborigine-Familie, die liegengeblieben war. Wir fragten ob sie Hilfe brauchen aber sie hatten es sich schon mitten auf der Straße mit einem Feuer gemütlich gemacht und waren völlig unbeeindruckt davon, mitten im Nirgendwo in der Dunkelheit übernachten zu müssen. Die haben´s eben raus mit dem Survival. Wir gaben ihnen eine Flasche Wasser und fuhren weiter.

Nun ging es durchs erste Tor zum Nationalpark und, welch Überraschung, der komplette Weg war überflutet. Wir hatten keine Ahnung, wie tief es wohl sein würde und ob wir uns festfahren könnten. Robin war aber wieder ganz mutig und optimistisch und sagte: „ Ich fahre vor, wenn ich stecken bleibe wisst ihr Bescheid.“ Also ab, durch die rote  etwa 50m lange Pfütze. Das Wasser war nur etwa 30cm hoch. Diese Prozedur wiederholte sich einige Male, bis wir endlich um halb 9 auf unserem Zeltplatz angekommen waren. Dieser bestand aus einem Plumpsklo. Nun packten wir Tische, Stühle und Gaskocher aus und machten uns an die Zubereitung von Reis mit Hähnchencurry. Einziges Problem: Der Boden lebte. Er bestand nur aus roter Erde, Grashüpfern, welche einen ständig ansprangen, komisch kriechenden großen, schwarzen Käfern und daumenlangen Spinnen. Durch die Luft flogen unkoordiniert Motten, welche von unseren Lichtern angelockt wurden. Das war zu viel für mich, die Ekelgrenze war erreicht. Robin und Jule boten mir netterweise an, im Camper beim Schnippeln der Zutaten zu helfen, damit ich dem Getier nicht die ganze Zeit ausgesetzt und abgelenkt bin. Das ging gut, bis ich 3 Vodka-Orange später wieder heraus kam, um das Hähnchen umzurühren. Ich hatte gerade den Deckel abgenommen um den Löffel in den Topf zu stecken, als etwas Großes in den Topf sprang. Völlig enttäuscht und wütend knallte ich den Deckel wieder drauf und ging heulend in die rabenschwarze Nacht. Da schluchzte ich mir an Bastis Schulter die ganze Anspannung des Tages von der Seele und war nach diesem kleinen Zusammenbruch bereit zum Abendessen. Robin versicherte mir, dass das,was auch immer es war, sofort wieder aus dem Topf gehüpft wäre. Ich bin mir nicht sicher ob er nicht Mitleid mit mir hatte und es heimlich rausgefischt hat. Ich überprüfte jeden Löffel ganz genau ob er knusperte. Der Appetit war mir vergangen und ich ging gut beschwipst ins Bett. Dann regnete es plötzlich wieder und Basti, Robin und Jule zogen sich auch schnell ins Bett zurück.

Tag 5

Am nächsten Morgen, dem 21.12., klingelte der Wecker um 4:30 zum Sonnenaufgang, den wir nach Besteigung des Kraters fotografieren wollten. Wir waren gespannt, wie die Umgebung wohl aussehen würde. Wir wurden etwas enttäuscht: rote Erde und hin und wieder ein trockener Grasbüschel und kleine Termitenhügel. Sonst bis zum Horizont keine malerische Landschaft.



Dafür erhob sich der den Aborigines heilige und sagenumwobene zweitgrößte Meteoritenkrater der Welt aus der Einöde. 

Blick in den Krater



Sobald die Sonne aufging war von den Insekten der Nacht keine Spur mehr zu sehen, sie waren einfach verschwunden. Dafür waren die Fliegen wieder da - unsere treuen Begleiter. Auf unserer Reise hat man sich so an sie gewöhnt, dass es eher auffällt, wenn sie mal fehlen. Sie fliegen einem penetrant und permanent in Nase, Augen und Ohren und sitzen auf der Kleidung. Sehr nervig aber verkraftbar. 


Die Sonne ging leider hinter der nächsten Wolkenwand auf aber wir konnten trotzdem schöne Fotos vom Krater machen. Besonders interessierte mich der bewachsene Salzsee im Kraterinneren, aber für den Abstieg zu dieser Tageszeit waren wir dann doch zu faul. Zum Frühstück begrüßte uns ein majestätischer weiß-pinker Major-Mitchell-Kakadu und anschließend machten wir uns auf zum nächsten Etappenziel nach Derby.

Major Mitchel Kakadu






 Also die gesamte Waschbrettpiste zurück bis zum Highway. Die Aborigine-Familie vom Vorabend stand mit ihrem kaputten Auto immer noch an der gleichen Stelle und versicherte uns nochmals, dass Hilfe unterwegs sei. Robin gab den 2 kleinen Kindern noch 2 Wasserflaschen, die sie ihm freudestrahlend aus den  Händen rissen.

Zurück an der Zufahrt zum Wolfe Creek


 In Fitzroy Crossing, dem nächsten größeren Ort angekommen, buchten wir unseren Campingplatz in Derby und teilten dem Besitzer telefonisch mit, dass wir noch einen kleinen Umweg über das andere, noch nicht gesperrte Ende der Gibb River Road fahren werden. So weit so gut. Die unbefestigen Straßen waren offiziell geöffnet und wir konnten uns am Tunnel Creek noch eine sehr schöne Landschaft mit beeindruckenden Felsformationen anschauen. Ab diesem Punkt setzte dann auch der Regen ein.

Rotes Riesenkänguru

Tunnel Creek

Kragenechse



 Wir machten noch einen kleinen Abstecher in den Schlamm, in dem sich Robin trotz geringer Getriebeuntersetzung fest fuhr. Wir kamen mit unserem Auto durch und konnten unser Abschleppseil, das wir in Kununarra gekauft hatten, zum ersten Mal zum Einsatz bringen. Wir konnten Robin problemlos aus dem Schlamm ziehen.



 Der Zustand der Straße verschlechterte sich durch den Regen ab diesem Punkt allerdings dramatisch. Die oberste Schicht bestand nur noch aus Schlamm, auf dem es sich wie Schmierseife fuhr. Selbst mit Allrad fuhren wir die nächsten 30 km mit maximal 40 km/h und drifteten dabei von links nach rechts als würden wären wir auf Eiern unterwegs. Der Schlamm wurde tiefer, das Fahren anstrengender und Robin im Rückspiegel immer kleiner. Wir hatten glücklicherweise Funkgeräte dabei, um uns zu verständigen. Robins Auto regelte die Motorleistung aufgrund der ständig durchdrehenden Reifen immer wieder ab, dadurch kamen die beiden noch deutlich langsamer voran als wir. Elektronischer Schnickschnack kann halt doch manchmal nervig sein J Anhalten war bei den Straßenzuständen allerdings auch keine Option mehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir wieder auf eine zumindest teilweise asphaltierte Piste, auf der nur noch etwas Wasser stand. Wir kamen nach insgesamt 12 Stunden Fahrt mit völlig verdreckten Autos auf dem Campingplatz in Derby an. Der Besitzer sagte uns, er hätte nicht gedacht, dass wir diese Strecke bei den aktuellen Witterungsverhältnissen schaffen. Umso besser, dass alles funktioniert hat und die Autos durchgehalten haben!

Da der Regen nicht nachzulassen schien, entschieden wir uns, in einem Bungalow anstelle des Autos zu schlafen. Bei strömendem Regen alles vorzubereiten und vor allem nachts auf Toilette zu gehen (das passiert in unserem Alter schon öfter) macht nicht wirklich viel Freude. Entspannt konnten wir also den Abend mit Jule und Robin bei einer mäßig leckeren Pizza und einigen Drinks in unserem Bungalow zu Ende gehen lassen.

Tag 6

Nach dieser Nacht versuchten wir, am Pier einen Blick auf die dort lebende Salz- und Süßwasserkrokodile zu erhaschen. Wie schon zuvor im Kakadu Nationalpark leider ohne Erfolg. Durch die Regenfälle waren die meisten Flüsse recht schlammig, sodass man direkt im Fluss nichts erkennen konnte. Da die Regenzeit gerade jetzt einsetzt und die Temperaturen sehr hoch sind, sehen die Krokodile leider auch keinen Sinn darin, sich auf den Flussbänken aufzuwärmen. Egal, immerhin habe ich (Basti) mich innerhalb von 45 Minuten bei bewölktem Himmel ziemlich böse verbrannt. Ziel erreicht :-) Die australische Sonne ist aber auch wirklich übel. Wir schauten uns noch eine Aborigine-Kunstgalerie an, die von 2 Europäern betrieben wurde. Superschöne Bilder, die Preise jedoch etwas über unserem Budget. Toll, dass den umliegenden Aborigine-Gemeinden mit dieser Galerie eine Basis für die Vermarktung ihrer Kunst geboten wird! Wir konnten einer Gruppe Frauen beim Malen eines riesigen Bildes direkt über die Schulter schauen. Anschließend schauten wir uns noch den Prison-Tree an. 
Ein Denkmal, das an die Zeiten der Sklaverei erinnert, in denen die Ureinwohner in Ketten gelegt und zu allen möglichen gefährlichen Arbeiten gezwungen wurden.

der geschichtsträchtige "Prison Tree"

Einen Tag nach der Ankunft war die GRR komplett gesperrt

Ein Punkt auf der To do Liste in Derby: Umarme einen Boabtree. Check!
Beim Krokodile Suchen im Matsch versunken.



Allgemein muss man sagen, dass auch in diesen Gegenden Australiens kaum eine Verbindung zwischen dem "weißen Mann" und den Ureinwohnern zu bestehen scheint. Man sieht Aborigines eigentlich nie in Arbeit, egal, ob, wie z.B. in Halls Creek,  deren Anteil an der Gesamtbevölkerung sehr hoch zu sein scheint. Jobs an der Tankstelle, im Supermarkt oder auf dem Campingplatz werden ausschließlich von Weißen ausgeführt. Schaut man sich die Dimensionen des Landes im Autoatlas an und sieht Aborigine-Siedlungen mitten im Nirgendwo (im Umkreis von 500km keine größere Ansiedlung, wobei wir bei größerer Ansiedlung von 1000 Menschen reden), wird einem durchaus bewusst warum ein großer Teil dieser Menschen keine Arbeit hat und vom Staat lebt. Welcher Beschäftigung soll man nachgehen, wenn man so fern ab der Zivilisation lebt? Die meisten Australier scheint das allerdings nicht zu interessieren. Aborigines sind kriminell, faul und generell Alkoholiker, so der allgemeine Tenor. Woher diese Entwicklung kommt, scheint niemand wirklich zu hinterfragen. Schade, dass die Menschen, die seit tausenden von Jahren in diesem Land leben völlig an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden.

Nach unsere Ankunft in Broome bei, welche Überraschung, fast durchgängigem Regen, füllten wir unsere Tanks und Kanister auf. Wir haben zwei 20-Liter Benzinkanister auf dem Dach dabei, die einem gerade in Westaustralien und gerade wenn man viel auf unbefestigte Straßen unterwegs ist eine gewisse Sicherheit geben. Nicht zu unterschätzen sind auch die Entfernungen zwischen den Tankstellen. Selbst auf dem Highway ist es keine Seltenheit, wenn man nur alle 250 km eine Tankstelle mit überzogenen Spritpreisen sieht. Rechnet man dann noch ein paar Abstecher ins Gelände und einen Durchschnittsverbrauch von 13 Litern auf dem Highway und bis zu 19 Litern im Gelände mit ein, kommt so ein 70-Liter-Tank schnell an seine Grenzen.

Unseren Abend verbrachten wir in der, zum Glück überdachten, Campküche. Die Nacht war recht bescheiden, da das Wetter immer schlimmer wurde. Es regnete wie aus Eimern und hörte nicht mehr auf.

Tag 7

Am nächsten Morgen, dem 23.12., standen Steffi und ich zeitig auf und waren schon auf dem Weg zur Dusche völlig durchnässt. Der monsunartige Regenfall schien nicht nachzulassen. Die nette Besitzerin vom Campingplatz nahm mich recht zügig zur Seite und erklärte mir, dass zwei Zyklone auf die Küste zwischen Broome und Port Hedland zusteuern und das Wetter bis zum 27.12. nur noch schlimmer wird. Sollten wir also wirklich vorhaben, weiter nach Süden zu fahren, sollten wir das jetzt tun. Die Straßen seien schon teilweise überflutet und würden in Kürze nicht mehr passierbar sein. Sie und ihr Mitarbeiter rieten uns allerdings davon ab, loszufahren. Stattdessen boten sie uns an, entweder einen Bungalow für 4 für einen günstigeren Preis zu mieten oder in der Waschküche auf dem Fußboden zu übernachten. Da die Vorstellung, Weihnachten im Zyklon in der Waschküche zu verbringen, nicht die Tollste war, entschieden wir uns, umgehend aufzubrechen. Ohne Frühstück ging es also auf den Highway in Richtung Eighty Mile Beach (an dem wir eigentlich Weihnachten verbringen wollten) und Port Hedland. Wir checkten regelmäßig das Regenradar und es stellte sich relativ schnell heraus, dass wir genau in den Zyklon hinein fahren würden anstatt ihm davon. Was nun kommt, haben wir alle noch nie erlebt und werden es wohl auch so schnell nicht vergessen. Der Regen nahm apokalyptische Ausmaße an, es war als würden im Himmel alle Schleusen geöffnet werden. Selbst auf höchster Stufe kam der Scheibenwischer nicht mehr hinterher. Die Sicht betrug ca. 30 Meter und der Regen ließ auf den kommenden 100km kein Stückchen nach. Robin und Jule fuhren voraus, hinter uns war noch ein PKW unterwegs. Das beruhigte uns etwas. Wir kamen zu den ersten überfluteten Teilen der Straße. Das schlammige Wasser floss auf einer Länge von ca. 100 Metern von links nach rechts über die Straße, der PKW hinter uns zog noch mit. Da der Regen nicht nach ließ wurden die nächsten „Floodways“, wie sie hier genannt werden, nur noch schlimmer. Die Besatzung in dem Auto hinter uns gab auf, eine Frau in einem entgegenkommenden Transporter sagt uns, sie sei umgekehrt. Wir könnten es in unseren Autos aber schaffen. Also rein ins Vergnügen. Das Wasser wurde tiefer, die Strömung stärker. Die letzte überschwemmte Stelle war dann wohl ca. 50 cm tief. Vor uns kämpfte sich noch ein Sattelschlepper in Schrittgeschwindigkeit durchs Wasser. An Fotos oder Filmen dachte von uns in dem Moment niemand mehr. Hier hatte dann Jule Ihren Nervenzusammenbruch, weil sie bei den rund um uns einschlagenden Blitzen das Gefühl hatte, gleich drauf zu gehen. Letztendlich konnten wir aber auch diese Etappe meistern. Das Wetter wurde besser und wir hielten auf dem ersten regenfreien Rastplatz an, um das Erlebte kurz Revue passieren zu lassen.

Komplett überflutete Felder und Straßen, wir mittendrin


Nach dem Zyklon erst einmal durchatmen

 Nach einem kurzen Stop am Eighty Mile Beach, an dem wir den Zyklon noch immer auf uns zukommen sehen konnten, fuhren wir weiter nach Port Hedland. 
Der 80-Mile-Beach am Rande des Zyklons-kein guter Zeitpunkt zum Verweilen


wilder Wellensittich



Die Stadt lebt von der umliegenden Minen-Industrie und hat einen riesigen Hafen, von dem aus die Rohstoffe vorrangig nach China verschifft werden. Die Gehälter sind hier für so ziemlich alle Jobs utopisch hoch, dafür zahlt man auch bei Miete und Co drauf. Arbeiten würden wir hier trotzdem nicht wollen, das Umfeld ist wüstenartig und über lange Strecken gibt es in jede Richtung nichts außer Einöde.

In Port Hedland gingen wir mit Jule erstmal an den Strand, während Robin den Ort und vor allem den befahrbaren Sandstrand auf eigene Faust mit dem Auto erkundete. Abends gab es leckere Bratwürste mit Knoblauchbrot vom Grill und die erste Nacht ohne Regen, dafür mit spektakulärem Sonnenuntergang.








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